Féminité du Bois 1992 Eau de Parfum

Ajlizea
21.05.2021 - 08:22 Uhr
16
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft

Spätsommernachtstraum

Hier eine Rezension meiner neuesten Entdeckung. Ich halte mich kurz, denn der Duft hat viele hier schon zu schönen, poetischen Texten inspiriert, denen ich wenig hinzuzufügen habe. Trotzdem wollte ich etwas schreiben.
Der Duft startet, nicht überraschend, mit trockenen Hölzern. Nicht staubig trocken oder leblos, nein es ist Wärme und definitiv Lebendigkeit dabei. Vielleicht liegt es an den leichten, ganz leichten erdigen Untertönen? Das Bild der Artemis im Unterholz, das hier von Anderen so schön beschrieben wurde, passt gut. Aber diese Gehölz ist kein Dickicht, kein grüner Dschungel. Es ist ein luftiger Wald am Ende des Sommers. Der Herbst hat noch keinen Regen gebracht und es hängen getrocknete Pflaumen an den Bäumen, gedörrt von der Hitze des Sommers, und verbreiten ihren warmen, würzigen Duft. Auch eine leichte Schärfe ist dabei und erinnert an Pflaumenschnaps. Es dämmert am Waldrand und ein warmer Wind verstärkt alle Gerüche. Die trockene Würzigkeit von Nelken weht herbei, sofort abgerundet von Bienenwachs, das der Abendluft eine leichte, cremige und ganz unaufdringliche Süße gibt.
Mit der Zeit wird diese Süße stärker, doch sie bleibt immer die weiche Süße von Honig und Trockenobst. Auch der ganze Duft wird immer weicher und kuschelt sich an die Haut. Mich erinnert er inzwischen an indischen Reispudding mit Zimt, Nelken und anderen Gewürzen. Und viel Honig. Es dämmert inzwischen und die Süßspeise wird in einer Holzhütte gekocht, in der überall Bienenwachskerzen stehen. Und auch die Hütte knackt leicht und duftet während es draußen Nacht wird. Oder ist das ein Holzscheit im Kamin, das komplett rauchfrei verbrennt und dabei dieses trockene, holzige Aroma verströmt?
Ein Duft aus dem Spätsommer, der von reicher Ernte, sonnigen Tagen und trockenen Feldern und Wäldern erzählt. Ich kann ihn mir an kühleren Tagen, aber auch an einem Sommerabend vorstellen. Er ist wunderschön, trocken und weich in einem, herb und süß vereint. Würzig und dunkel, als könne er von verlorener Magie erzählen, und dabei doch freundlich und dunkelgolden wie ein herbstlicher Sonnenstrahl.
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