16.01.2024 - 16:12 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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21
Thestralenduft
Die Reise nach Hogwarts, jenem Internat im Norden Schottlands, in welchem die Geschichte des berühmten Zauberschülers Harry Potter spielt, wird im Wesentlichen mit dem Zug zurückgelegt, beginnend an Gleis 9 3/4 des Londoner King's Cross-Bahnhofs. Das letzte Wegstück aber wird mit Booten über den See bestritten sowie mit - scheinbar - führerlosen Kutschen. Erst später, im fünften Schuljahr, bemerkt Harry, dass diese Kutschen mitnichten von ganz alleine fahren, sondern von schwarzen, ausgemergelten Kreaturen gezogen werden, deren Gestalt reptilienartigen Pferden entlehnt ist. Diese Geschöpfe werden Thestrale genannt, und sie können nur von jenen wahrgenommen werden, die das Sterben eines Menschen mitangesehen haben.
So weit, so ungut. Doch sind Thestrale auch Wesen der Finsternis - erschreckend zunächst in ihrer Erscheinung, besonders, wenn man sie erstmalig sieht und dann begreift, warum - sind sie doch versehrt anmutende, stille Geschöpfe der Nacht. Ihr magerer Körper und ihre großen an Fledermäuse erinnernden Flügel sind mattglänzend wie Seide und weder warm noch kühl. Ihr dämonischer Kopf gleicht jenem eines Drachen, die Augen pupillenlos und scheinbar leer. Als Reittier gezähmt jedoch, so heißt es, kann ein Thestral jeden beliebigen Ort auffinden, an den seine Reiterin oder sein Reiter zu kommen begehrt. Und so gelangen Harry und seine Freunde auch auf Thestralen zur Halle der Prophezeiungen im Zaubereiministerium, als die Zeit drängt.
Einer ganz ähnlichen Erzählung - ein initialer Augenblick des Zusammenzuckens und dann nur Stille und Dunkelheit weit jenseits von Kategorien wie kalt oder warm - folgt auch Lutens' Poivre Noir, der beides - die beißende Schärfe und die Dunkelheit - bereits in seinem Namen trägt. Der Akkord von zerstoßenem Pfeffer zum Auftakt ist leuchtend und stechend und fast störend - wie die Erkenntnis der schwarzen Flügelpferde und wieso man sie nun erstmals sieht. Doch ist die Dauer dieses Auftakts limitiert, und er verklingt in einem hohlen, seltsam namenlosen Echo - wie trockenes Heu, das viel zu lange im Schatten lag, oder altes, vergilbtes und geborstenes Papier (das ist die Immortelle!) - zu kühl, um warm zu sein, und zu warm, um kühl erscheinen.
Fazit: Pfefferdüfte polarisieren mitunter - so auch dieser, dessen Auftakt scharf und beißend und beinahe provozierend ungefällig ist. Doch jenseits dessen ist Poivre Noir ein trockener Duft voll fahler Dunkelheit und Stille - kein Trost und keine Süße - so wie die mageren, schwarzen Flügelpferde mit dem Drachenhaupt, die nur erkennen kann, wer schon den Tod gesehen hat.
So weit, so ungut. Doch sind Thestrale auch Wesen der Finsternis - erschreckend zunächst in ihrer Erscheinung, besonders, wenn man sie erstmalig sieht und dann begreift, warum - sind sie doch versehrt anmutende, stille Geschöpfe der Nacht. Ihr magerer Körper und ihre großen an Fledermäuse erinnernden Flügel sind mattglänzend wie Seide und weder warm noch kühl. Ihr dämonischer Kopf gleicht jenem eines Drachen, die Augen pupillenlos und scheinbar leer. Als Reittier gezähmt jedoch, so heißt es, kann ein Thestral jeden beliebigen Ort auffinden, an den seine Reiterin oder sein Reiter zu kommen begehrt. Und so gelangen Harry und seine Freunde auch auf Thestralen zur Halle der Prophezeiungen im Zaubereiministerium, als die Zeit drängt.
Einer ganz ähnlichen Erzählung - ein initialer Augenblick des Zusammenzuckens und dann nur Stille und Dunkelheit weit jenseits von Kategorien wie kalt oder warm - folgt auch Lutens' Poivre Noir, der beides - die beißende Schärfe und die Dunkelheit - bereits in seinem Namen trägt. Der Akkord von zerstoßenem Pfeffer zum Auftakt ist leuchtend und stechend und fast störend - wie die Erkenntnis der schwarzen Flügelpferde und wieso man sie nun erstmals sieht. Doch ist die Dauer dieses Auftakts limitiert, und er verklingt in einem hohlen, seltsam namenlosen Echo - wie trockenes Heu, das viel zu lange im Schatten lag, oder altes, vergilbtes und geborstenes Papier (das ist die Immortelle!) - zu kühl, um warm zu sein, und zu warm, um kühl erscheinen.
Fazit: Pfefferdüfte polarisieren mitunter - so auch dieser, dessen Auftakt scharf und beißend und beinahe provozierend ungefällig ist. Doch jenseits dessen ist Poivre Noir ein trockener Duft voll fahler Dunkelheit und Stille - kein Trost und keine Süße - so wie die mageren, schwarzen Flügelpferde mit dem Drachenhaupt, die nur erkennen kann, wer schon den Tod gesehen hat.
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