03.01.2024 - 15:14 Uhr
loewenherz
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Ein falscher Freund
Hier haben wir nun einen falschen Freund. Als solchen bezeichnet man in der Sprachwissenschaft ein Wort, bei dem der nichtnative Sprecher dieser Sprache sich dessen Bedeutung scheinbar sicher ist - ähnelt es doch einem analogen Wort in seiner eigenen Sprache. So mag etwa der Deutsche beim englischen Wort 'pathetic' denken, es handle sich um die Entsprechung von 'pathetisch'. Tatsächlich heißt es aber 'armselig'. Die Interlinguistik kennt viele solche falschen Freunde in fast allen Sprachen, und immer wieder fällt man auf den einen oder anderen herein.
Auch bei Parfums gibt es solch falsche Freunde - manche ganz zufällig und arglos, manche auch vorsätzlich - auch wenn die Analogie vielleicht doch etwas hinkt. Tom Fords Soleil Neige ist so ein Kandidat, denn 'Soleil' (Sonne) und 'Neige' (der Schnee) wie auch das Silberweiß seines Flakons suggerieren einen leuchtendkühlen Winterduft - wie eben ätherisch weißblendendes Sonnenlicht sich über frisch eingeschneite Felder gießt. Nichts könnte hier irreführender, nichts könnte falscher sein - denn Soleil Neige ist weder kühl, noch blendend, geschweige denn ätherisch weiß.
Soleil Neige ist ein Weißblüher - mit allem, was es daran zu lieben und zu fürchten gibt. Die initiale Bergamotte und die Ahnung von Tier und Harz in seinem Fonds vermögen nicht zu bemänteln, dass dieser Duft ein Wesen aus Jasmin und aus Orangenblüte ist - süß, tändelnd und für die, die Weißblüher nicht mögen (ich!), nachgerade schrill. Hier ist kein Schnee, hier ist nichts silbern, ist nichts ätherisch-blendend-kühl. Dies ist kein schlecht gemachter Duft, doch wenn etwas verheißen wird, das das Produkt nicht einzulösen in der Lage ist, bleibt ein enttarnter falscher Freund zurück.
Fazit: Soleil heißt hier nicht Sonne, und Neige heißt hier nicht Schnee. Stattdessen ein sommerlicher Weißblüher - handwerklich solide und ohne große Überraschungen gemacht, dafür mit dem berühmten Fordschen Blendwerk, jenem Zuviel von allem, das man liebt oder eben nicht. Und so ein richtig falscher Freund.
Auch bei Parfums gibt es solch falsche Freunde - manche ganz zufällig und arglos, manche auch vorsätzlich - auch wenn die Analogie vielleicht doch etwas hinkt. Tom Fords Soleil Neige ist so ein Kandidat, denn 'Soleil' (Sonne) und 'Neige' (der Schnee) wie auch das Silberweiß seines Flakons suggerieren einen leuchtendkühlen Winterduft - wie eben ätherisch weißblendendes Sonnenlicht sich über frisch eingeschneite Felder gießt. Nichts könnte hier irreführender, nichts könnte falscher sein - denn Soleil Neige ist weder kühl, noch blendend, geschweige denn ätherisch weiß.
Soleil Neige ist ein Weißblüher - mit allem, was es daran zu lieben und zu fürchten gibt. Die initiale Bergamotte und die Ahnung von Tier und Harz in seinem Fonds vermögen nicht zu bemänteln, dass dieser Duft ein Wesen aus Jasmin und aus Orangenblüte ist - süß, tändelnd und für die, die Weißblüher nicht mögen (ich!), nachgerade schrill. Hier ist kein Schnee, hier ist nichts silbern, ist nichts ätherisch-blendend-kühl. Dies ist kein schlecht gemachter Duft, doch wenn etwas verheißen wird, das das Produkt nicht einzulösen in der Lage ist, bleibt ein enttarnter falscher Freund zurück.
Fazit: Soleil heißt hier nicht Sonne, und Neige heißt hier nicht Schnee. Stattdessen ein sommerlicher Weißblüher - handwerklich solide und ohne große Überraschungen gemacht, dafür mit dem berühmten Fordschen Blendwerk, jenem Zuviel von allem, das man liebt oder eben nicht. Und so ein richtig falscher Freund.
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