20.11.2013 - 15:27 Uhr
Palonera
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Palonera
Top Rezension
21
...was du willst...
Kühl. Klar. Clean.
Distanziert, mit Ecken und Kanten.
Ein Hauch von Arroganz vielleicht, von unterkühlter Noblesse, betont sachlich, geschäftsmäßig fast.
Das waren meine Assoziationen, als ich diesen Duft zum ersten Mal im Regal entdeckte – hochgewachsen und unnahbar wirkend in seinem eckigen Flacon aus gefrostetem Glas, die schwarz-weiße Verpackung im Rücken, angestrahlt vom hellen Licht der Lampen.
Es war November, es war kalt und grau und naß draußen auf der Straße, meine Seele tanzte Blues und auf meiner Haut tummelten sich Gänse.
"Probier mal den!" sagte Simone, die Inhaberin der Parfümerie, und grinste über meinen ungläubigen Blick: "Ich weiß, was Du denkst. Und ich weiß, was Du willst. Den hier."
Sie hatte recht.
Wieder einmal.
Selten habe ich einen Duft kennengelernt, dessen Charakter sich so sehr von seiner äußeren Fassade unterscheidet wie "Toni Gard femme".
Und selten wird ein so großes Geheimnis um Duftnoten gemacht wie in diesem Fall.
Wo immer ich gesucht habe, nirgendwo fanden sich offizielle Angaben zur Pyramide.
Und doch sollte "Toni Gard femme" nicht länger unkommentiert bleiben, wollte ich mich der Herausforderung stellen, einen Duft allein aufgrund meiner eigenen Wahrnehmung zu betexten.
Vielleicht werde ich mich in Grund und Boden blamieren, werde auf einen Schlag alle mühsam erschnupperte Reputation verlieren, wird niemals mehr wieder jemand einen Kommentar von mir lesen.
Vielleicht.
Schreckliche Aussichten.
Und dennoch, ich will es wagen.
Weil Toni es verdient hat.
Frühsommerlich helle Blüten und grüne Blätter entströmen unmittelbar nach dem Aufsprühen meiner Haut und vermischen sich innerhalb weniger Sekunden mit zartherber Johannisbeere, die Frucht, Blatt und Strauchwerk in den Blütenkranz webt und den Eindruck kühler Frische zu bestätigen scheint.
Doch schon erscheinen strahlend Ylang-Ylang und ein zartsüß-cremiger Unbekannter auf der Bildfläche, drehen den Temperaturregler nach oben und rufen noch einen Hauch von Bittermandel herbei.
Lange rätsele ich über die Identität des Unbekannten – sehr zart ist seine Präsenz, eine Ahnung von Honig scheint ihm eigen zu sein und ich denke kurz an Lindenblüten, komme jedoch von dem Gedanken wieder ab.
Toni hat sich derweil auf meiner Haut wohnlich eingerichtet, kuschelt sich an und gewinnt ein wenig an Süße – die Beeren sind zur Reife gelangt und haben den Strauch verlassen, alles Helle und Grüne zieht sich zurück, bis nach einer guten halben Stunde Ylang-Ylang endgültig seine Spitzenposition deutlich macht.
Wohlige Wärme verströmend, ohne in seiner Intensität erdrückend zu werden, geleitet mich nun ein trotz der Blütenfülle bodenständiger, herzlicher Gefährte durch den kalten Novembertag, unterstützt von dezent eingesetzter dunkler Vanille, die der Wärme ein wenig Würze verleiht.
Eine gute Weile später meine ich trocken-sanftes Sandelholz zu erahnen, schwach nur, doch stark genug, um den Duft zu erden und zu festigen, auf daß ich noch am folgenden Morgen mit ihm auf dem Kopfkissen aufwache.
Und mich freue, daß wir einander begegnet sind, damals bei Simone.
Die so genau wußte, was ich wollte.
Distanziert, mit Ecken und Kanten.
Ein Hauch von Arroganz vielleicht, von unterkühlter Noblesse, betont sachlich, geschäftsmäßig fast.
Das waren meine Assoziationen, als ich diesen Duft zum ersten Mal im Regal entdeckte – hochgewachsen und unnahbar wirkend in seinem eckigen Flacon aus gefrostetem Glas, die schwarz-weiße Verpackung im Rücken, angestrahlt vom hellen Licht der Lampen.
Es war November, es war kalt und grau und naß draußen auf der Straße, meine Seele tanzte Blues und auf meiner Haut tummelten sich Gänse.
"Probier mal den!" sagte Simone, die Inhaberin der Parfümerie, und grinste über meinen ungläubigen Blick: "Ich weiß, was Du denkst. Und ich weiß, was Du willst. Den hier."
Sie hatte recht.
Wieder einmal.
Selten habe ich einen Duft kennengelernt, dessen Charakter sich so sehr von seiner äußeren Fassade unterscheidet wie "Toni Gard femme".
Und selten wird ein so großes Geheimnis um Duftnoten gemacht wie in diesem Fall.
Wo immer ich gesucht habe, nirgendwo fanden sich offizielle Angaben zur Pyramide.
Und doch sollte "Toni Gard femme" nicht länger unkommentiert bleiben, wollte ich mich der Herausforderung stellen, einen Duft allein aufgrund meiner eigenen Wahrnehmung zu betexten.
Vielleicht werde ich mich in Grund und Boden blamieren, werde auf einen Schlag alle mühsam erschnupperte Reputation verlieren, wird niemals mehr wieder jemand einen Kommentar von mir lesen.
Vielleicht.
Schreckliche Aussichten.
Und dennoch, ich will es wagen.
Weil Toni es verdient hat.
Frühsommerlich helle Blüten und grüne Blätter entströmen unmittelbar nach dem Aufsprühen meiner Haut und vermischen sich innerhalb weniger Sekunden mit zartherber Johannisbeere, die Frucht, Blatt und Strauchwerk in den Blütenkranz webt und den Eindruck kühler Frische zu bestätigen scheint.
Doch schon erscheinen strahlend Ylang-Ylang und ein zartsüß-cremiger Unbekannter auf der Bildfläche, drehen den Temperaturregler nach oben und rufen noch einen Hauch von Bittermandel herbei.
Lange rätsele ich über die Identität des Unbekannten – sehr zart ist seine Präsenz, eine Ahnung von Honig scheint ihm eigen zu sein und ich denke kurz an Lindenblüten, komme jedoch von dem Gedanken wieder ab.
Toni hat sich derweil auf meiner Haut wohnlich eingerichtet, kuschelt sich an und gewinnt ein wenig an Süße – die Beeren sind zur Reife gelangt und haben den Strauch verlassen, alles Helle und Grüne zieht sich zurück, bis nach einer guten halben Stunde Ylang-Ylang endgültig seine Spitzenposition deutlich macht.
Wohlige Wärme verströmend, ohne in seiner Intensität erdrückend zu werden, geleitet mich nun ein trotz der Blütenfülle bodenständiger, herzlicher Gefährte durch den kalten Novembertag, unterstützt von dezent eingesetzter dunkler Vanille, die der Wärme ein wenig Würze verleiht.
Eine gute Weile später meine ich trocken-sanftes Sandelholz zu erahnen, schwach nur, doch stark genug, um den Duft zu erden und zu festigen, auf daß ich noch am folgenden Morgen mit ihm auf dem Kopfkissen aufwache.
Und mich freue, daß wir einander begegnet sind, damals bei Simone.
Die so genau wußte, was ich wollte.
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