Classica

Laudano Nero 2014

Sarungal
13.12.2015 - 13:23 Uhr
18
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7
Duft

„Der will doch nur spielen“: Kaiserliche Harmlosigkeit

Immer wieder schleiche ich um Nero herum, hin- und hergerissen zwischen Appeal und Abwehr, gelegentlich vielleicht auch auf der verzweifelten Suche nach der dunklen Seite des Safts, die verschiedentlich beschworen wird. Allein – dazu ist mir Terenzis Duft viel zu freundlich, seine Süße zu präsent, in Phasen gar zu penetrant. Andererseits hat er angenehm verrauchte Seiten; schwelende Glut aber kommt mir nicht in den Sinn, sondern harmlos kokelnde Räuchermännchen-Gemütlichkeit. Immerhin riecht das Ganze charmant – und ziemlich asexuell in seiner wollsockenen Kamin-Heimeligkeit.

Dabei verheißt die Pyramide Monumentales; vielleicht ist sie aber auch einfach nur zu viel für meine Nase. Der erschließt sich zu Beginn Cognac, und zwar mit einiger Deutlichkeit. Das ist kein schlichter Weinbrand deutscher Manufaktur, sondern gutes Zeug, das sich ein wenig gar zu eilig ambrieren lässt. Ohnehin ist mir auch hier (wie in Lilipur) der Amber ein wenig zu präsent, wenngleich sich eine leicht geschärfte Kampfernote Mühe gibt, dagegen zu halten. Leider reicht’s nur für olfaktorisches Wetterleuchten, aber die aparte Note tut dem Duftgeschehen unzweifelhaft gut.

Worauf die deutliche Verräucherung im Einzelnen zurückzuführen ist, bleibt Spekulation: Da tummelt sich Einiges, das balsamisch zum Bouquet beiträgt. Angenehm ist die Abwesenheit allzu cremig-dichter Aromen; „Laudano Nero“ tritt recht bald schon eher pudrig auf, ohne dass man dem Parfum echte Transparenz bescheinigen möchte: Dazu mischt sich einfach zu viel von allem Möglichen in Terenzis Duft. Pudrig meint in diesem Zusammenhang übrigens kaum irgendeine kosmetisch-reinliche Facette, sondern dient als Bild zur Beschreibung der diffundierenden Qualität der einzelnen Bausteine.

Angesichts dieses Eindrucks verzichte ich auf den Versuch, die angegebenen Bestandteile genauer erschnuppern zu wollen; für mich bleiben liebliche, sehr präsente Rauchwaren, Amber - zartest kampferisiert – und der eröffnende Cognac die zentralen Aromen, um die herum eine ganze Menge anderer Kram vermutlich justierend mitspielen darf.

Mag ich das? Sehr – und auch wieder nicht; für meinen Geschmack bringt die Übermacht der – immerhin gut etablierten – Grundsüße den Duft ein wenig um seinen Reiz. Dennoch spricht diese Ambivalenz für den Duft: Zu einem klareren Urteil bin ich in Monaten der Beschäftigung nicht gekommen – üblicherweise lässt sich diese Unentschiedenheit darauf zurückführen, das Teile meiner Nase fasziniert sind. Über jeden Zweifel erhaben sind Haltbarkeit und Sillage – sofern denn „viel“ immer viel hilft.

Fazit: 70 % sind nach meinen Bewertungskriterien durchaus im positiven Bereich – die sind vor allem der freundlichen Räucherei geschuldet. Für mein persönliches Empfinden allerdings, das Süße nur bedingt goutiert, fehlt ein wenig die Balance. Anders ausgedrückt: Terenzi bleibt sich treu!
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