Vert d'Encens 2016

MT1575
03.07.2019 - 15:38 Uhr
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Top Rezension

Eine olfaktorische Reise

Hui was haben wir denn da, lange habe ich mich geziert diesen Duft auszuprobieren, da Nadelduft nicht unbedingt zu meinen Favoriten zählt und ich immer unweigerlich an „Arbre Magique Pino“ aus meiner Kindheit denken muss, dieser Wunderbaum der in jedem Auto der 80er hing und furchtbar gestunken hatte. Doch dieser Duft hat sowenig mit dem Tannenbaum aus meiner Jugend zu tun wie Tom Ford mit Mustang. Grün ist hier das Motto besser gesagt grüner Weihrauch, und dieser Name passt wie die sogenannte Faust aufs Auge. Ein Spritzer dieses eleganten Wässerchen auf meiner Haut entfesselt eine grün-zitrische Duftwolke die im ersten Augenblick an Pinimenthol gepaart mit Zitronat erinnert, verschwindet aber innerhalb weniger Minuten. Danach macht sich ein wohliger mix aus Weihrauch, Benzoe, Bittermandel und Buxbaum breit, der zitrische Unterton bleibt leicht wahrnehmbar. Meine Nase wandert immer wieder Richtung Unterarm um diese Melange aus grünen und harzigen Essenzen zu erschnuppern. Ich habe leichte süße aber auch frisch-herbe sowie erdige Noten (ist das der Kardamom?) die so dicht miteinander verwoben sind das sie eine wunderschöne Komposition ergeben. Mich erinnert dieser Duft tatsächlich an Weihnachten, Weihnachten in Italien, wo ich ein Kloster betrete in dem eine festlich geschmückte Grippe (Preseppe) ausstaffiert mit Moos und Pinienzweige die Besucher empfängt. Räucherwerk brennt irgendwo in der gewölbeartigen Klosterkirche und schwängert die Luft mit Weihrauch, dazu gesellt sich ein dezent wahrnehmbarer Geruch von altem porösen feuchten Gemäuer und staubigen altem Holz.

Kennt ihr das, ihr kommt in einen Raum oder Gebäude die einen gewissen Geruch inne haben, ihr saugt die Luft in euch auf bis es im Kiefer kitzelt und ihr findet es angenehm gar beruhigend fast berauschend, ihr wollt einfach mehr von diesem Geruch in euch aufnehmen? So geht es mir bei Vert d‘Encens, dieser Duft zaubert Bilder in meinem Kopf und weckt Erinnerungen an vergangenes, lässt altes wieder aufleben als würde es in diesem Moment geschehen, dies vermögen nicht viele Parfums!

Aber jetzt bin ich etwas abgeschweift eigentlich wollte ich doch den Duft beschrieben.
In der Mitte bei mir so ab einer Stunde nehme ich von dem Grün immer weniger wahr, es wird gourmandig ich rieche Marzipan etwas Vanille kandierte Veilchen die sich gegen das harzige auflehnen. Diese Akkorde verfliegen dann nach einer weiteren Stunde und es kommt zu einem sehr schönen Ausklang der sich in einen weich-pudrig-balsamischen Duft auf meiner Haut verwandelt, der nach und nach immer schwächer wird.

Ich habe hier einen neuen Lieblingsduft gefunden, der nicht alltäglich sondern im besonderen getragen wird.
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