Black Orchid 2006 Eau de Parfum

Doctorsdyery
01.09.2019 - 08:21 Uhr
22
Sehr hilfreiche Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Damage...

ist der Titel eines Dramas von Louis Malle aus dem Jahre 1992.

Die wundervolle Juliette Binoche und der grandiose Jeremy Irons spielen die Hauptrollen in diesem Stück Filmgeschichte der besonderen Art.
Dr. Fleming ist Politiker. Tolles Haus, toller Job, tolle Frau, zwei tolle Kinder.
Dann trifft er auf Anna und es schlagartig vorbei, mit dem vorher so sicher geglaubten, anständigem Leben.

Die beiden beginnen eine Affäre, die keine Grenzen kennt, sie verzehrt, sie verschlingt.

Das Fatale, Anna ist die Freundin seines Sohnes.

Eine Affäre wie diese nimmt niemals ein gutes Ende, man weiß es und trotzdem will man sich in den Strudel saugen lassen, der einen mit aller Macht in die Tiefe zieht.

So ist Black Orchid für mich.

Wie das Verlangen etwas unbedingt haben und spüren zu müssen, ungeachtet aller Konsequenzen.

Einfach leben, einfach nachgeben, die Angst hinter sich lassen, der Lust, der Gier ihren Platz geben..
Es geht um Leidenschaft, Schmerz, um Besitz, um all das Unausgesprochene, das heimlich Vermisste, um Körperlichkeit, Nähe und Distanz.

Schneller Sex in einem Pariser Hinterhof, vielleicht mit dem Gesicht an eine kalte Mauer gepresst ist besser als alles, was man sich in diesem Moment vorstellen könnte.

Anna will sich besitzen lassen und Dr. Fleming will sie besitzen.
Nicht einfach so ein bisschen.
Sondern ganz und gar.
Jetzt, nicht später, nicht im sauberen, duftigen Bett, nein hier! In einer muffigen Toreinfahrt, morgens um 7.

Nicht einfach nur spüren, sondern das Elixier des anderen aufsaugen, seine Seele besitzen.

Dr. Fleming kann nicht widerstehen, will nicht widerstehen.

Das Drama nimmt ein düsteres Ende und seine Frau sagt am Ende nur zu ihm. "Warum hast du dich nicht einfach umgebracht?"

Ja, warum hat er das nicht?
Weil wir menschlich sind. Böse und gut, kalt und weich, alt und jung, schön und hässlich.

Und weil wir manchmal die Kontrolle verlieren müssen, um das Leben wieder zu leben.

Black Orchid stößt mich fasst ein bisschen ab, beim ersten Schnuppern.
Was? Das soll der tolle Tom Ford sein?
Ich rieche alte Kirche, Muff, Keller mit verdörrten Blumen und zucke unweigerlich ein bisschen zurück.

Ich überlege schon, die Notdusche zu aktivieren, doch dann...ja dann erahne ich plötzlich etwas anderes.
Es ist immer noch mächtig, aber doch auch zart und wohlig, als ob es mich beschützen will und mich gleichzeitig in eine fremde, dunkle Welt bringt.

Ich fühle mich irgendwann fast berauscht, machtlos.

Das ist doch eigentlich gar nicht deine Richtung Duft, denke ich.
Und vielleicht bin ich gerade deshalb so angezogen von ihm.
Er bringt das Dunkle, Verborgene zum Vorschein. Ich trage es in mir.

Will ich dem Strudel folgen, der einen unweigerlich in die Tiefe zieht? Meine Seele vergeben? Machtlos sein?

Ich weiß es nicht,

Noch habe ich mir Black Orchid nicht ins Haus geholt. Aber man kann nie wissen....
8 Antworten