19.04.2016 - 14:39 Uhr
Meggi
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16
Kein Kontrapunkt
Als am 7. Mai 1747 der 62-jährige Johann Sebastian Bach auf Schloss Sanssouci eintraf, unterbrach König Friedrich II. das abendliche Konzert mit den Worten „Meine Herrn, der alte Bach ist gekommen!“
Das mag Ausdruck von Wertschätzung gewesen sein – wenngleich diese dann freilich nicht hingereicht hatte, dem Besucher aus Leipzig irgendeine Anerkennung, geschweige denn ein Honorar zu gewähren. Gut möglich scheint auch, dass der Preußenherrscher den betagten Vater eines seiner Hof-Musiker mehr als eine Art Fachkompetenz-Kuriosität wahrnahm. Dafür könnten die musikalischen Aufgaben sprechen, die er dem Thomaskantor stellte.
Wir wollen glauben, dass es Wertschätzung war. Doch selbst eine solche konnte nicht verhehlen, dass die Zeit des „alten Bach“ vorüber war. Er hatte den „Kontrapunkt“ zur höchsten Vollendung geführt, eine Kompositionstechnik, deren Kunst darin liegt, Stimmen und Gegenstimmen zu ersinnen, die nicht nur harmonisch in jedem Moment zueinander passen, sondern ebenso für sich allein als melodische Linie bestehen können. Wer Werke von Bach spielt oder singt, erlebt staunend jene Gleichberechtigung und begreift, warum Musiker noch nach Hunderten von Jahren Bachs Werke wie ein ehrfurchtgebietendes Evangelium studieren.
Das genaue Gegenteil sind zum Beispiel die – Entschuldigung! – gerne mal völlig hirnfreien Basslinien der Rockmusik, die einzig geeignet sind, Akkorde zu komplettieren und eine Oberstimme zu untermalen. Das Wieder-Auseinanderdriften im musikalischen Gehalt zwischen Oberstimme und Begleitung setzte schon zu Bachs Lebzeiten ein; seine eigenen Söhne komponierten bereits „moderner“. Pech für die Unterstimmen.
Lômusk nun ist – eine Unterstimme, deren…äh…Melodie der Name vorgibt. Na denn mal los: Ich rieche zum Auftakt eine ganze Weile etwas wie billiges Trüffelöl-Aroma oder so. Ist das mit den „metallischen Noten“ gemeint? Es folgen ausgebremste, un-stinkige Scheinbar-Weißblüher und ich frage mich, ob das als Moschus-Vorstufe gedacht ist. Schließlich entsteht eine fürchterlich künstliche Moschus-Note, die länger durchhält als Johannes Heesters. Zum Abend hin wird der Synthetik-Moschus zunehmend muffig (was jetzt keine weitere Parallele zur Person sein soll). Sofern das die angebliche Seide darstellt, dann hätte der Stoff allerdings ein Weilchen in einer feuchten Ecke gelegen.
Zunächst hatte ich vermutet, es müsse sich bei Lomusk mithin um eine Duft-Studie handeln, in der vielleicht Ähnlichkeiten und Verwandtschaften von Aromen aus der Moschus-Ecke aufgezeigt werden sollen. Mittlerweile habe ich jedoch gelesen, dass dieser Nennen-wir-ihn-Duft als Unterstimme zum Layern mit allem möglichen anderen vorgesehen ist.
Aha. Tja, der Auftritt mag hundertmal konzeptionell gewollt sein, aber warum sollte ich mir eine olfaktorische Zumutung kaufen, die erst durch zusätzliche Anschaffungen – eventuell! – erträglich wird?
Lômusk ist leider bloß eine einsame, üble Basslinie. Eine Unterstimme ohne Leben. Kein Kontrapunkt.
Trotzdem danke ich Taurus1967 selbstverständlich für diese Erfahrung.
Das mag Ausdruck von Wertschätzung gewesen sein – wenngleich diese dann freilich nicht hingereicht hatte, dem Besucher aus Leipzig irgendeine Anerkennung, geschweige denn ein Honorar zu gewähren. Gut möglich scheint auch, dass der Preußenherrscher den betagten Vater eines seiner Hof-Musiker mehr als eine Art Fachkompetenz-Kuriosität wahrnahm. Dafür könnten die musikalischen Aufgaben sprechen, die er dem Thomaskantor stellte.
Wir wollen glauben, dass es Wertschätzung war. Doch selbst eine solche konnte nicht verhehlen, dass die Zeit des „alten Bach“ vorüber war. Er hatte den „Kontrapunkt“ zur höchsten Vollendung geführt, eine Kompositionstechnik, deren Kunst darin liegt, Stimmen und Gegenstimmen zu ersinnen, die nicht nur harmonisch in jedem Moment zueinander passen, sondern ebenso für sich allein als melodische Linie bestehen können. Wer Werke von Bach spielt oder singt, erlebt staunend jene Gleichberechtigung und begreift, warum Musiker noch nach Hunderten von Jahren Bachs Werke wie ein ehrfurchtgebietendes Evangelium studieren.
Das genaue Gegenteil sind zum Beispiel die – Entschuldigung! – gerne mal völlig hirnfreien Basslinien der Rockmusik, die einzig geeignet sind, Akkorde zu komplettieren und eine Oberstimme zu untermalen. Das Wieder-Auseinanderdriften im musikalischen Gehalt zwischen Oberstimme und Begleitung setzte schon zu Bachs Lebzeiten ein; seine eigenen Söhne komponierten bereits „moderner“. Pech für die Unterstimmen.
Lômusk nun ist – eine Unterstimme, deren…äh…Melodie der Name vorgibt. Na denn mal los: Ich rieche zum Auftakt eine ganze Weile etwas wie billiges Trüffelöl-Aroma oder so. Ist das mit den „metallischen Noten“ gemeint? Es folgen ausgebremste, un-stinkige Scheinbar-Weißblüher und ich frage mich, ob das als Moschus-Vorstufe gedacht ist. Schließlich entsteht eine fürchterlich künstliche Moschus-Note, die länger durchhält als Johannes Heesters. Zum Abend hin wird der Synthetik-Moschus zunehmend muffig (was jetzt keine weitere Parallele zur Person sein soll). Sofern das die angebliche Seide darstellt, dann hätte der Stoff allerdings ein Weilchen in einer feuchten Ecke gelegen.
Zunächst hatte ich vermutet, es müsse sich bei Lomusk mithin um eine Duft-Studie handeln, in der vielleicht Ähnlichkeiten und Verwandtschaften von Aromen aus der Moschus-Ecke aufgezeigt werden sollen. Mittlerweile habe ich jedoch gelesen, dass dieser Nennen-wir-ihn-Duft als Unterstimme zum Layern mit allem möglichen anderen vorgesehen ist.
Aha. Tja, der Auftritt mag hundertmal konzeptionell gewollt sein, aber warum sollte ich mir eine olfaktorische Zumutung kaufen, die erst durch zusätzliche Anschaffungen – eventuell! – erträglich wird?
Lômusk ist leider bloß eine einsame, üble Basslinie. Eine Unterstimme ohne Leben. Kein Kontrapunkt.
Trotzdem danke ich Taurus1967 selbstverständlich für diese Erfahrung.
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