Black (Eau de Toilette) von Roberto Cavalli

Black 2006 Eau de Toilette

Yatagan
26.12.2012 - 07:44 Uhr
12
7Duft 7Haltbarkeit 7Sillage 9Flakon

Licht und Dunkel: ein gefallener Engel

Von einem Duft, der das Dunkel thematisiert (Black) erwartet man natürlich keine Leichtigkeit, sondern Schwere, Würze, Wucht. Parfums, die ein Sun, Sport oder Light im Namen führen, sind dagegen zumeist eher frisch, mit hesperiden Noten und zitrischem Auftakt.

Roberto Cavallis Black mit seinem Lavendelauftakt führt dagegen ein wenig in die Irre. Parfums, deren Kopfnote von Lavendel dominiert wird, sind im Regelfall eher leichte, luftige Düfte. Zudem erwartet man Lavendel eher bei Klassikern, weniger bei moderneren Düften, die jenseits der 2000er Jahre entstanden.

Black von Cavalli ist ein neuerer Duft (aus dem Jahre 2006) und doch enthält er Lavendel. Ich halte das für eine mutige Entscheidung. Lavendel gehört nicht zu den populären Duftnoten und taucht in Parfums der letzten Dekade in der Regel nur in schwacher Dosierung auf.

Ganz anders bei Black: Dieser Duft hat eine klare, starke Lavendelkopfnote, die fast zeitgleich mit einer starken Basis aus Tonkabohnen kontrastiert. Die Idee hinter diesem Duft erinnert ein wenig an Carons Pour un Homme, den Herrenparfumklassiker aus dem Jahre 1934 (sic!), der mir schon immer besonders gut gefallen hat. Dort ist es vor allem der Kontrast, besser gesagt der Spannungsbogen aus Lavendelfrische und Vanillewucht, die mich so sehr anspricht.

Gleiches gilt für Roberto Cavallis Black: Die in der Kopfnote angegebenen Komponenten kann ich eigentlich gar nicht unterscheiden. Den Duft von Bambus kenne ich nicht (wie mag das wohl riechen?), Estragon und Koriander kann ich nicht wahrnehmen, zumindest nicht differenzieren, und der weiße Pfeffer mag vielleicht für die leichte Schärfe des Duftes sorgen, aber Akzente scheint er mir keine zu setzen.

Was bleibt, und das ist nicht wenig, ist die klare, starke Lavendelnote, die sehr lange haftet, was bei dieser flüchtigen Duftkomponente eher selten ist, und die Basis aus Moschus und Tonkabohne. Ich habe eigentlich eher den Eindruck, dass der Duft über eine Kopfnote und eine Basisnote, nicht aber über eine Herznote verfügt, auch dies ganz ähnlich wie bei Carons Pour un Homme, dem gänzlich die "Mitte" fehlt.

So gesehen erschließt sich mir nun auch der Name diese Duftes: Black mag für die dunkle Basis stehen, denn Tonkabohne und Moschus sind klare, wuchtige Statements, während der Lavendel für die lichte, helle Seite des Duftes verantwortlich ist. So gesehen hätte der Duft einen anderen Namen verdient: Black and Light, Licht und Dunkel, Engel und Satan (für den die Schlange auf dem Flakon stehen könnte).

Wunderbar eingefangen wird dieser Kontrast von Licht und Dunkel im düsteren, glänzenden Violett des Flakons, der mit seiner changierenden Farbe erahnen lässt, welcher Kontrast in ihm steckt.

Schade, dass dieser ungewöhnliche Duft, der abseits aller Mainstreamdüfte seinen Platz im Regal gefunden hatte, schon wieder verschwunden zu sein scheint. Ein gefallener Engel.
3 Antworten
SweetheartSweetheart vor 12 Jahren
besonders schöner kommi zu einem besonderen duft :) ich mag den roberto cavalli klassiker für damen sehr gerne, besonders im winter, so vanillig:)
PaloneraPalonera vor 13 Jahren
Vermutlich war die übliche Mainstream-Klientel von dieser ungewöhnlichen Mischung überfordert bzw. konnte sie nicht einordnen - und hat die Finger davon gelassen. Hier jedoch scheint dieser Cavalli seine Liebhaber gefunden zu haben!
MoriartyMoriarty vor 13 Jahren
Eine tolle Kritik zu einem der besten Lavendel-Düfte der Moderne!