24.07.2014 - 09:28 Uhr

Yatagan
410 Rezensionen

Yatagan
Top Rezension
55
Lieb und teuer
Unkommentierte Düfte No. 45
Eines muss vorweg gesagt werden: Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu den Düften von Roja Dove entwickelt. Zunächst einmal war ich, wie bei vielen Nischenmarken, vom Preis-Leistungs-Verhältnis vieler Roja-Düfte enttäuscht. Dann allerdings bekam ich eine großzügige Abfüllung von Rojas Amber Oud und war und bin begeistert und das, obwohl ich weder ein Amber- noch ein Oud-Freund bin. Beide Komponenten sind für mich sogar oft ein Ausschlusskriterium, wenn es um meine Duftauswahl geht: meine Favoriten sind Hesperidien, grüne Noten, Vetiver. Roja Dove Amber Oud ist jedoch ein großer Duft, so groß, dass er mich überzeugt hat, dass auch Düfte dieser Fasson in meine Sammlung passen könnten. Einen nähere Analyse der Gründe, warum mir dieser nun ausgerechnet gefällt, steht noch aus und interessiert wohl nur mich selbst.
Dennoch stand ich auch dem Vetiver-Duft aus dem Hause Roja Dove reserviert gegenüber. Ein Duft, der pro Milliliter 7,30 Euro kostet, muss entweder eine Offenbarung oder eine Enttäuschung sein. Dazwischen sollte keine Raum für diesen Protagonisten der Extreme bleiben. Natürlich ist mir bewusst, dass es noch teurere Düfte gibt, natürlich weiß ich, dass Luxus immer noch zu Dekadenz steigerbar ist, aber wo Luxus - selbstverliebt - seinen Zweck der Verfeinerung von Genuss und Geschmack verleugnet, quasi zum Selbstzweck wird, muss über den Sinn solcher Düfte nachgedacht werden dürfen. Noch dazu, wenn man für eine 2 ml-Abfüllung des Duftes über 20,00 Euro zahlen muss. Ich äußere mich trotzdem nicht ausführlicher, denn...
...derzeit habe ich eine Mission: enzyklopädisch alle halbwegs verfügbaren Vetivers zu testen, miteinander zu vergleichen und zu kategorisieren. Das ist natürlich verrückt. Ich habe das überblicksweise in einigen meiner Kommentare darzustellen versucht, bin aber oftmals an der minimalen Differenz, am nicht mehr beschreibbaren Akzent zwischen zwei oder mehreren Vetiverdüften gescheitert: das bleibt unsinniges Gestammel.
Wer sammelt, hört erst auf, wenn er eine - wie auch immer - geartete oder gefühlte Vollständigkeit erreicht hat. Diese mag selbst gesetzt, absolut gedacht oder im Sinne eines Ausschnitts gewählt worden sein. Natürlich gibt es auch für mich Grenzen. Nicht jeder kaum verfügbare Vetiver-Duft muss ins Portfolio. Genauere Kriterien führe ich hier nicht an, beantworte sie aber gerne persönlich. Roja Dove musste jedenfalls dann doch auf die Liste.
Offen gestanden war ich besonders gespannt. Nicht weil der Duft so teuer wäre, sondern weil er - trotz (!) seines Preises (surprise, surprise) - so schlecht bewertet wurde. Selbst wenn man berücksichtigt, dass bisher nur ein Dutzend Bewertungen zusammen kamen, muss doch festgehalten werden, dass der Duft keinen besonders guten Start hingelegt hat. Das ist für Roja Dove (und im weiteren Sinne für einen Nischenduft) kein zufrieden stellendes Ergebnis. Mr. Dove, das war mal nichts hier! Oder?
Sehr gespannt war ich auch deshalb, weil die Liste der Inhaltsstoffe auf einige ungewöhnliche Wendungen schließen ließ: Vetiver mit Kümmel, nachgewürzt mit Muskat und - ja - Pfeffer, abgerundet mit Labdanum und Moos. Das klingt deftig. Ist es das?
Nein, deftig ist er nicht, dieser Duft, eher feinsinnig, fein gesponnen, ein wenig artifiziell in seiner Wirkung. Kümmel, den ich eigentlich in Düften sehr schätze, kann ich hier kaum wahrnehmen, eher schon das andere Krautige, wie zum Beispiel Muskat und Sellerie, eine zitronige Kopf- und Herznote, die vermutlich auch dem Litsea Cubeba geschuldet ist, aus dem Citral gewonnen wird (daneben ist ohnehin Bergamotte und Zitrone in der Kopfnote angegeben). Dass hier auch ein floraler Aspekt mitschwingt, lässt sich nicht leugnen; dieser versteckt sich aber dann doch hinter der Dominanz des Vetivers.
Vergleicht man Rojas Vetiver mit anderen, dann fällt auf, dass hier ein durchaus geglückter Mittelweg gewählt wurde.
Wenig erinnert an die modernen, dunklen Vetiverdüfte vom Schlag der Encre Noirs, Sycomores und Dior Privée Vétivers, auch wenn eine schwache Erinnerung an diese Vertreter aufglimmt.
Wenig erinnert auch an die eher herb-grün-erdigen Vertreter im Stile von Guerlains Vetiver (in der neuen Fassung), weil die erdig-modrige Komponente hier durch aufhellende zitrische Akzente gemildert und durch Gewürze abgerundet wurde.
Wenig erinnert zudem an weiche Kompositionen wie Monothemes Vetiver Bourbon, auch wenn auch diese Vetiver-Fassung von Roja Dove einen runden, weichen, jedoch noch nicht femininen Charakter hat.
Man könnte fast meinen, dass es Roja Dove darauf ankam, einen Duft zu schaffen, der im Schnittpunkt dieser drei Varianten verortet ist - und wäre es so: dann ist es ihm ausnehmend gut gelungen.
Wenigstens unter den derzeitigen Wetterbedingungen mit sehr hohen Außentemperaturen hält der Duft allerdings nicht allzu gut auf der Haut (was bei einem Roja Parfum verwundern mag) und bleibt überdies im Rahmen seiner auf Kompromiss bedachten Formel ein wenig blass, ein wenig zu dezent. Berücksichtigt man dann noch den sehr hohen Preis, kann die Gesamtbewertung letztlich doch nicht besser ausfallen.
Als Resümee bleibt ein Duft, der viel will, viel verspricht, einiges hält, als Alternative durchaus überzeugen kann, aber keine neue Spur am Vetiverhimmel zieht.
Eines muss vorweg gesagt werden: Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu den Düften von Roja Dove entwickelt. Zunächst einmal war ich, wie bei vielen Nischenmarken, vom Preis-Leistungs-Verhältnis vieler Roja-Düfte enttäuscht. Dann allerdings bekam ich eine großzügige Abfüllung von Rojas Amber Oud und war und bin begeistert und das, obwohl ich weder ein Amber- noch ein Oud-Freund bin. Beide Komponenten sind für mich sogar oft ein Ausschlusskriterium, wenn es um meine Duftauswahl geht: meine Favoriten sind Hesperidien, grüne Noten, Vetiver. Roja Dove Amber Oud ist jedoch ein großer Duft, so groß, dass er mich überzeugt hat, dass auch Düfte dieser Fasson in meine Sammlung passen könnten. Einen nähere Analyse der Gründe, warum mir dieser nun ausgerechnet gefällt, steht noch aus und interessiert wohl nur mich selbst.
Dennoch stand ich auch dem Vetiver-Duft aus dem Hause Roja Dove reserviert gegenüber. Ein Duft, der pro Milliliter 7,30 Euro kostet, muss entweder eine Offenbarung oder eine Enttäuschung sein. Dazwischen sollte keine Raum für diesen Protagonisten der Extreme bleiben. Natürlich ist mir bewusst, dass es noch teurere Düfte gibt, natürlich weiß ich, dass Luxus immer noch zu Dekadenz steigerbar ist, aber wo Luxus - selbstverliebt - seinen Zweck der Verfeinerung von Genuss und Geschmack verleugnet, quasi zum Selbstzweck wird, muss über den Sinn solcher Düfte nachgedacht werden dürfen. Noch dazu, wenn man für eine 2 ml-Abfüllung des Duftes über 20,00 Euro zahlen muss. Ich äußere mich trotzdem nicht ausführlicher, denn...
...derzeit habe ich eine Mission: enzyklopädisch alle halbwegs verfügbaren Vetivers zu testen, miteinander zu vergleichen und zu kategorisieren. Das ist natürlich verrückt. Ich habe das überblicksweise in einigen meiner Kommentare darzustellen versucht, bin aber oftmals an der minimalen Differenz, am nicht mehr beschreibbaren Akzent zwischen zwei oder mehreren Vetiverdüften gescheitert: das bleibt unsinniges Gestammel.
Wer sammelt, hört erst auf, wenn er eine - wie auch immer - geartete oder gefühlte Vollständigkeit erreicht hat. Diese mag selbst gesetzt, absolut gedacht oder im Sinne eines Ausschnitts gewählt worden sein. Natürlich gibt es auch für mich Grenzen. Nicht jeder kaum verfügbare Vetiver-Duft muss ins Portfolio. Genauere Kriterien führe ich hier nicht an, beantworte sie aber gerne persönlich. Roja Dove musste jedenfalls dann doch auf die Liste.
Offen gestanden war ich besonders gespannt. Nicht weil der Duft so teuer wäre, sondern weil er - trotz (!) seines Preises (surprise, surprise) - so schlecht bewertet wurde. Selbst wenn man berücksichtigt, dass bisher nur ein Dutzend Bewertungen zusammen kamen, muss doch festgehalten werden, dass der Duft keinen besonders guten Start hingelegt hat. Das ist für Roja Dove (und im weiteren Sinne für einen Nischenduft) kein zufrieden stellendes Ergebnis. Mr. Dove, das war mal nichts hier! Oder?
Sehr gespannt war ich auch deshalb, weil die Liste der Inhaltsstoffe auf einige ungewöhnliche Wendungen schließen ließ: Vetiver mit Kümmel, nachgewürzt mit Muskat und - ja - Pfeffer, abgerundet mit Labdanum und Moos. Das klingt deftig. Ist es das?
Nein, deftig ist er nicht, dieser Duft, eher feinsinnig, fein gesponnen, ein wenig artifiziell in seiner Wirkung. Kümmel, den ich eigentlich in Düften sehr schätze, kann ich hier kaum wahrnehmen, eher schon das andere Krautige, wie zum Beispiel Muskat und Sellerie, eine zitronige Kopf- und Herznote, die vermutlich auch dem Litsea Cubeba geschuldet ist, aus dem Citral gewonnen wird (daneben ist ohnehin Bergamotte und Zitrone in der Kopfnote angegeben). Dass hier auch ein floraler Aspekt mitschwingt, lässt sich nicht leugnen; dieser versteckt sich aber dann doch hinter der Dominanz des Vetivers.
Vergleicht man Rojas Vetiver mit anderen, dann fällt auf, dass hier ein durchaus geglückter Mittelweg gewählt wurde.
Wenig erinnert an die modernen, dunklen Vetiverdüfte vom Schlag der Encre Noirs, Sycomores und Dior Privée Vétivers, auch wenn eine schwache Erinnerung an diese Vertreter aufglimmt.
Wenig erinnert auch an die eher herb-grün-erdigen Vertreter im Stile von Guerlains Vetiver (in der neuen Fassung), weil die erdig-modrige Komponente hier durch aufhellende zitrische Akzente gemildert und durch Gewürze abgerundet wurde.
Wenig erinnert zudem an weiche Kompositionen wie Monothemes Vetiver Bourbon, auch wenn auch diese Vetiver-Fassung von Roja Dove einen runden, weichen, jedoch noch nicht femininen Charakter hat.
Man könnte fast meinen, dass es Roja Dove darauf ankam, einen Duft zu schaffen, der im Schnittpunkt dieser drei Varianten verortet ist - und wäre es so: dann ist es ihm ausnehmend gut gelungen.
Wenigstens unter den derzeitigen Wetterbedingungen mit sehr hohen Außentemperaturen hält der Duft allerdings nicht allzu gut auf der Haut (was bei einem Roja Parfum verwundern mag) und bleibt überdies im Rahmen seiner auf Kompromiss bedachten Formel ein wenig blass, ein wenig zu dezent. Berücksichtigt man dann noch den sehr hohen Preis, kann die Gesamtbewertung letztlich doch nicht besser ausfallen.
Als Resümee bleibt ein Duft, der viel will, viel verspricht, einiges hält, als Alternative durchaus überzeugen kann, aber keine neue Spur am Vetiverhimmel zieht.
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