L'Eau Froide Serge Lutens 2012
Es ist einsam in der modernen Welt
Die Einsamkeit und Vereinzelung des Individuums, die für unsere Tage gerne festgestellt werden, gehen frappierend einher mit der Überfüllung des öffentlichen Raums. Wer sich nicht zu Hause einschließt, findet sich als Teil einer Masse wieder. Wir leben nicht in Städten, sondern in Metropolen, und die Menschen um uns, sie lärmen und stinken.
Zeit, sich abzuschotten, der eigenen Sphäre die nötige Härte zu geben. Was Kopfhörer für die Ohren, Sonnenbrille fürs Gesicht, ist dabei Serge Lutens’ L’Eau für die eigene olfaktorische Aura. Was wir nicht riechen, muss uns nicht kümmern, und möglichst nehmen wir außer dezenter Frische kaum etwas wahr. Wer will in dieser Welt schon riechen? Also bleibt man bei der ungefährlichen Nichtwahrnehmung der Umwelt. Wohnzimmer zum Aufsprühen, denn letztlich ist Abenteuer auch nur ein romantischer Ausdruck für Schwierigkeiten.
Wer mit dieser Parfumegozentrik schon in der ersten Runde gut zurechtkam, darf sich auf eine Fortsetzung freuen. Und was könnte in der Abschottungslogik des Duftkonzepts folgerichtiger sein als ein Flanker, der letztlich auch nichts anderes ist als gestalterische Nabelschau.
Etwas anderes als ein Selbstzitat bleibt auch kaum übrig, denn ganz grob ist Parfum an sich erfunden worden, um auf andere attraktiv und anziehend zu wirken. Um sich zum Kunstwerk zu entwickeln, braucht es daher schon einen gehörigen Schuss Dekadenz im Zeitgeist. Denn nicht nur ist es dem Parfum egal, wie die anderen es finden, es will quasi das Gegenteil des gewöhnlichen Lockstoffs. Wo wir uns früher Gedanken über Weggehdüfte machten, erwartet uns hier ein Geh-weg-Parfum.
Das jedoch, ohne geruchlich ausfallend zu werden. Hier geht es um höfliche Distanz, nicht um chemische Verteidigung. Dabei lässt L’Eau froide seinen Vorgänger deutlich hinter sich. Während der dem Träger die Sicherheit vermittelte, die man empfinden mag, wenn man sich in einem frisch geputzten Badezimmer einschließt, befreit einen die Neuinterpretation gleich völlig von dieser Welt. Das L’Eauslösungskonzept findet man bei Serge Lutens im sakralen Raum, indem man das Weihrauchthema aufgreift und in die eigene, sterile Richtung biegt. Dabei ist die Note selbst unschuldig. Es ist ihre konkrete Gestaltung und Interpretation, die ihr Wärme und Mystik raubt. Was bei CdGs Avignon purer Mimesis geschuldet ist, fällt hier durch kratzige Kälte auf. Im Bemühen, den Träger aus einer Welt von Schweiß und Gestank zu heben, wird damit auch jegliches Gefühl für die Umwelt gedämpft. Das ist Absicht und Konzept, macht es aber nicht weniger grauslich.
Zeit, sich abzuschotten, der eigenen Sphäre die nötige Härte zu geben. Was Kopfhörer für die Ohren, Sonnenbrille fürs Gesicht, ist dabei Serge Lutens’ L’Eau für die eigene olfaktorische Aura. Was wir nicht riechen, muss uns nicht kümmern, und möglichst nehmen wir außer dezenter Frische kaum etwas wahr. Wer will in dieser Welt schon riechen? Also bleibt man bei der ungefährlichen Nichtwahrnehmung der Umwelt. Wohnzimmer zum Aufsprühen, denn letztlich ist Abenteuer auch nur ein romantischer Ausdruck für Schwierigkeiten.
Wer mit dieser Parfumegozentrik schon in der ersten Runde gut zurechtkam, darf sich auf eine Fortsetzung freuen. Und was könnte in der Abschottungslogik des Duftkonzepts folgerichtiger sein als ein Flanker, der letztlich auch nichts anderes ist als gestalterische Nabelschau.
Etwas anderes als ein Selbstzitat bleibt auch kaum übrig, denn ganz grob ist Parfum an sich erfunden worden, um auf andere attraktiv und anziehend zu wirken. Um sich zum Kunstwerk zu entwickeln, braucht es daher schon einen gehörigen Schuss Dekadenz im Zeitgeist. Denn nicht nur ist es dem Parfum egal, wie die anderen es finden, es will quasi das Gegenteil des gewöhnlichen Lockstoffs. Wo wir uns früher Gedanken über Weggehdüfte machten, erwartet uns hier ein Geh-weg-Parfum.
Das jedoch, ohne geruchlich ausfallend zu werden. Hier geht es um höfliche Distanz, nicht um chemische Verteidigung. Dabei lässt L’Eau froide seinen Vorgänger deutlich hinter sich. Während der dem Träger die Sicherheit vermittelte, die man empfinden mag, wenn man sich in einem frisch geputzten Badezimmer einschließt, befreit einen die Neuinterpretation gleich völlig von dieser Welt. Das L’Eauslösungskonzept findet man bei Serge Lutens im sakralen Raum, indem man das Weihrauchthema aufgreift und in die eigene, sterile Richtung biegt. Dabei ist die Note selbst unschuldig. Es ist ihre konkrete Gestaltung und Interpretation, die ihr Wärme und Mystik raubt. Was bei CdGs Avignon purer Mimesis geschuldet ist, fällt hier durch kratzige Kälte auf. Im Bemühen, den Träger aus einer Welt von Schweiß und Gestank zu heben, wird damit auch jegliches Gefühl für die Umwelt gedämpft. Das ist Absicht und Konzept, macht es aber nicht weniger grauslich.
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