Cedar Atlas 2014

Helena1411
01.12.2019 - 16:19 Uhr
32
Top Rezension
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft

Das grüne Meer

Grünschimmernde Schärfe legt sich auf die Zunge, während ein hesperidischer Windhauch
das Gesicht hellerfrischend sacht streift. Der säuerlich-saftige Windhauch zieht durch koniferiges Kiefergehölz und lässt Stamm, Äste erzittern, bis sich Nadelduft zum Waldboden senkt. Nasenflügel erbeben, als sie die näherziehende Walddunkelheit wittern.
Fuß um Fuß nach vorne gesetzt, sanft abgefedert auf feuchtweichem Moosboden, dessen Dunst zwischen den lederummantelten Baumstämmen gespenstergleich schwebt.
Leise rieselt es Cardamom vom Himmel, als stünden Campherbäume zwischen den Zedern, bereits fein destilliert in ätherischen Würzseen. Nur ein kleiner Sprung, schon ist der Körper - oder ist es der Geist - eingetaucht ins tiefdunkelgrüne Meer aus Moos, Strauchgrün, Nadelbündeln, hier und da treibt ein Holzstamm vorbei. Körper und Geist treiben mit, parallel gleiten sie im Einklang durch das Zedernmeer.
Das anhaltende Dämmerlicht ist zu düster für Blumen und Blüten, die nur ähnlich einer Fata Morgana inexistent-irreal im Bodennebel erscheinen. Kein Duft entströmt ihnen, sie wabern schemenhaft vor dem Auge, um luft- und duftlos wieder zu verschwinden.
Spitze Nadeln im erdig-klammen Waldboden, das Gehen erschwerend, verschwinden unter einem Teppich aus warmdunklen Wildleder, als liefe man weiterhin über das weiche satte Moos. Übergangslose Samtigkeit in naseschmeichelnder Harmonie, die immer tiefer in das Waldmeer führt, bis zur Ruhe in sich.
Herb, so herb schmeckt dieser Spaziergang, und doch so beruhigend-grün und wohltuend-dunkel, dass die Nase noch lange auf samtigerdigen Duftpfaden, gesäumt von lederummantelten Zedern, mit Moos ausgebettet und balsamisch-holzigen Winden umweht, wandert, während der Geist schon längst in farnumwobenen Träumen zur Ruhe gekommen ist.
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