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Top Rezension
Neulich im Herrenclub
Hohe Säulen stützen den hellen Raum, mit großen hohen Fenstern und schweren Vorhängen. Etwas Sonnenlicht dringt ein- und lässt die nebeligen Rauchschwaden erstrahlen. Pfeifen werden gestopft und angezündet - oder Zigarren, jeder wie er mag. Aromatisch - stark würzig balsamisch riecht es. Vanille prägt das Duftgefüge, markant und holzig-süß. Rauch lässt sich hier noch nicht vermeiden.
Dezent alkoholisiert versammeln sich die örtlich ansässigen Gäste - beinahe jedes Wochenende. Die einen beim Schach, die anderen beim Poker vertieft, den doppelten Whisky vernachlässigend; an der nächsten Ecke, ausgestattet mit Chesterfield-Sitzmöbeln, vertagen die Herren, die Geschäfte auf morgen, als ein Fremder den Raum betritt, ein gediegener hochgewachsener Mensch, mit Reiseschreibmaschine und dürftigem Gepäck, tadellos frisiert und gekleidet.
Die Gespräche drehen sich nun um Segelflugzeuge, Polo und die anderen Fluchten in extravagante Erlebnisse.
Auffällig ist der Geruch des Fremden, obwohl er sich nur wenig von der Umgebung abhebt. Dieser wirkt wie ein Konzentrat, der im Raum verteilten Nuancen, abzüglich des Leders, Kernseife, Aftershave und Rauch. Eine Vanillenote, klarer gezeichnet, edler verblendet, pudrig, auf Holz gebettet, mit trockenen Früchten verfeinert. Der Rest der Runde fragte sich, was das wohl sei, einen Augenblick schien jener entrückt und in sich gekehrt, sogar kurz von der Abenteuerlust befreit, die das dortige Leben prägt und auch an seine Grenzen bringt. Die dort verwurzelten Anwesenden sind vom Genuss des Augenblicks eingenommen, für wenige Sekunden in Gedanken, die sie mit niemandem teilen. Dem Fremden ordnet man das alles gar nicht zu und dennoch, als er bald schon wieder aus der Gegend verschwunden war, dachte man noch an ihn zurück. Es ist das Unbewusste, das berührt wird und nur selten energisch an die Oberfläche stößt, um dann wieder sanft hinabzutauchen, wie Tobacco Vanille, das gegen Ende sanft verblasst, wie ein Abend in jenem Club.
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