04.10.2019 - 12:12 Uhr
Aglianico
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Aglianico
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A Bigger Splash
Zunächst ein kurzer, aber notwendiger Exkurs.
Duftnotenangaben und Duftpyramiden sind ein Mienenfeld. Wir lesen: Da ist Ingwer drin. Also suchen wir nach dem Ingwer, bis wir ihn gefunden haben. Ob er nun enthalten ist oder nicht (das ließe sich wohl nur im Labor ansatzweise herausfinden). Manchmal ist es aber auch andersherum: Wir riechen etwas, das scheinbar nicht enthalten ist. Ein prominentes Beispiel: der Layton Exclusif. Bis zu einem Korrekturvorschlag, basierend auf der offiziellen Herstellerseite, dachten hier wohl alle, in dem Duft seien die Duftnoten Zibet und Oud enthalten. (Angeblich) Pustekuchen! Die „Animalik“, die selbst meine Amateurnase herauszuschnuppern meinte, ist (angeblich) nicht enthalten. Ein kurzer Abgleich der anderen Duftpyramiden von Parfums de Marly-Düften mit denen des Herstellers ergab: Fast alle müssten überarbeitet werden und tausende Parfumas und Parfumos hätten „Dinge“ erschnuppert, die (angeblich) nicht enthalten sind. Die psychologische Wissenschaft bietet zahlreiche Erklärungsmodelle für diese kollektiv irrende Olfaktion. Aber vielleicht liegt das Problem auch auf der anderen (Hersteller)Seite.
Warum diese Einleitung? Aus zwei Gründen.
Einerseits weil mich diese Beobachtung generell vorsichtig hat werden lassen, was Duftnoten anbelangt, und ich inzwischen zu dem Schluss gekommen bin: Die Duftpyramiden der Hersteller dürften stark marketinggetrieben sein und werden vielleicht sogar im Nachhinein angepasst – man sollte primär der eigenen Nase und denen anderer „Endverbraucher“ vertrauen. Ich glaube inzwischen auch niemandem mehr, der/die behauptet, er/sie könnte sich anhand einer Duftpyramide „in etwa den realen Duft vorstellen“, egal wie viele tausend Düfte man schon getestet hat. Ein Duft ist mehr als die Summe seiner Duftnoten – und auf die angegebenen kann man sich offenbar nicht immer verlassen.
Andererseits könnte man mit Blick auf die Duftnoten – um endlich auf den Water Splash zu sprechen kommen – vermuten, dieser L’Homme-Flanker sei gänzlich anders als das bereits zum Klassiker aufgestiegene Original. Denn: Sie teilten dann nur Neroli und Zeder(nholz). Aber: Jede nicht verschnupfte Nase erschnuppert selbst nachts um drei spontan aus dem Schlaf gerissen, dass es sich hier um zwei sehr, sehr engverwandte Düfte handelt (siehe zahlreiche Statements unten). Schluss auf die beste Erklärung: Mit großen Duftnotendifferenzen auf dem Papier lässt sich ein Flanker besser verkaufen.
Trotzdem handelt es sich bei dem Water Splash meiner Meinung nach um einen interessanten Duft für mindestens folgende Zielgruppen:
1) All jene, die den L’Homme oder andere Flanker noch nicht besitzen und gerne einen sehr ähnlichen Duft zu einem Bruchteil des Preises vom selben Hersteller und offiziell derselben Parfümeurin erwerben möchten. Zurzeit mit ca. 0,33 € / ml wirklich günstig zu haben.
2) All jene, die den L’Homme sehr schätzen, aber ein wenig zu „distanziert“ (ja, das ist ein vollkommen subjektiver Eindruck) finden. Der Water Splash fügt der L’Homme-DNA eine zarte, leicht bitter-zitrische Fruchtigkeit bei, die ihn für mich eine entscheidende Nuance „wärmer“, „lebendiger“ und „sommerlicher“ macht. (Wie ein Aperol mit Mineralwasser vs. einer mit Mineralwasser und einem Schuss Orange).
3) Alle Prada-Fans, die einfach jeden Prada-Duft ihr Eigen nennen möchten (was ziemlich teuer werden dürfte).
4) All jene, die nach einem seriösen, nicht langweiligen „Business-Duft“ suchen, der sich auch in der Freizeit ohne Bedenken tragen lässt, und sich mit einem 150ml-Flakon anfreunden können.
5) All jene, die gerne in David Hockneys berühmten Gemälde „A Bigger Splash“ an einem Tag mit strahlend blauem Himmel auf dem leeren Regiestuhl am Rand des Swimming Pools vor einem luxuriösen kalifornischen Flachdachbungalow Platz nehmen möchten, um jenem titelgebenden „Splash“ nach dem Sprung vom 1-Meter-Brett beizuwohnen, und dabei Wert darauf legen, dem Kontext angemessen beduftet zu sein.
Duftnotenangaben und Duftpyramiden sind ein Mienenfeld. Wir lesen: Da ist Ingwer drin. Also suchen wir nach dem Ingwer, bis wir ihn gefunden haben. Ob er nun enthalten ist oder nicht (das ließe sich wohl nur im Labor ansatzweise herausfinden). Manchmal ist es aber auch andersherum: Wir riechen etwas, das scheinbar nicht enthalten ist. Ein prominentes Beispiel: der Layton Exclusif. Bis zu einem Korrekturvorschlag, basierend auf der offiziellen Herstellerseite, dachten hier wohl alle, in dem Duft seien die Duftnoten Zibet und Oud enthalten. (Angeblich) Pustekuchen! Die „Animalik“, die selbst meine Amateurnase herauszuschnuppern meinte, ist (angeblich) nicht enthalten. Ein kurzer Abgleich der anderen Duftpyramiden von Parfums de Marly-Düften mit denen des Herstellers ergab: Fast alle müssten überarbeitet werden und tausende Parfumas und Parfumos hätten „Dinge“ erschnuppert, die (angeblich) nicht enthalten sind. Die psychologische Wissenschaft bietet zahlreiche Erklärungsmodelle für diese kollektiv irrende Olfaktion. Aber vielleicht liegt das Problem auch auf der anderen (Hersteller)Seite.
Warum diese Einleitung? Aus zwei Gründen.
Einerseits weil mich diese Beobachtung generell vorsichtig hat werden lassen, was Duftnoten anbelangt, und ich inzwischen zu dem Schluss gekommen bin: Die Duftpyramiden der Hersteller dürften stark marketinggetrieben sein und werden vielleicht sogar im Nachhinein angepasst – man sollte primär der eigenen Nase und denen anderer „Endverbraucher“ vertrauen. Ich glaube inzwischen auch niemandem mehr, der/die behauptet, er/sie könnte sich anhand einer Duftpyramide „in etwa den realen Duft vorstellen“, egal wie viele tausend Düfte man schon getestet hat. Ein Duft ist mehr als die Summe seiner Duftnoten – und auf die angegebenen kann man sich offenbar nicht immer verlassen.
Andererseits könnte man mit Blick auf die Duftnoten – um endlich auf den Water Splash zu sprechen kommen – vermuten, dieser L’Homme-Flanker sei gänzlich anders als das bereits zum Klassiker aufgestiegene Original. Denn: Sie teilten dann nur Neroli und Zeder(nholz). Aber: Jede nicht verschnupfte Nase erschnuppert selbst nachts um drei spontan aus dem Schlaf gerissen, dass es sich hier um zwei sehr, sehr engverwandte Düfte handelt (siehe zahlreiche Statements unten). Schluss auf die beste Erklärung: Mit großen Duftnotendifferenzen auf dem Papier lässt sich ein Flanker besser verkaufen.
Trotzdem handelt es sich bei dem Water Splash meiner Meinung nach um einen interessanten Duft für mindestens folgende Zielgruppen:
1) All jene, die den L’Homme oder andere Flanker noch nicht besitzen und gerne einen sehr ähnlichen Duft zu einem Bruchteil des Preises vom selben Hersteller und offiziell derselben Parfümeurin erwerben möchten. Zurzeit mit ca. 0,33 € / ml wirklich günstig zu haben.
2) All jene, die den L’Homme sehr schätzen, aber ein wenig zu „distanziert“ (ja, das ist ein vollkommen subjektiver Eindruck) finden. Der Water Splash fügt der L’Homme-DNA eine zarte, leicht bitter-zitrische Fruchtigkeit bei, die ihn für mich eine entscheidende Nuance „wärmer“, „lebendiger“ und „sommerlicher“ macht. (Wie ein Aperol mit Mineralwasser vs. einer mit Mineralwasser und einem Schuss Orange).
3) Alle Prada-Fans, die einfach jeden Prada-Duft ihr Eigen nennen möchten (was ziemlich teuer werden dürfte).
4) All jene, die nach einem seriösen, nicht langweiligen „Business-Duft“ suchen, der sich auch in der Freizeit ohne Bedenken tragen lässt, und sich mit einem 150ml-Flakon anfreunden können.
5) All jene, die gerne in David Hockneys berühmten Gemälde „A Bigger Splash“ an einem Tag mit strahlend blauem Himmel auf dem leeren Regiestuhl am Rand des Swimming Pools vor einem luxuriösen kalifornischen Flachdachbungalow Platz nehmen möchten, um jenem titelgebenden „Splash“ nach dem Sprung vom 1-Meter-Brett beizuwohnen, und dabei Wert darauf legen, dem Kontext angemessen beduftet zu sein.
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