17.09.2013 - 13:26 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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27
Schwarzer Witwer
Unkommentierte Düfte No. 7
Das wird ein Abgesang, ein Requiem, eine Trauerfeier. Der Duft ist so gut wie nicht mehr erhältlich, jüngst sah ich ein einzelnes verfügbares, ersteigerbares Angebot in einem einschlägigen Internetforum. Das war‘s dann (vielleicht). In meiner Sammlung befindet sich eine noch gut gefüllte Flasche, bis vor wenigen Wochen konnte man mit dem Duft sogar noch etwas anfangen. Heute aber, bei einem erneuten Test, hatte der schwarze Witwer seinen Geist aufgegeben und war den anderen Düften seiner Marke hinterher gefolgt, in den Orkus des Duftuniversums. Die Website von Soldano reagiert nicht mehr, Google ist überfragt. Offenbar waren das die letzten Zuckungen einer in den 80ern erfolgreichen Marke. Weiß jemand etwas darüber? Ich selbst habe wenig Substantielles finden können.
Zum Glück besitze ich noch eine Miniatur des Duftes und so packe ich die vielleicht letzte Gelegenheit beim Schopfe, dass jemand etwas zu diesem Duft sagen kann, immerhin besitzt außer mir nur noch Hordak eine Flasche. Er möge mich dann vielleicht ergänzen oder korrigieren.
Auffällig war seinerzeit schon die Flasche selbst. Der Glasflakon steckte in einer Plastikschale, nicht unähnlich dem Prinzip der Trussardi-Düfte. Auch hier war es eine Schale in schwarzer Farbe, wobei es den Herrenduft auch noch in einer etwas wärmeren, weicheren Fassung in weißer Umschalung gab. Die Form allerdings war von erlesener Scheußlichkeit. Offen gestanden war ich in den 80ern auf den Duft aufmerksam geworden, weil ich nicht fassen konnte, wie man einen Duft äußerlich derart verunstalten konnte, was sich auf diesem Bild nur ahnen lässt. Ich schwöre: in Wahrheit ist es viel schlimmer. Wie das aber manchmal so ist, bleibt man gerade an solchen Monumenten der Hässlichkeit hängen, sie verhaken sich mit ihrem skurrilen Design im Hinterkopf, bis man meint, den Duft unbedingt einmal ausprobieren zu müssen.
Zum Zeitpunkt meiner größten Neugier, Ende der 80er bzw. Anfang der 90er, war der Duft bereits kaum noch erhältlich. Das Internet war noch ein Hobby des Militärs und in den mir damals bekannten Parfümerien in meiner Heimatstadt war der Duft nicht einmal bekannt.
Kaum mit dem Netz verkabelt (was bei mir 1999 der Fall war), konnte ich jedoch bei einem meiner ersten Beutezüge eine gebrauchte Flasche Sergio Soldano for Men (Black) ersteigern. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt mein Interesse bereits erlahmt; im Grunde ging es mir mehr um die Vervollständigung meiner Sammlung von ungewöhnlichen Düften. Als die Flasche dann bei mir eintraf, war ich weder enttäuscht noch begeistert, ein Eindruck, der sich bei mir bis zum bitteren Ende des Duftes vor einigen Tagen stets einstellte, wenn ich meine Nase an die Flasche hielt oder den Duft auf der Haut roch. Einerseits war die Komplexität der Komposition (s. die Duftpyramide) durchaus erkennbar. Andererseits war de Duft auch von einer erfrischenden Klarheit, fast Einfachheit, die man bei Düften aus den 80ern nur selten fand.
Die frische Eröffnung, die auch die von mir stets geschätzte Grapefruit enthält, blieb eigentümlicherweise dominant bis zum Schluss. Nie hat man den Eidruck, dass sich der Duft „setzt“, zum Ende kommt und sehr viel weicher und schwerer wird. Trotz angeblich enthaltenen Inhaltsstoffen wie Patchouli, Tonkabohne, Amber, Moos, Moschus bleibt der Duft eher hell, ganz in irritierendem Gegensatz zu seinem Namen: for Men Black. Viel weicher war dagegen die Variante for Men White, die aber heute nicht Gegenstand des Kommentars sein soll.
Deutlich und klar erkennbar sind dagegen die grün-frischen Blütendüfte wie Geranie und Lavendel, auch Nelke und Jasmin meint man wahrzunehmen. Ein Herrenduft also, der bereits in den 80ern auf Blütendüfte setzte. Eine mutige, eine ungewöhnliche Entscheidung.
Eine Reminiszenz an die 70er dürfte die außerdem enthaltene Kombination aus Pinie und Zitrone sein, die wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass der Duft bis zum Schluss so frisch und hell blieb.
Zum Schluss eine Anmerkung: Wie leicht es doch ist, einen Duft zu besprechen, den nicht nur bisher niemand kommentiert hat, sondern den wohl außer Hordak und mir kaum noch jemand besprechen kann. Ihr müsst mir also offensichtlich alles glauben, was ich zu diesem Duft hier niederschrieb. Seid versichert: So oder ähnlich war er, der schwarze Witwer. Oder doch ganz anders?
Nachtrag: Dank an Hordak: Der Duft wird insbesondere wieder für Italien produziert und kann in Deutschland über rakuten.de bezogen werden. Er scheint unverändert.
Das wird ein Abgesang, ein Requiem, eine Trauerfeier. Der Duft ist so gut wie nicht mehr erhältlich, jüngst sah ich ein einzelnes verfügbares, ersteigerbares Angebot in einem einschlägigen Internetforum. Das war‘s dann (vielleicht). In meiner Sammlung befindet sich eine noch gut gefüllte Flasche, bis vor wenigen Wochen konnte man mit dem Duft sogar noch etwas anfangen. Heute aber, bei einem erneuten Test, hatte der schwarze Witwer seinen Geist aufgegeben und war den anderen Düften seiner Marke hinterher gefolgt, in den Orkus des Duftuniversums. Die Website von Soldano reagiert nicht mehr, Google ist überfragt. Offenbar waren das die letzten Zuckungen einer in den 80ern erfolgreichen Marke. Weiß jemand etwas darüber? Ich selbst habe wenig Substantielles finden können.
Zum Glück besitze ich noch eine Miniatur des Duftes und so packe ich die vielleicht letzte Gelegenheit beim Schopfe, dass jemand etwas zu diesem Duft sagen kann, immerhin besitzt außer mir nur noch Hordak eine Flasche. Er möge mich dann vielleicht ergänzen oder korrigieren.
Auffällig war seinerzeit schon die Flasche selbst. Der Glasflakon steckte in einer Plastikschale, nicht unähnlich dem Prinzip der Trussardi-Düfte. Auch hier war es eine Schale in schwarzer Farbe, wobei es den Herrenduft auch noch in einer etwas wärmeren, weicheren Fassung in weißer Umschalung gab. Die Form allerdings war von erlesener Scheußlichkeit. Offen gestanden war ich in den 80ern auf den Duft aufmerksam geworden, weil ich nicht fassen konnte, wie man einen Duft äußerlich derart verunstalten konnte, was sich auf diesem Bild nur ahnen lässt. Ich schwöre: in Wahrheit ist es viel schlimmer. Wie das aber manchmal so ist, bleibt man gerade an solchen Monumenten der Hässlichkeit hängen, sie verhaken sich mit ihrem skurrilen Design im Hinterkopf, bis man meint, den Duft unbedingt einmal ausprobieren zu müssen.
Zum Zeitpunkt meiner größten Neugier, Ende der 80er bzw. Anfang der 90er, war der Duft bereits kaum noch erhältlich. Das Internet war noch ein Hobby des Militärs und in den mir damals bekannten Parfümerien in meiner Heimatstadt war der Duft nicht einmal bekannt.
Kaum mit dem Netz verkabelt (was bei mir 1999 der Fall war), konnte ich jedoch bei einem meiner ersten Beutezüge eine gebrauchte Flasche Sergio Soldano for Men (Black) ersteigern. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt mein Interesse bereits erlahmt; im Grunde ging es mir mehr um die Vervollständigung meiner Sammlung von ungewöhnlichen Düften. Als die Flasche dann bei mir eintraf, war ich weder enttäuscht noch begeistert, ein Eindruck, der sich bei mir bis zum bitteren Ende des Duftes vor einigen Tagen stets einstellte, wenn ich meine Nase an die Flasche hielt oder den Duft auf der Haut roch. Einerseits war die Komplexität der Komposition (s. die Duftpyramide) durchaus erkennbar. Andererseits war de Duft auch von einer erfrischenden Klarheit, fast Einfachheit, die man bei Düften aus den 80ern nur selten fand.
Die frische Eröffnung, die auch die von mir stets geschätzte Grapefruit enthält, blieb eigentümlicherweise dominant bis zum Schluss. Nie hat man den Eidruck, dass sich der Duft „setzt“, zum Ende kommt und sehr viel weicher und schwerer wird. Trotz angeblich enthaltenen Inhaltsstoffen wie Patchouli, Tonkabohne, Amber, Moos, Moschus bleibt der Duft eher hell, ganz in irritierendem Gegensatz zu seinem Namen: for Men Black. Viel weicher war dagegen die Variante for Men White, die aber heute nicht Gegenstand des Kommentars sein soll.
Deutlich und klar erkennbar sind dagegen die grün-frischen Blütendüfte wie Geranie und Lavendel, auch Nelke und Jasmin meint man wahrzunehmen. Ein Herrenduft also, der bereits in den 80ern auf Blütendüfte setzte. Eine mutige, eine ungewöhnliche Entscheidung.
Eine Reminiszenz an die 70er dürfte die außerdem enthaltene Kombination aus Pinie und Zitrone sein, die wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass der Duft bis zum Schluss so frisch und hell blieb.
Zum Schluss eine Anmerkung: Wie leicht es doch ist, einen Duft zu besprechen, den nicht nur bisher niemand kommentiert hat, sondern den wohl außer Hordak und mir kaum noch jemand besprechen kann. Ihr müsst mir also offensichtlich alles glauben, was ich zu diesem Duft hier niederschrieb. Seid versichert: So oder ähnlich war er, der schwarze Witwer. Oder doch ganz anders?
Nachtrag: Dank an Hordak: Der Duft wird insbesondere wieder für Italien produziert und kann in Deutschland über rakuten.de bezogen werden. Er scheint unverändert.
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