Imel
24.09.2012 - 11:57 Uhr
7.5
Haltbarkeit
6
Duft

Etwas grob gewoben Gewogenes

Es steigt merkwürdig unluftig von meinem Arm empor, mit einer großräumigen Portion aller oben angeführten Innereien; dick, leicht süßlich und schwergewichtig lasten die Noten im Raum.
Die angegeben Ingredienzien sind von Beginn an auszumachen, sofern man von ihnen weiß, denn gut durchwebt ist dieser Duft. Zwar rauh und kantig, schreit dennoch kein Akkord unnötig laut oder plärrend um die Ecken; wenngleich der Duft durchdringend und mit lärmend geschwollener Brust daher kommt.
Drinnen bettet sich eine würzige, hell scharfe Koriandernote, an leise aber dunkle Patchouli und Weihrauchtöne. Das Labdanumharz mitsamt Ambra bemüht sich hier all diesen Noten Kissen und Decke zugleich zu sein, es umschließt sie sozusagen und macht sie träge und wohlig warm beginnt Ambra del Nepal.
Dreckige, teerige Akzente des Ambers durchwandern diese würzig narkotische Wolke und an dieser eigentümliche Weise eines Duftes finde ich Gefallen.

Der Koriander nimmt dem Duft etwas von seiner Schwerfälligkeit, nicht das er mittelbar leichter würde, aber die pfeffrige Schärfe gibt dem Duft einen rauchigen, vielleicht sogar schwebenden Charakter. Dieses zerstrittene Duftbild findet sich gut in die brummenden Töne des Labdanum wieder und die Idee an sich, empfinde ich beinahe als innovativ.
Jedoch, es scheint mir alles ungehörig viel zu sein, viel Koriander, viel Amber und Labdanum und viel zu viel von zu viel Rest den man dazwischen noch ausmachen vermag.

Im weiteren Verlauf verfeinert sich der Duft mit einigen honigearteten Noten, er wird süßer aber noch schwerer, beinahe plump ist er nun. Amba del Nepal verhält sich leider etwas unbeholfen mit so viel olfaktorischer Last, es zieht ihn an jeder Ecke talwärts; so beginnt sich der Duft schon nach kurzer Zeit zu setzen, oder besser, er beginnt anzusetzten.

Nunmehr quillt eine schokoladenartige Patchouli, mitsamt Weihrauchgezeter unter einem Wanst von Labdanum hervor. Der Weihrauch ist hier nicht ätherisch sondern schwer lastend und von tiefen würzigen Tönen verhangen. Die Noten sind immer schwieriger zu vernehmen, alles verschwimmt ineinander; tauchen einzelne Aspekte hervor, so werden sie bald darauf wieder verschluckt.
So läuft Ambra del Nepal, nach einer halben Stunde Duftverlauf in sich zusamenn zu einem Pudding-Ambrabastard.

Man kann bei diesem Duft nicht von Kopf, Herz und Basis sprechen, daher kann man auch diesen Kommentar zu lesen beginnen wo immer man will. Es ist ein Konglumerat wobei im Kopf der Koriander und der Amber, im Herzen das Labdanumharz und in der Basis das Patchouli maßgebend sind.
Im Grunde bin ich gar kein großer Liebhaber solcher überbordernder Düfte, diesen hier mag ich irgendwie doch ein wenig, er hat etwas schwerfälliges an sich, er ist einfach und sogar unbeholfen, beleibt und dabei beinahe dekadent ist er, grob und kratzig, innen unheimlich weich und wohlig.
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