28.05.2012 - 14:06 Uhr
Aava
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Aava
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19
"Schatz, ich hab Algen im Haar!"
Das Duftkonzept hinter Anto liest sich wie der Klappentext zu "Salz auf unserer Haut". Beschrieben wird Anto, der auf Palmarola lebt und dort in seiner Hütte am Strand ein einfaches aber reiches Leben führt. Hinter der Hütte wachsen Feigenbäume und auf den Felsen am Strand Veilchen. Anto backt selbst Brot und bereitet seinen Freunden Mahlzeiten aus frischem Fisch und Tomaten zu. Anto der Duft verkörpert denn auch die olfaktorische Sehnsucht nach diesem Lebensgefühl und nach der Insel Palmarola selbst. In der Duftpyramide werden deshalb auch teilweise der Wind, die Sonne und das Meer von Palmarola als Duftkomponenten angegeben. Spannend und unendlich schön liest sich das.
Gauvain, den bretonischen Fischer aus "Salz auf unserer Haut" und sein Leben am Meer, stelle ich mir ähnlich vor. George, die Protagonisten des Romans zieht es aus dem lauten Paris immer wieder ans Meer. Zu diesem raubeinigen Mann, zu diesem kargen aber unendlich reichen Leben. Weg aus der Stadt, hin zu Einfachheit und purem Leben. Eine der Schlüsselszenen des Romans ist die Szene, in der Gauvain und George eine romantische Liebesnacht am Strand verbringen. Salz auf unserer Haut....
Wie oft haben wir alle in Büchern solche Szenen gelesen oder in Filmen gesehen? Und welch hoch erotische Bilder hat die weibliche Phantasie dabei schon entsponnen? Bilder von Körpern, die sich bei Mondschein gemeinsam in den Wellen hin und her wiegen, wie Anemonen im Wind.
In unserer Vorstellung ist dabei das Meer nie zu kalt für, na sie wissen schon was, holen wir uns beim Liebesspiel im Wasser auch nie eine Blasenentzündung, ist der Wellengang immer ganz wundersam sanft und taktvoll. Die Realität aber hält doch eher andere Liebesszenarien für uns bereit:
Er rutscht auf einer Seegurke aus und beide gehen in den Fluten unter. Oder sie heult, weil das Salz in ihren Augen brennt und er reißt sich den großen Zeh an einem Stein auf. Beiden müssen sofort aus dem Wasser. Er, weil er blutet, sie, weil sie nichts mehr sieht. Denkbar wäre auch, dass er sie im Eifer des Gefechts aus Versehen los lässt und sie bei der nächsten Welle untergeht. Sie taucht kurze Zeit später wieder auf, mit Sand zwischen den Zähnen und Algen im Haar. Er schlägt daraufhin diplomatisch vor, doch lieber gemeinsam einen Pina Colada trinken zu gehen.
So entdecke ich auch bei Anto nichts von der beschriebenen Einsamkeitsromantik am Meer, sondern eher von der harten Realtität, die uns heim sucht, wenn wir versuchen, solch phantasievolle Liebesromantik in die wirkliche Tat umzusetzen.
Deutlich maritim aquatisch ist das Grundthema von Anto, das sich über den gesamten Duftverlauf hindurch hält. Leider ergibt aber die Kombination aus Seegras und Feige eine überaus dominante Algennote, die dem gesamten Dufterlebnis etwas Überzeichnetes verleiht. Ja, hier riecht es eindeutig nach Meer aber eben auch nach Algen, soweit das Auge reicht. Hier trifft also Realität auf Wunsch, auf Vorstellung und Sehnsucht und hier gewinnt eindeutig die Blasenentzündung, der aufgerissene Zeh und das Salz in den tränenden Augen.
Orange und Bergamotte fehlen mir in der Kopfnote fast gänzlich und sind höchstens als kurzatmiger und schnell verklingender Hauch wahrnehmbar. Der Blumenanklang bleibt diffus, leicht dominiert vom Ylang Ylang und auch der Lavendel streckt nur ab und an mal seine Fühler hinaus.
Insgesamt wirkt Anto seltsam strukturlos und schafft es erst nach einer gefühlten Ewigkeit, sich in der Basis etwas zu beruhigen. Hier erahne ich dann aber zumindest im Ansatz, was Anto hätte werden können und sollen: Ein aquatisch maritimer Duft, der das Meer im Herzen trägt, das sehnsüchtige Lebensgefühl von Freiheit in den Hesperiden und die Ruhe und Zufriedenheit eines beschaulichen Lebens in den Blumen und dem Lavendel. Sehr faszinierend hätte das werden können.
Schade, denn so ist Anto für mich leider nicht die olfaktorische Übersetzung von "Salz auf unserer Haut" geworden, sondern eher von "Schatz, ich hab Algen im Haar".
Gauvain, den bretonischen Fischer aus "Salz auf unserer Haut" und sein Leben am Meer, stelle ich mir ähnlich vor. George, die Protagonisten des Romans zieht es aus dem lauten Paris immer wieder ans Meer. Zu diesem raubeinigen Mann, zu diesem kargen aber unendlich reichen Leben. Weg aus der Stadt, hin zu Einfachheit und purem Leben. Eine der Schlüsselszenen des Romans ist die Szene, in der Gauvain und George eine romantische Liebesnacht am Strand verbringen. Salz auf unserer Haut....
Wie oft haben wir alle in Büchern solche Szenen gelesen oder in Filmen gesehen? Und welch hoch erotische Bilder hat die weibliche Phantasie dabei schon entsponnen? Bilder von Körpern, die sich bei Mondschein gemeinsam in den Wellen hin und her wiegen, wie Anemonen im Wind.
In unserer Vorstellung ist dabei das Meer nie zu kalt für, na sie wissen schon was, holen wir uns beim Liebesspiel im Wasser auch nie eine Blasenentzündung, ist der Wellengang immer ganz wundersam sanft und taktvoll. Die Realität aber hält doch eher andere Liebesszenarien für uns bereit:
Er rutscht auf einer Seegurke aus und beide gehen in den Fluten unter. Oder sie heult, weil das Salz in ihren Augen brennt und er reißt sich den großen Zeh an einem Stein auf. Beiden müssen sofort aus dem Wasser. Er, weil er blutet, sie, weil sie nichts mehr sieht. Denkbar wäre auch, dass er sie im Eifer des Gefechts aus Versehen los lässt und sie bei der nächsten Welle untergeht. Sie taucht kurze Zeit später wieder auf, mit Sand zwischen den Zähnen und Algen im Haar. Er schlägt daraufhin diplomatisch vor, doch lieber gemeinsam einen Pina Colada trinken zu gehen.
So entdecke ich auch bei Anto nichts von der beschriebenen Einsamkeitsromantik am Meer, sondern eher von der harten Realtität, die uns heim sucht, wenn wir versuchen, solch phantasievolle Liebesromantik in die wirkliche Tat umzusetzen.
Deutlich maritim aquatisch ist das Grundthema von Anto, das sich über den gesamten Duftverlauf hindurch hält. Leider ergibt aber die Kombination aus Seegras und Feige eine überaus dominante Algennote, die dem gesamten Dufterlebnis etwas Überzeichnetes verleiht. Ja, hier riecht es eindeutig nach Meer aber eben auch nach Algen, soweit das Auge reicht. Hier trifft also Realität auf Wunsch, auf Vorstellung und Sehnsucht und hier gewinnt eindeutig die Blasenentzündung, der aufgerissene Zeh und das Salz in den tränenden Augen.
Orange und Bergamotte fehlen mir in der Kopfnote fast gänzlich und sind höchstens als kurzatmiger und schnell verklingender Hauch wahrnehmbar. Der Blumenanklang bleibt diffus, leicht dominiert vom Ylang Ylang und auch der Lavendel streckt nur ab und an mal seine Fühler hinaus.
Insgesamt wirkt Anto seltsam strukturlos und schafft es erst nach einer gefühlten Ewigkeit, sich in der Basis etwas zu beruhigen. Hier erahne ich dann aber zumindest im Ansatz, was Anto hätte werden können und sollen: Ein aquatisch maritimer Duft, der das Meer im Herzen trägt, das sehnsüchtige Lebensgefühl von Freiheit in den Hesperiden und die Ruhe und Zufriedenheit eines beschaulichen Lebens in den Blumen und dem Lavendel. Sehr faszinierend hätte das werden können.
Schade, denn so ist Anto für mich leider nicht die olfaktorische Übersetzung von "Salz auf unserer Haut" geworden, sondern eher von "Schatz, ich hab Algen im Haar".
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