Phtaloblue 2020

GymBuddy
12.11.2020 - 14:15 Uhr
5
Sehr hilfreiche Rezension
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft

Das weite Meer vor Augen

Oh nein, endlich hatte ich einen Parfumeur gefunden, der so anachronistische - weil ganz natürliche im besten Sinne nicht-synthetische - Düfte wie „Au cœr du desert“, „Attar“ oder „L‘Oudh“ - der mir bekannte am natürlichsten nach Adlerholz riechende Oud-Verteter geschaffen hat. Und dann: Bekomme ich eine Abfüllung von „L‘ Air des Alpes Suisses“ das Andys Spielwiesenprojekt zu sein schien, auch mal einen Iso-E-Super Duft im Repertoire zu haben und jetzt bei Phtaloblue ein super-synthetischer Marine Pyridine (?) bzw Maritima (IFF) - Vertreter. Ersterer riecht nach 3 Stunden wirklich nur noch nach Iso-E-super auf der Haut bei mir, zweiterer verströmt auch noch nach einem Tag die sehr synthetische Version von Meersalz, bzw. leichte Nuancen von Meer und Iod. Wer „Vanilla Vibes“ von „Juliette has a gun“ kennt: Phtaloblue und Vanilla Vibes scheinen auf den gleichen synthetischen Meersalz-Vertreter zu setzen.
Nach all den so natürlich riechenden Vertretern, die ich von Andy kenne - und die jeweils für mich als Meisterwerke und Referenzen gelten - sind das für mich zwei neue Düfte, die so garnicht für mich zur Marke passen wollen. Bislang war Andy Tauer für mich eine Institution, bei der ich blind kaufen konnte und immer wusste, keine überbordene Synthetik im Duft zu haben. Für mich sehr schade, dass es diese Entwicklung genommen hat.

Aber kommen wir zu Phtaloblue - schließlich ist es ja doch ein Tauer - und bis auf die Synthetiknote trotzdem riechbare Parfumeurskunst.
Der Duft startet mit einem nur minimal zitrisch angehauchtem Fenchel, der über salziger Meeresluft zu schweben scheint. Die Assoziation an einen heißen Sommertag über einer Steilküste am Mittelmeer, wo einem beständig diffus ätherisch würzige Kräuteraromen zusammen mit dem Salz in der Luft entgegenschlagen, wird perfekt unterstützt durch eine schwach wahrnehmbare Süße eines sich sehr im Hintergrund haltenden Lavendels.
Im Verlauf nehme ich noch ein wenig Neroli war - zunehmend macht sich jedoch die Dominanz des obig beschriebenen Meersalz-Duftes bemerkbar. Immerhin sorgt dieser für eine sehr lange Wahrnehmbarkeit des Duftes auch noch nach einem Tag. Der Duft endet auf meiner Haut mit einer Cumarin/leicht waldmeisterhaften süßen Tonkabohne und natürlich immer noch dem Meersalzthema.
Insgesamt finde ich den Duft interessant, weil Fenchel und krautig/würzig mit Meersalz ja doch ziemlich originell ist - die synthetische Note wird mir über den Duftverlauf dann aber leider doch zuviel.
Bitte, bitte Andy - der nächste wieder ohne Iso-E und allem anderen künstlichen. Ein Duft mit natürlichem Ambra stünde auf meiner Wunschliste.
2 Antworten