Incense Flash 2015

Sarungal
31.12.2015 - 04:04 Uhr
19
Top Rezension
2.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Vom gezähmten Tauer – oder: Andy kann auch freundlich!

Hey Andy.
Was’n los?
Kreide gefressen?
Schnupfen gehabt?

Macht aber nix – ich mag deinen Weihrauchblitz, auch wenn du eher sparsam umgegangen bist mit deiner typischen Taueriade. Klar – ein wenig chemisch geriert sich der Duft schon auch, aber ich find ihn insgesamt sehr verträglich ja, beinahe auf Anhieb nasenschmeichelnd.

Ungewöhnlich erscheint die Machart vor allem, wenn ich deine Chemiewaffe „Incense extreme“ zum Vergleich heranziehe. Der Fairness halber erkenne ich immerhin an, dass beide mit einer unerwarteten, kaum zu identifizierenden Frische starten; wo aber der blaue Stern erst einmal eine olfaktorische Desensibilisierung einfordert, schlägt dein Flash zielsicher einen angenehm verlederten Weg ein, der (für deine Verhältnisse) fast schon massenkompatibel ist. Dann ambrierst du das Ganze geschickt und sicherst dem Wässerchen so jenen Hauch von Süße, der dem Zeitgeist höchst professionell seine Reverenz erweist.

Ist’s Kunst – oder doch ein wenig Opportunismus? Völlig egal, denn über allem schwebt eine (milde) Form des Tauerrauchs, den mit dem Präfix „Weih“ zu denunzieren ich mich scheue: Dergestalt beduftete Messen wären mindestens im Graubereich angesiedelt – mit einer Tendenz zum Schwarzen. Apropos, meine Damen: Zum kleinen Solchen könnte dieser Blitz durchaus Wirkung entfalten, gerade weil er – hierin tauertypisch – jenen Rest von Eigensinn bewahrt, der die mathematisch zu berechnenden Proportion der Schönheit schließlich doch bricht: Der Rauch ist zwar kokelarm, dafür aber nicht frei von einer ungewöhnlichen, fast mentholartigen Schärfe, und die Ledernote ergänzt die Komposition um eben jenen Hauch von Verruchtheit, der den Vamp zitiert, ohne ihn zu inkarnieren.

Für uns Jungs funktioniert der (Weih-)Rauchblitz ohnehin – ad hoc hat der Duft ein Übergewicht auf der y-chromosomalen Seite, weil er Assoziationen irgendwo zwischen Lederjacke und Wildem Westen zulässt. Ihn darauf zu beschränken hieße allerdings seine Eleganz zu ignorieren. Die mag etwas raubeinig wirken, aber sie schmückt zuletzt doch mehr als die allfällige Lieblichkeit, die uns nicht wenige Parfumeure derzeit nur allzu gern auf den Leib sprühen möchten.

Die Haltbarkeit ist nicht bahnbrechend, aber anständig, die Sillage hingegen nur dann auffallend, wenn man einen Sprüher mehr wagt – insofern bin ich kein Fan der 30ml-Verkaufsgröße. Der kleine Flakon mit dem eher billig wirkenden Etikett spielt zudem ein wenig mit dem Discountercharme, ohne seinen Auftritt preislich vollständig zu beglaubigen: Am Ende sind halt doch immer noch knapp 70 Tacken fällig für den Fingerhut voll Duft.

Fazit:
Ein Tauer auf Samtpfoten, exzellent durchkomponiert – Leder, Grellrauch und (fast hätt’ ich sie vergessen) eine sanft holzige Grundnote präsentieren sich, mild gesüßt, als gut verblendete Dufteinheit. Fans der Marke mögen den Mut zum Extrem vermissen – dafür erhalten sie ein Parfum, das seine Rest-Extravaganz sehr geschickt in das Fahrwasser des Mainstreams steuert, ohne sich anzubiedern.
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