Note de Parfum - Blanc des Cotons

Daisy
29.09.2012 - 03:55 Uhr
8
Top Rezension
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft

Thema verfehlt!

Wer hier beim Studieren der Ingredienzen über Vanille, Ambra und Guajakholz stolpert und die Angabe von Moschus oder Zeder vermisst, tut gut daran. Denn Blanc des Cotons, was frei übersetzt „weiße Baumwolle“ heißen könnte, hat mit einem, wie ich ihn nenne, Rein & Weich – Duft nicht viel gemeinsam. Wird man mit dem angegebenen Lavendel noch auf die Frische-Wäsche-Spur geschickt, entpuppt sich der Duft kurz gesagt als Gourmand der heftigen Art, gekrönt von enormer Ausdauer.

Im Auftakt zeigt sich Blanc des Cotons bittersüß, erdig-muffig und streng, fast medizinisch. Nein, hatte ich wegen der vermeintlichen Ackerboden-Note zunächst auf Iriswurzel getippt, verwerfe ich den Gedanken gleich wieder. Aldehyde sollen das sein, aha! Wie merkwürdig - mag ich sonst deren prägnante Kerzenwachsnote, so wirken sie hier doch ziemlich entstellt. Weit entfernt meine ich einen Hauch von Jasmin zu erkennen. Ausgesprochen Florales sucht man hier jedoch vergebens. Was folgt ist zugegebenermaßen ganz angenehm, jedoch von recht kurzer Dauer: zarter Lavendel, hier gar nicht krautig-struppig, sondern schön ätherisch-waldig, scheint auf einer fluffig-weichen Vanillewolke dahinzuschweben. Jene Vanille, mit ihrer vollen, leicht rauchigen Süße, verstärkt sich zu meinem Bedauern im weiteren Verlauf immens. Ist erst der letzte Lavendelzweig hinüber, erscheint der Duft ganz und gar essbar. Amber harzt gehörig, während Vanille süßt als gäbe es kein morgen mehr.

Alles in allem ist mir die Basis hier einfach zu mächtig. Die Kombination von Lavendel und Vanille mag an sich eine schöne Sache sein, nur hat Erstgenannter hier nicht genug Power, um dieser kräftig gesüßten Wattigkeit etwas entgegenzusetzen. Zum Glück ist sie nicht auch noch klebrig.

Unter einem Duft, der an weiße Baumwolle erinnern soll, verstehe ich etwas völlig anderes. Von frischer Sauberkeit, strahlender Weißheit und fröhlicher Unbekümmertheit kann man hier überhaupt nicht reden. Deshalb von mir das Prädikat: Thema verfehlt.

Wen es interessiert, dem lege ich Masaki Matsushimas Shiro (Rein & Weich in 3D) nahe oder Puro Lino von Officina delle Essenze, die sind zwar auch Italiener, aber meiner Nase nach wesentlich geschickter in Sachen Wäscheduft.

Ach, noch Eins! Bei sommerlichen Temperaturen halte ich diesen Duft für ungeeignet. Da könnte die Duftaura leicht zur Dunstglocke werden. Wenn überhaupt ist die beste Tragezeit Herbst und Winter, aber auch da besser nicht in warmen, geschlossenen Räumen mit vielen Leuten drin.
7 Antworten