Venice
24.05.2012 - 14:30 Uhr
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Duft

Naschzeug vom Jahrmarkt

Nun ja, ich mag nicht ständig das Haus Profumum Roma bashen, obwohl sie es wegen ihres hochnäsigen Gebarens verdient hätten. Sie machen ja einen auf hyperexklusiv, suchen sich ganz genau ihre Vertriebspartner aus, und vor Ort sind sie, wie man hört, auch nicht besonders kundenfreundlich. Und obendrein sind die Preise eher im oberen Bereich angesiedelt, Tendenz steigend. Dieses Getue fordert geradezu permanentes Bashing heraus, wenn die Düfte sich beim Testen nicht als höchstkomplexe Kunstwerke herausstellen.

Und das ist bei den drei von mir getesteten (und beliebtesten?) Profumum-Düften leider der Fall, auch wenn ich persönlich Battito d'Ali, diesen sanften und bei Überdosierung mörderischen;-) Gourmand, ganz gerne mag. Confetto war vielleicht noch der raffinierteste dieser drei, hatte dafür aber eine fiese Brand-Note, die den ganzen Duft als nicht besonders hochwertig ausweist. Vanitas aber enttäuscht auf ganzer Linie: Man denkt "Ah, Vanille und Myrrhe - interessant!", aber wenn ich den Tropfen aus dem Luckyscent-Pröbchen auf mich wirken lasse, habe ich ein dèjà-vue: Vanille mit Röstnote, woher kenne ich das? - Und dann fällt es mir ein: Vanille Orientale aus der Les-senteurs-Gourmandes-Reihe, nur das Karamell fehlt. Turandot hat Recht, das ist weit entfernt von Morbidität und Todeskämpfen, das ist süßer Kinderspaß auf der Kirmes, hell und lieblich, trotz oder gerade wegen dieser Röstnote, die deutlich an gebrannte Mandeln erinnert.

Fazit also, ein trockeneres Vanille Orientale, keine Sahnebonbons, sondern eine Ladung Naschzeug vom Jahrmarkt. Mit solchen extremen Richtungen wie "Foody" ist es ja so eine Sache, mag man oder mag man nicht. Eine Berechtigung haben solche Düfte in meinen Augen auf jeden Fall, zu bemängeln ist aber das Preisleistungsverhältnis, das stimmt meiner Meinung nach hier nicht. Und schon gar nicht, wenn man sich das Gehabe der Geschwister Durante vergegenwärtigt. Daumen runter.
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