Seerose
Top Rezension
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Scharfes heiliges Holz
Schon wieder noch kein Kommentar! Aber wenn ich immer erst nachgucke, nachdem ich einen Duft schon einige Stunden zum Testen getragen habe, muss ich bei so einem recht unbekannten Duft ja damit rechnen.
Zuerst der Verlauf: "Lôence" startet sehr scharf nach Gewürzen und ist gleich herbe und holzig. Danach folgt nur hautnah eine Phase von Trockenfruchtaromen, Pflaume etwa und nach Tabak, ungeraucht, frisch aus der Dose oder Packung.
Jedoch um mich herum und im Raum duftet es dessen ungeachtet weiter nur nach scharfem, aromatischen Hölzern mit Gewürzen.
Diese nur hautnah wahrzunehmende Phase verschwindet nach ca. 30 Minuten und dann bleibt unvermindert seit über vielen Stunden ein äußerst scharfer holziger Duft.
Es ist eine Mischung aus vor allem zu Beginn synthetisch anmutenden Holzdüften, teilweise nach aromatischen vor allem Nadelhölzern und Gewürzen wie Wacholder, sehr scharfem Pfeffer und auch dem aromatischen Kubebenpfeffer duftend.
Auf Weihrauchduft, dem ja oft sehr eigene balsamische Harznoten und Kräuterdüfte innewohnen, wäre ich so nicht gekommen.
Jedoch ist der Begriff Weihrauch nichts, was sich auf eine ganz bestimmte genau festgelegt Duftnote beschränkt. Es gibt viele Harze, die in Weihrauchmischungen sind. Es gibt verschiedene Harze der Weihrauchsträucher und -büsche. Und das aus verschiedenen Gegenden. Alle duften anders. Es werden hier in der Ingredienzliste denn auch gleich verschiedene Weihrauchsorten vorgeschlagen. Ich kenne mich nicht so damit aus, dass ich davon einzelne benennen könnte.
Mein Räucherweihrauch duftet jedenfalls anders. "Cardinal" von Heely duftet für mich völlig anders. Und der Kirchenweihrauch auch. Aber Weihrauch für religiöse Zwecke wird auch in ganz unterschiedlichen Mischungen hergestellt.
Das ist mit Weihrauch ähnlich wie mit "Curry". Da gibt es so viele Mischungen von Curry, auch was die Schärfe betrifft, den Duft und den Geschmack.
So ist das bei Weihrauch auch. Es handelt sich fast immer nur um Mischungen aus Harzen, Kräutern und Gewürzen, die man verräuchert, sei es zu religiösen und spirituellen Zeremonien oder auch aus medizinischen Gründen oder beides als Einheit. Deswegen heißt es ja auch "Weih-" und aus alten europäischen Sprachen: "Heiliger Rauch" gleich: Weihrauch, Why.., Wy... etc..Solche Mischungen wurden in "Weihwasser" zum Besprengen und Reinigen vermischt. Und jetzt wie hier, als Duftessenzen in Parfüms einarbeitet.
Reine Weihrauchharze aus Nordostafrika sind sehr kostbar, sie werden hier als Ingredienzen genannt.
Das lasse ich jetzt so stehen. "Lôence" als Duft ist für mich ein wohlriechender, starker und schöner Duft, geradezu kompromisslos. Aber ich empfinde "Lôence" zum einen nicht als neuen experimentellen Duft und zum anderen kann ich mir "Lôence" nicht so recht als Parfüm vorstellen. Es ist für mich ein Raumduft, ein Weihwasser.
Es fehlt mir eine balsamische Harzigkeit etwa. Würde man aber Lavendel und ähnliche Kräuter und Blüten zufügen, wäre es wieder ein ganz gewöhnlicher Männerduft. So stelle ich mir das jedenfalls vor.
Haltbarkeit und Sillage sind bei "Lôence" sehr gut. Unisex? Da sage ich diesmal: "Das müssen die Frauen selber wissen. Mir ist "Lôence" zu maskulin als Parfüm.