19.02.2018 - 17:41 Uhr
Serenissima
1049 Rezensionen
Serenissima
Sehr hilfreiche Rezension
17
"Sultanine" oder Suffragette?
Sie legte sich etwas bequemer auf den weichen Divan am Rande des kleines Bades zurecht.
Das türkisfarbene Wasser lag so ruhig, dass jedes Steinchen des wertvollen Mosaiks, mit dem das Becken verkleidet war, glitzerte.
Gedankenverloren schauten sie auf die sie umgebende Pracht, ehe sie sich erneut dem Brief ihrer Schwester zuwandte. Dessen Inhalt brachte wieder die kleinen Fältchen über ihrer Nasenwurzel zum Vorschein; sie war ratlos.
Die Schwester schrieb: "Wie lange willst Du Dich noch in diesem Gefängnis halten lassen? Willst Du denn den Rest Deines Lebens als "Sultanine" verbringen?
Suleika, Schwester! Ich bitte Dich! Komm endlich zu Verstand.
Du lebst ein Leben, das dem Untergang geweiht ist; ob es Dir nun gefällt oder nicht.
Warum kommst Du nicht zu mir nach London? Wenn Du und die anderen Frauen des Serails wieder in Paris einkaufen, ist es doch Leichtes, Dich abzusetzen.
Hier in dieser Stadt, pulsiert das Leben; hier geschieht etwas!
Statt Dich weiter bevormunden zu lassen, komm zu mir und schließ Dich unserer Bewegung an.
Du bist jederzeit willkommen!"
Sie hatte ihre Schwester seit Jahren nicht mehr gesehen. Nachdem der Hof der Eltern von den "Barbaren", wie der Vater sie nannte, überfallen wurde und beide Mädchen verschleppt und verkauft wurden.
Sie, die stille und schöne Suleika, kam in den Serail des liebenswürdigsten Herrschers, den sie kannte.
Fatima, die schon damals störrische Schwester, kaufte ein blasser, dünner Kaufmann, der sie mit nach England nahm. Dort nannte man sie Hannah.
Die Schwester hatte diesen Namen beibehalten, nachdem sie eines Nachts aus dem große Haus in London geflüchtet war. Es ging ihr dort gut, aber ihre Abenteuerlust trieb sie in die Arme der Frauen, die sich "Suffragetten" nannten.
Inzwischen war sie aktiv bei der "Bewegung", bei den Frauen um Emmeline Pankhurst!
Dort würde, Hannahs Meinung nach, auch ihre Schwester ihren Platz finden.
Was dort zu tun wäre, darüber schwieg sie sich aus.
Ihr Ziel war, Suleika aus ihrer gewohnten Umgebung zu "befreien", damit sie sich "emanzipieren" könne.
Warum sollte sie das? Suleika schaute sich um und das, was sie sah, gefiel ihr.
Ein luxuriöser Raum mit schönem Wasserbecken, die großen Fenstertüren geöffnet, um die erste Kühle des beginnenden Abends einzulassen. Das Schlagen der ersten Nachtigall ließ sie lächeln.
Nachdenklich wählte sie aus der frisch aus Paris eingetroffenen Pralinenmischung ein Stückchen aus.
Sie fühlte sich wohl hier.
Ihre Schwester wusste ja gar nicht, dass nach dem Tod des alten, so gütigen Herrschers alles anders geworden war.
Der Sohn, als dessen Nachfolger in Amt und Würden, hielt die Frauen nur noch aus Prestigegründen.
Selbst bis zu ihnen hatte es sich herumgesprochen, dass er Lustknaben bevorzugte.
Aber ein Harem gehörte seit Alters her zu seiner Stellung; so blieb alles, wie es war. Ungewohnt zwar für die Frauen, aber bequem und weiterhin unterhaltsam.
An Geld fehlte es nicht; die regelmäßigen Reisen nach Paris, immer mit großer Entourage, wurden beibehalten; alles ging etwas legerer zu.
Suleika atmete tief die sie umgebenden Düfte ein: ein schweres Rosenaroma schwebte im Raum.
Es vermählte sich mit Amber und dem Patchouli-Öl, das sie zu ihrer Hautpflege benutzte.
Die Würze des Benzoe-Rauchs, mit dem die Räume jeden Tag duftend gereinigt wurden, hing wie ein Schleier in der Luft: ein bisschen harzig-rauchig; aber sehr vertraut und durchaus angenehm.
Neulich brachte ein Bote lange braune Schoten aus Madagaskar: Vanille genannt.
Diese Schoten wurden ausgekratzt, das darin befindliche Mark zu feinsten Speisen und Süßigkeiten sowie einer Art Hautbutter verarbeitet. Der warme, sämige Duft sprach alle ihre Sinne an.
Die griff nach dem kleinen Tiegel, um erneut etwas von diesem aromatischen Gemisch auf ihren Armen zu verteilen.
So umgab sie sich in ihren Räumen mit diesen zauberhaft orientalischen Duftgemisch, das nie ganz verloren ging. Selbst nach Stunden hing ein Hauch davon noch in der Luft.
Die zurzeit über und über blühenden Rosen draußen vor den Fenstertüren taten das Ihre: es entstand der verführerische Duft, der eine zauberhafte junge Frau umgab.
Eine Frau, die ein bisschen mollig, ein bisschen träge und sehr ihrem Luxus und ihren Süßigkeiten zugeneigt war.
Und das sollte sie aufgeben?
Aufgeben für einen Weg in eine unbekannte Welt, mit einer Schwester, die ihr fremdgeworden war?
Warum sollte sie, die sie es so gern bequem hatte, einen Kampf aufnehmen, dessen Ziel ihr fremd war?
"Oriental Pearl" ist so exotisch, wie seine Bestandteile vermuten lassen und so luxuriös, wie der Flacon, der es umgibt.
Ein paar Tropfen schon entführen in eine andere Welt: in die Welt von Tausendundeiner Nacht.
Diese Welt der opulent ausgestatteten Räume, kostbaren Mosaiken, feinen Vorhänge seitlich der großen Fenstertüren, die im leichten Wind tanzen.
Und die Welt schöner, fremdartiger Frauen, denen ihre leichte Fülle eine besondere Anmut verleiht.
Mehr als nur wenige Spritzer "Oriental Pearl" könnten schon eine Belastung für kollegiale oder auch freundschaftliche Beziehungen darstellen. Von Mitreisenden in öffentlichen Verkehrsmitteln ganz zu schweigen.
Bekanntlich ist ja Allzuviel auch ungesund.
Für mich ist "Oriental Pearl" ein Duft für spezielle, ein wenig märchenhafte Stunden - Stunden zwischen Tag und Traum. Wobei gern etwas mehr Traum dabei sein darf.
Eine Duftkomposition, die anspruchsvoll ist, sich aber selbst auch großzügig schenkt, durfte ich kennenlernen.
Es ist wie ein Ausflug in eine andere, ein wenig unwirkliche Welt: exotisch, verführerisch und extrem sinnlich.
Das türkisfarbene Wasser lag so ruhig, dass jedes Steinchen des wertvollen Mosaiks, mit dem das Becken verkleidet war, glitzerte.
Gedankenverloren schauten sie auf die sie umgebende Pracht, ehe sie sich erneut dem Brief ihrer Schwester zuwandte. Dessen Inhalt brachte wieder die kleinen Fältchen über ihrer Nasenwurzel zum Vorschein; sie war ratlos.
Die Schwester schrieb: "Wie lange willst Du Dich noch in diesem Gefängnis halten lassen? Willst Du denn den Rest Deines Lebens als "Sultanine" verbringen?
Suleika, Schwester! Ich bitte Dich! Komm endlich zu Verstand.
Du lebst ein Leben, das dem Untergang geweiht ist; ob es Dir nun gefällt oder nicht.
Warum kommst Du nicht zu mir nach London? Wenn Du und die anderen Frauen des Serails wieder in Paris einkaufen, ist es doch Leichtes, Dich abzusetzen.
Hier in dieser Stadt, pulsiert das Leben; hier geschieht etwas!
Statt Dich weiter bevormunden zu lassen, komm zu mir und schließ Dich unserer Bewegung an.
Du bist jederzeit willkommen!"
Sie hatte ihre Schwester seit Jahren nicht mehr gesehen. Nachdem der Hof der Eltern von den "Barbaren", wie der Vater sie nannte, überfallen wurde und beide Mädchen verschleppt und verkauft wurden.
Sie, die stille und schöne Suleika, kam in den Serail des liebenswürdigsten Herrschers, den sie kannte.
Fatima, die schon damals störrische Schwester, kaufte ein blasser, dünner Kaufmann, der sie mit nach England nahm. Dort nannte man sie Hannah.
Die Schwester hatte diesen Namen beibehalten, nachdem sie eines Nachts aus dem große Haus in London geflüchtet war. Es ging ihr dort gut, aber ihre Abenteuerlust trieb sie in die Arme der Frauen, die sich "Suffragetten" nannten.
Inzwischen war sie aktiv bei der "Bewegung", bei den Frauen um Emmeline Pankhurst!
Dort würde, Hannahs Meinung nach, auch ihre Schwester ihren Platz finden.
Was dort zu tun wäre, darüber schwieg sie sich aus.
Ihr Ziel war, Suleika aus ihrer gewohnten Umgebung zu "befreien", damit sie sich "emanzipieren" könne.
Warum sollte sie das? Suleika schaute sich um und das, was sie sah, gefiel ihr.
Ein luxuriöser Raum mit schönem Wasserbecken, die großen Fenstertüren geöffnet, um die erste Kühle des beginnenden Abends einzulassen. Das Schlagen der ersten Nachtigall ließ sie lächeln.
Nachdenklich wählte sie aus der frisch aus Paris eingetroffenen Pralinenmischung ein Stückchen aus.
Sie fühlte sich wohl hier.
Ihre Schwester wusste ja gar nicht, dass nach dem Tod des alten, so gütigen Herrschers alles anders geworden war.
Der Sohn, als dessen Nachfolger in Amt und Würden, hielt die Frauen nur noch aus Prestigegründen.
Selbst bis zu ihnen hatte es sich herumgesprochen, dass er Lustknaben bevorzugte.
Aber ein Harem gehörte seit Alters her zu seiner Stellung; so blieb alles, wie es war. Ungewohnt zwar für die Frauen, aber bequem und weiterhin unterhaltsam.
An Geld fehlte es nicht; die regelmäßigen Reisen nach Paris, immer mit großer Entourage, wurden beibehalten; alles ging etwas legerer zu.
Suleika atmete tief die sie umgebenden Düfte ein: ein schweres Rosenaroma schwebte im Raum.
Es vermählte sich mit Amber und dem Patchouli-Öl, das sie zu ihrer Hautpflege benutzte.
Die Würze des Benzoe-Rauchs, mit dem die Räume jeden Tag duftend gereinigt wurden, hing wie ein Schleier in der Luft: ein bisschen harzig-rauchig; aber sehr vertraut und durchaus angenehm.
Neulich brachte ein Bote lange braune Schoten aus Madagaskar: Vanille genannt.
Diese Schoten wurden ausgekratzt, das darin befindliche Mark zu feinsten Speisen und Süßigkeiten sowie einer Art Hautbutter verarbeitet. Der warme, sämige Duft sprach alle ihre Sinne an.
Die griff nach dem kleinen Tiegel, um erneut etwas von diesem aromatischen Gemisch auf ihren Armen zu verteilen.
So umgab sie sich in ihren Räumen mit diesen zauberhaft orientalischen Duftgemisch, das nie ganz verloren ging. Selbst nach Stunden hing ein Hauch davon noch in der Luft.
Die zurzeit über und über blühenden Rosen draußen vor den Fenstertüren taten das Ihre: es entstand der verführerische Duft, der eine zauberhafte junge Frau umgab.
Eine Frau, die ein bisschen mollig, ein bisschen träge und sehr ihrem Luxus und ihren Süßigkeiten zugeneigt war.
Und das sollte sie aufgeben?
Aufgeben für einen Weg in eine unbekannte Welt, mit einer Schwester, die ihr fremdgeworden war?
Warum sollte sie, die sie es so gern bequem hatte, einen Kampf aufnehmen, dessen Ziel ihr fremd war?
"Oriental Pearl" ist so exotisch, wie seine Bestandteile vermuten lassen und so luxuriös, wie der Flacon, der es umgibt.
Ein paar Tropfen schon entführen in eine andere Welt: in die Welt von Tausendundeiner Nacht.
Diese Welt der opulent ausgestatteten Räume, kostbaren Mosaiken, feinen Vorhänge seitlich der großen Fenstertüren, die im leichten Wind tanzen.
Und die Welt schöner, fremdartiger Frauen, denen ihre leichte Fülle eine besondere Anmut verleiht.
Mehr als nur wenige Spritzer "Oriental Pearl" könnten schon eine Belastung für kollegiale oder auch freundschaftliche Beziehungen darstellen. Von Mitreisenden in öffentlichen Verkehrsmitteln ganz zu schweigen.
Bekanntlich ist ja Allzuviel auch ungesund.
Für mich ist "Oriental Pearl" ein Duft für spezielle, ein wenig märchenhafte Stunden - Stunden zwischen Tag und Traum. Wobei gern etwas mehr Traum dabei sein darf.
Eine Duftkomposition, die anspruchsvoll ist, sich aber selbst auch großzügig schenkt, durfte ich kennenlernen.
Es ist wie ein Ausflug in eine andere, ein wenig unwirkliche Welt: exotisch, verführerisch und extrem sinnlich.
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