Les Infusions de Prada

Infusion de Vétiver 2010

Version von 2010
Apicius
26.03.2010 - 13:54 Uhr
23
Top Rezension
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Die Zukunft des Büroduftes

Als Prada im Jahr 2008 Infusion d’Homme herausbrachte, war dies nach meiner Meinung das Parfumereignis des Jahres- ein frischer moderner Irisduft für den Herrn in sehr guter Qualität, leicht erhältlich zum moderaten Preis. Nun legt Prada nach. Seit kurzem gibt es Infusion de Vetiver. Weil die beiden Düfte sich nur in Nuancen unterscheiden, habe ich sie miteinander verglichen. Darum gibt es jetzt einen Kommentar für beide.

Infusion d’Homme ist wirklich wunderbar. Ein herrlich leichter, heller Duft, pudrig (durch die Iris), edel und dezent. Eine längst fällige, moderne Interpretation des Themas „Iris“.

Iris, oder besser Iriswurzel hat einen schwer beschreibbaren Geruch. Wirklich floral ist er nicht. Wenn irgendwo pudrige Noten drin sind, liegt es meistens an der Iris. Man muss Iris einfach selber mal bewusst wahrgenommen haben, dann wird man diesen Duft auch immer wieder erkennen. Ähnlich wie Lavendel führte die Iris zumindest bis zum Erscheinen von Infusion d’Homme ein Schattendasein bei den Herrenparfums. Es gab das angestaubte Mouchoir de Monsieur von Guerlain und vielleicht noch den einen oder anderen Nischenduft – und das war es.

Auf die sonst noch vorhandenen Noten in Infusion d’Homme will ich gar nicht weiter eingehen, Kankuro hat das alles sehr gut in wenigen Sätzen erzählt. Infusion d’Homme ist ein Duft für den Frühling. Er passt zu sonnigem Wetter, zum entspannt im Straßencafé sitzen, die ersten warmen Tage und die milde Luft genießen. Und da ist das Problem. Denn wer hat dafür schon ständig Zeit?

Obwohl der Duft frisch und leicht ist – es ist kein Büroduft, das sehe ich wie TVC15. Er ist dafür zu ausgeprägt, zu sehr etwas Besonderes. Ich persönlich möchte im Büro meistens nicht von Kollegen bzw. von meinen Kunden auf mein Parfum angesprochen werden. Das würde nicht passen.

Und jetzt kommt das neue Infusion de Vetiver ins Spiel, das ist nämlich die Bürovariante von Infusion d’Homme. Wie gesagt, sind beide Düfte ziemlich identisch, nur wenige Noten dürften hier verändert oder anders gewichtet worden sein. Vetiver kommt überigens in beiden Parfums vor. Im Kopf überrascht Infusion de Vetiver mit einer sehr leichten, frischen, grünen Note zu Lasten des orangigen Nerolis, das in Infusion d’Homme mehr betont wird. Zeitweise nehme ich diese Note als einen Geruch wahr, wie er in einem Blumenladen vorkommt. Dort riecht es meiner Meinung nach gar nicht so sehr nach irgendwelchen Blüten, sondern vor allem nach den frisch zugeschnittenen Stielen der Blumen. Frisch geschälte Weidenruten könnten das auch beschreiben.

Keine Angst, diese Note bleibt stets dezent. Infusion de Vetiver ist im direkten Vergleich fahler. Man sitzt im Büro, das schöne Wetter muss leider draußen bleiben! Es fehlt gegenüber Infusion d’Homme sowohl etwas an Süße und Lieblichkeit, als auch an Volumen, welches dort vermutlich auf das Konto von Benzoe-Harz geht. Infusion de Vetiver hält sich stets im Hintergrund, bleibt immer drei Schritte hinter Infusion d’Homme zurück.

Der Drydown ist dann noch mal sehr interessant. Während Infusion d’Homme einfach nur verblasst, entwickelt sich bei Infusion de Vetiver eine sehr transparente Variante der von mir so geschätzten (Zedern?)holz-Vetiver Kombination. Genaueres zu dieser eigentümlichen Note ist im Forumsbeitrag „Zedernholz und Vetiver…“ nachzulesen. Erst jetzt rechtfertigt sich die Bezeichnung dieses Duftes! Und mit den klassischen kräftigen Vetivers, wie sie z.B. Guerlain macht, hat das alles nichts zu tun.

Ich würde sagen, dieses Konzept hat man sich bei dem innovativen Büroduft „English Breakfast“ von Mark Buxton abgeschaut. Ein frischer Duft für den Morgen, der dann langsam in eine knackige, trockene und transparente Vetiver-Holz-Kombination mündet. Somit nicht nur ein Muntermacher zum Tagesbeginn, sondern danach ein bleibender Energiespender für den Rest des anstrengenden Tages. Nachdem nun die erste mir bekannte Kopie dieses Konzeptes vorliegt, könnte ich mir vorstellen, dass wir es hier mit der Zukunft des Büroduftes zu tun haben.
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