Altamir 2007 Eau de Toilette

Honigmelone
20.01.2015 - 14:44 Uhr
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Sternzeichen-Bashing: Ich bin Löwe, Löwe, oh Baby, ich bin Löwe

Als Freundin der gepflegten Untergrund-Unterhaltungsmusik fielen mir, als ich heute Altamir trug, diese Textzeilen von Andreas Doraus „Löwe“ ein. Um hier keine Missverständnisse entstehen zu lassen: Hätte das Lied von irgendeinem anderen Sternzeichen gehandelt, wäre dieses in meiner Überschrift gelandet. In „Löwe“ besingt Herr Dorau eine obszöne und aufdringliche Dame des selbigen Sternzeichens. Herr Dorau hat bei der Dame wirklich nichts zu lachen.

Nichts zu lachen habe ich auch bei Altamir: Er ist kein fröhlicher Duft. Mein erster Eindruck ist „zitrisch-frisch“, dann kommen blumige Noten daher, gefolgt von einer dominanten Orangenblüte. Ein Mindestmaß an Lieblichkeit ist hier Fehlanzeige. Der Duft wird bald recht stechend und reizt meine Nasenschleimhäute. Modrig, süß-säuerlich. So bleibt er, zumindest bei mir. In diesem Stadium empfinde ich Altamir, um den jetzt den Schwenk zu Andreas Dorau zu machen, als obszön und aufdringlich. Ich nehme an, dass dies vielleicht an einer unglückseligen Kombination von Patchouli mit irgendwelchen anderen Ingredienzen liegt. Erklären kann ich es mir nicht, da ich mit den in der Pyramide angegebenen Duftstoffen keine generellen Probleme habe. Angel Eau de Parfum kam ähnlich schlecht an mir raus, außerdem erinnert mich Altamir an Le Male von Jean Paul Gaultier, den mein Nachbar in Überdosierung trug und der ähnlich stechend an ihm roch (seine Partnerin hat manchmal schon die Flasche vor ihm versteckt). Ein anderer Nachbar „duftete“ nach dem Duschen auch so ähnlich, da lag dann im Sommer die halbe Nachbarschaft im Koma.

Normalerweise fahre ich ja auf ausdrucksstarke Düfte ab. Bei Altamir kann ich Haltbarkeit und Sillage allerdings nur bemängeln. Denn beide sind zu meinem Leidwesen sehr gut, soll heißen, ich bin stundenlang in eine Wolke stechender Penetranz gehüllt. Diese Wolke wird in der Basis zwar eher zum Wölkchen, dadurch wird der Duft aber nicht besser (ich habe dieses Wölkchen jetzt mal mäßig erfolgreich mit Catalyst überdieselt). Mehr als zwei Sprüher dürften selbst bei denjenigen, an denen Altamir besser rauskommt als bei mir, was sicherlich nicht allzu schwierig ist, zu viel sein.

Ich empfinde Altamir an mir, wahrscheinlich durch meine Assoziation mit meinen Nachbarn, als extrem unweiblich, er erscheint mir nicht wie ein liebevoll komponiertes Parfum, sondern wie ein billig zusammengeschustertes Rasierwasser. Da ich weiß, dass Angel EDP an anderen weitaus besser rauskommt als bei mir, und zwar ohne stechende Note, gehe ich davon aus, dass dies bei Altamir auch der Fall ist. Deswegen möchte ich hier keine Bewertung abgeben.

Auf jeden Fall lastet Altamir schwer auf meiner empfindsamen Seele. Positive Assoziationen sind daher zunächst Fehlanzeige. Obwohl: Andreas Doraus „Löwe“ hat eine schöne Melodie, seine Konzerte sind super und sein Techniker ist zum Anbeißen. Geht doch!
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