La Collection 777

Ô Hira 2013

Terra
09.01.2018 - 13:12 Uhr
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft

wÔ? HIeR? jA!

Ein Duft, benannt nach Hira, dem Berg des Lichts, auf dem Mohammed seine erste Offenbarung vom Erzengel Gabriel erhalten haben soll. Er soll der angebliche Höhepunkt und „Diamant“ der ohnehin schon teuren und exklusiven Kollektion von Stéphane Humbert Lucas darstellen, was der kaufkräftigen Kundschaft auch durch den mit Abstand höchsten Preis von deutlich über 1000€ pro 100ml bewusst gemacht wird. Seit Jahrhunderten unter der Erde begrabene Harze werden zu fossilem Amber - Bernstein. Über andere Duftstoffe wird gemunkelt. Oud, Salpeter, Zimt, erdige Noten, Vanille und Tonka sind im Gespräch, doch es gibt keine klaren Aussagen. Viele Hinweise durch die man auf besondere Qualität und nicht zuletzt auf einen einzigartig schönen Geruch schließen könnte - da ist es recht vorhersehbar, dass die Rezensenten sich vor Lobpreisungen kaum halten können. Vom ultimativen Amber ist die Sprache. Die Referenz.

Ich hatte schon eine grobe Vorstellung in welche Richtung Ô Hira geht und ja, er haut mich um. Dafür war auch nur ein Sprühstoß notwendig, denn die Sillage ist in den ersten Stunden too much. Rein olfaktorisch gesehen war ich allerdings weniger überrascht.

Ô Hira zeigt sich als netter Amber, der sich weniger in der süß-gourmandigen, sondern eher in der holzig-harzigen Ausrichtung dieses Genres einsiedeln lässt. In diesen Gefilden befinden sich beispielsweise auch noch Ambre Fétiche oder der wundervolle Ryder.

Ich bemerke zu Beginn eine recht prominente, schnapsig-cognacartige Note. Fassgelagert trifft es vielleicht am Besten. Das fußt natürlich auf einer dunklen, zähflüssig wirkenden, leicht medizinisch-bitteren, holzig-erdigen Ambernote die im Fokus steht. Nach einer Weile verschieben sich die harzigen Töne in eine etwas faulige Richtung, welche im Netz vermutlich unter dem Euphemismus der "erdigen Noten" verkauft wird. Zum Glück ist dies nur kurz deutlich und ansonsten bleibt ein recht monotoner, holzig-harziger Geruch. Es gibt kaum Entwicklung und Transparenz. Der Duft wird leiser und es kommen Vanilletöne dazu, er wird also wie in der Basis üblich süßlich-weicher und schnell viel leiser. Auf der Haut habe ich nun die Assoziation von verrottendem Holz und einem vanillearomatisierten Whisky.

Nun könnte man mich missverstehen und denken, mir würde der Duft gänzlich missfallen. Ô Hira riecht schon gut. Ich sehe ihn aber eher als Raumduft, finde ihn als Parfum nicht reizvoll. Zudem gefallen mir die günstigeren Amber dieser eher harzig-holzigen Richtung deutlich besser.

Es ist eben wie so oft mit den Legenden, Referenzen und dem Unbesiegbaren. Einmal entmystifiziert erscheint alles nur noch halb so spektakulär.

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