White Collection - Eau Dadà 2016

Nofretete
13.01.2019 - 15:52 Uhr
7
Sehr hilfreiche Rezension
5
Sillage
6
Haltbarkeit
6
Duft

Schillernde Stille statt Revolte und Skandal

Warm beginnt der Duft, leicht blumig, erdig und pudrig. Wer sich konzentriert, erkennt im Auftakt vielleicht Iriswurzel. Bald erscheint eine strenge Note wie Tinte oder wie sehr künstliche Zeder, die aber schnell mit dem Hintergrund zu einem Heftpflaster-Akkord verschmilzt, glücklicherweise nur so schwach, daß es nicht unangenehm wird. Als nächstes entsteht kurz der Eindruck, als wäre in einiger Entfernung eine Zigarrenkiste geöffnet worden. Schließlich findet Eau Dadà zu einer dezenten erdig-holzigen Grundstimmung mit pudrigem Unterton, wahrscheinlich Labdanum mit zahmem Oud. So klingt der Duft nach nur vier bis fünf Stunden aus.

Der Blick auf die Zutatenliste zeigt die typischen Ingredienzien eines schweren Orientalen mit deutlich unterscheidbaren Duftnoten, doch bei mir erscheinen davon nur all die Aspekte, die sich ähneln: ich kann nichts wirklich identifizieren. Muß das überhaupt sein? Nein, es macht den Duft ja nicht prinzipiell schlechter - es ist nur unerwartet, erst recht bei dem Namen.

Eau Dadà wirkt auf mich nicht wie ein eigentliches Parfum, es entfaltet eine mehr unterschwellige Wirkung. So als wollte es nur einen angenehmen Rahmen schaffen, aber nicht im Sinn von Duftlampen-Wellness oder Schöner-Wohnen-Ambiente, eher eine Stimmung im Inneren, ein Gefühl wie in einer alten holzgetäfelten Bibliothek mit weichem Licht. Rascheln von Papier, behutsame Bewegungen, ruhiger Atem, Schweigen. Ein Rückzugsraum.

Etwas mißfällt mir an dem Duft. Erst dachte ich, es wäre etwas Subjektives: weil ich Parfums bevorzuge, die bei mir mehr Aufmerksamkeit erregen, bei denen ein spannendes Narrativ entsteht und die sich mit mir verbinden statt nur einfach da zu sein und einzulullen. Dann erkannte ich, daß es doch etwas Objektives ist: die einzelnen Duftnoten addieren sich nicht so, daß die Summe mehr ist als ihre Teile. sondern sie überlagern sich subtrahierend, so daß als Ergebnis nur der kleinste gemeinsame Nenner der Duftnoten herauskommt. Das ist zu wenig.
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