FvSpee
Top Rezension
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Huhn, glücklich eine Bleistiftmine findend.
Nicht sicher ich mir bin, ob dieser Duft mich unter normalen Umständen zu einer Rezension inspiriert hätte. Nachdem ich allerdings bislang vier von vier Erzeugnissen dieser Marke verrissen habe, erschiene es mir nicht fair play, über diesen doch recht gelungenen schweigend hinwegzugehen.
Nachdem einer der Vorstater in dem Duft eine inkontinente Tanne ausgemacht hat, kann ich allerdings nicht mehr versuchen, in puncto originelle Bilder und Wortschöpfungen eins draufzusetzen und bleibe sachlich.
Monochrome ist der erste Duft der Reihe mit einem passenden Namen. In der Tat wirkt der Duft einfarbig, in einer gewissen Weise ein-tönig im besseren Sinn des Wortes. Er besteht aus dunklen, gedeckten Tönen und changiert zwischen anthrazit, sepia und dunkeloliv.
Der Duft weist keine ausgeprägte Entwicklung auf. Er streunt ein bisschen nach rechts und nach links, macht auch mal Männchen oder einen Sprung, aber alles ohne systematische Marschroute. Ich beschreibe ihn daher nachstehend als ob er linear wäre, auch wenn er das ganz streng besehen nicht ist. Er ist von mittlerer Haltbarkeit und projiziert ausgesprochen zurückhaltend.
Das Rückgrat von Monochrome, so man ihm eines zubilligt, ist die Bleistiftzeder, und zwar inklusive einer woher auch immer rührenden Anthrazitmine. Wer diese charakteristische Note mag (ich tu's) ist, wenn er den Duft geschenkt bekommt, schon mal nicht schlecht bedient (ein Kauf empfiehlt sich nur, wenn man zuviel Geld hat).
Diesem grau-braunen Marker (Duftmarker, nicht Textmarker, diese Leuchtstifte riechen anders) ist je ein dunkelgrün-waldfrischer und ein herbdunkel-gewürzbrauner Duftklangteppich, oder vielleicht auch nur ein paar Teppichbodenfliesen von jeder Sorte, zur Seite gestellt. Der Grünausleger soll wohl durch Tanne, Vetiver, Rosmarin und Galbanum ausgedrückt werden, obwohl ich jedenfalls auf die letzten beiden eher nicht gekommen wäre. Bei den Gewürzen hätte ich eher auf die K-Gruppen (Kümmel, Koriander, Kardamom) getippt. Kewürznelke finde ich weniger plausibel, jedenfalls fehlt die markante Nelkencharakteristik.
Leder fehlt meines Erachtens völlig. Soweit so ordentlich. Leider hat man auch hier wohl geglaubt, nicht auf den großzügigen Einsatz gefälliger Aromachemie verzichten zu sollen, um den Duft anschlussfähig an die Riechgewohnheiten von Duftneulingen zu machen, die sich freuen, ihr Duschgel oder Waschmittel wiederzuerkennen. Daher präsentiert sich - so scheint es mir - der Bleistift-Wald-Gewürzduft, der an sich das Potenzial zu urtümlicher Schroffheit ebenso wie zu subtiler Finesse in sich trüge, bis zu einem gewissen Grade weichwattiert in einer schwer definierbaren, hintergründigen süßlichen Frische und fruchtigen (! - woher auch immer) Cremigkeit, die dem monochromen Bild alle harten, spannenden Kontraste raubt und es bis an die Grenze des Kitsches weichzeichnet.
Kein großer, aber auch kein misslungener Duft; schlüssig komponiert und für Freunde der holzig-würzigen Richtung als geschmeidiger, inoffensiver Einstiegsduft gut tragbar.