20.06.2013 - 09:42 Uhr
Aura
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Aura
Hilfreiche Rezension
10
Bitch trifft netten Kerl
Disco. Wummernder Bass. Stroboskop-Blitze und pinke Scheinwerfer. Zuckende Gestalten auf der vollen Tanzfläche. Schwüle Sommerhitze. Ich bin 21, lehne entspannt an der Bar, bin ganz leicht angetrunken, gerade angenehm, und in Flirtlaune. Hätte Lust, nach draussen zu gehen und einen Spaziergang durch die Nachtluft zu machen. Mit einem Unbekannten ein aufregendes neues Spielchen spielen, wer weiss schon, was die Nacht bringt…
Kaum das Bedürfnis eingestanden, fällt mir ein Typ auf, der zwei Meter neben mir bei seinen Freunden steht und Bier trinkt. Wow! Opfer anvisiert und... Action! Ich starre ihn an, fixiere ihn, verbrenne ihn mit meinem Blick, bin Feuer und Flamme. Noch während ich mir lasziv durchs Haar streiche und ihm eindeutig signalisiere, dass ER gemeint ist, fühle ich, ich bin auf den ersten Blick verliebt, das ist er, er, er, er!!!
Er kann sich mir nicht entziehen, soll er auch nicht, er klopft seinem Kumpel auf die Schulter, wirft einen vielsagenden Blick zu mir und kommt rüber, wird auf den letzten Zentimetern aber langsamer. „Ha...hast Du mal F...Feuer?, wollte ich Dich jetzt eigentlich fragen, a...aber hier darf man ja nicht rauchen, hehe. Ja. Was Besseres ist mir jetzt nicht eingefallen.“ Er schaut mich nervös mit Dackel-Blick an. Lacht unsicher. Dabei wippen seine Schultern eigenartig auf und ab. Er hat Rasierpickel am Kinn. Sein T-Shirt ist aus Synthetik und er müffelt stickig nach Disco-Schweiss und Deo. Seine Haare sind gar nicht so cool gegelt, wie es aus der Ferne aussah, sondern fettig.
Ich schaue ihn an und bin mir sicher, bereits alles über ihn zu wissen. Er wohnt noch zu Hause, sein Vater hält ihn für zu weich, er ist drei Jahre jünger als ich und macht eine Lehre zum Mediamatiker, er mag Eishockey und Pizza und hört gerne Linkin Park und manchmal Bryan Adams, sein Vater hat von dem nämlich ne CD.
Ich bin auf der Stelle irrational persönlich beleidigt. Aus der Ferne wirkte er so besonders, so anziehend, aber er ist total langweilig und unter meiner Würde! Hilfe, wie werde ich den denn jetzt wieder los? „Ich muss mal kurz aufs Klo“, lüge ich. Er nickt verständnisvoll. „Soll ich Dir denn so lange was zum Trinken besorgen?“ fragt er artig. Oh Mann, der will’s nicht kapieren! Also Flucht nach vorne. Ich berühre ihn am Arm. „Nee Sorry, lass mal, das wird nix!“, drehe mich um, um seinen Blick nicht ertragen zu müssen, und gehe. In meinem Rücken höre ich seine Freunde lachen. Shit!
Meine Stimmung ist am Boden, ich fühle mich wie die grösste Bitch. Wahrscheinlich ist das ein ganz netter Kerl und ich hab ihn so mies behandelt, nur, weil ich mir Gott weiss was eingebildet habe, wie er jetzt passend zu meiner Stimmung gefälligst hätte sein müssen. Hinter einer Säule versteckt beobachte ich ihn nochmal. Er scheint meine Abfuhr bereits überwunden zu haben, er tanzt selbstvergessen mit seinem Bier in der Hand. So aus der Ferne sieht er doch wieder besser aus.
Genau so ist es mir mit Sévigné No. 1 ergangen. Als Duftsüchtel ist man sowieso immer in der Laune, sich neu zu verlieben. Als ich ihn aufsprühte, war ich im ersten Moment total geflasht und dachte, da hab ich was ganz Grosses auf dem Arm. Der Pfeffer, der diesen Duft dominiert, wirkte geheimnisvoll, rassig scharf und würzig. Ich würde den Duft auch eher als unisex einstufen, also nicht klar einzuordnen, was ja immer spannend ist. Dann führte ich den Arm zur Nase und schon war es mir zuviel von allem, alles drängte sich vor und durcheinander, schwülstig-süss die Magnolie und die Rose (Feige kann ich nicht rausriechen, Freesie erkennt meine Nase noch nicht), noch mehr Pfeffer, zu viel, zu laut, und vor allem zu plump, die vermeintliche Rassigkeit wirkte plötzlich sehr bemüht und antrainiert. Ausserdem kam noch so ein Hauch Drogerie-Aroma mit, das alles biederte sich mir so offensichtlich an, dass ich irrational persönlich beleidigt war.
Jetzt hab ich ihn mir mit meinen grossen Erwartungen selbst verdorben, dachte ich, und nahm den Arm wieder von der Nase weg. Aber er klebte weiterhin an mir und bewies zum Schluss, dass er doch ein ganz netter Kerl ist, als die Blumen dunkelpudrig und unaufgeregter wurden und der Weihrauch dem Pfeffer die Schärfe nahm, ihn endlich beruhigte.
Aber ich kann nunmal nicht so gut mit netten Kerlen, zumindest nicht, wenn sie mir zu nahe kommen.
Kaum das Bedürfnis eingestanden, fällt mir ein Typ auf, der zwei Meter neben mir bei seinen Freunden steht und Bier trinkt. Wow! Opfer anvisiert und... Action! Ich starre ihn an, fixiere ihn, verbrenne ihn mit meinem Blick, bin Feuer und Flamme. Noch während ich mir lasziv durchs Haar streiche und ihm eindeutig signalisiere, dass ER gemeint ist, fühle ich, ich bin auf den ersten Blick verliebt, das ist er, er, er, er!!!
Er kann sich mir nicht entziehen, soll er auch nicht, er klopft seinem Kumpel auf die Schulter, wirft einen vielsagenden Blick zu mir und kommt rüber, wird auf den letzten Zentimetern aber langsamer. „Ha...hast Du mal F...Feuer?, wollte ich Dich jetzt eigentlich fragen, a...aber hier darf man ja nicht rauchen, hehe. Ja. Was Besseres ist mir jetzt nicht eingefallen.“ Er schaut mich nervös mit Dackel-Blick an. Lacht unsicher. Dabei wippen seine Schultern eigenartig auf und ab. Er hat Rasierpickel am Kinn. Sein T-Shirt ist aus Synthetik und er müffelt stickig nach Disco-Schweiss und Deo. Seine Haare sind gar nicht so cool gegelt, wie es aus der Ferne aussah, sondern fettig.
Ich schaue ihn an und bin mir sicher, bereits alles über ihn zu wissen. Er wohnt noch zu Hause, sein Vater hält ihn für zu weich, er ist drei Jahre jünger als ich und macht eine Lehre zum Mediamatiker, er mag Eishockey und Pizza und hört gerne Linkin Park und manchmal Bryan Adams, sein Vater hat von dem nämlich ne CD.
Ich bin auf der Stelle irrational persönlich beleidigt. Aus der Ferne wirkte er so besonders, so anziehend, aber er ist total langweilig und unter meiner Würde! Hilfe, wie werde ich den denn jetzt wieder los? „Ich muss mal kurz aufs Klo“, lüge ich. Er nickt verständnisvoll. „Soll ich Dir denn so lange was zum Trinken besorgen?“ fragt er artig. Oh Mann, der will’s nicht kapieren! Also Flucht nach vorne. Ich berühre ihn am Arm. „Nee Sorry, lass mal, das wird nix!“, drehe mich um, um seinen Blick nicht ertragen zu müssen, und gehe. In meinem Rücken höre ich seine Freunde lachen. Shit!
Meine Stimmung ist am Boden, ich fühle mich wie die grösste Bitch. Wahrscheinlich ist das ein ganz netter Kerl und ich hab ihn so mies behandelt, nur, weil ich mir Gott weiss was eingebildet habe, wie er jetzt passend zu meiner Stimmung gefälligst hätte sein müssen. Hinter einer Säule versteckt beobachte ich ihn nochmal. Er scheint meine Abfuhr bereits überwunden zu haben, er tanzt selbstvergessen mit seinem Bier in der Hand. So aus der Ferne sieht er doch wieder besser aus.
Genau so ist es mir mit Sévigné No. 1 ergangen. Als Duftsüchtel ist man sowieso immer in der Laune, sich neu zu verlieben. Als ich ihn aufsprühte, war ich im ersten Moment total geflasht und dachte, da hab ich was ganz Grosses auf dem Arm. Der Pfeffer, der diesen Duft dominiert, wirkte geheimnisvoll, rassig scharf und würzig. Ich würde den Duft auch eher als unisex einstufen, also nicht klar einzuordnen, was ja immer spannend ist. Dann führte ich den Arm zur Nase und schon war es mir zuviel von allem, alles drängte sich vor und durcheinander, schwülstig-süss die Magnolie und die Rose (Feige kann ich nicht rausriechen, Freesie erkennt meine Nase noch nicht), noch mehr Pfeffer, zu viel, zu laut, und vor allem zu plump, die vermeintliche Rassigkeit wirkte plötzlich sehr bemüht und antrainiert. Ausserdem kam noch so ein Hauch Drogerie-Aroma mit, das alles biederte sich mir so offensichtlich an, dass ich irrational persönlich beleidigt war.
Jetzt hab ich ihn mir mit meinen grossen Erwartungen selbst verdorben, dachte ich, und nahm den Arm wieder von der Nase weg. Aber er klebte weiterhin an mir und bewies zum Schluss, dass er doch ein ganz netter Kerl ist, als die Blumen dunkelpudrig und unaufgeregter wurden und der Weihrauch dem Pfeffer die Schärfe nahm, ihn endlich beruhigte.
Aber ich kann nunmal nicht so gut mit netten Kerlen, zumindest nicht, wenn sie mir zu nahe kommen.
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