15.05.2019 - 11:12 Uhr
Bellatrix
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Bellatrix
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24
Schwarze Rosen gibt es nicht!
Es sei denn, es handelt sich um beklagenswerte Pflänzchen, die irgendein übereifriger Florist eingefärbt hat. Sicher, schwarze Rosen, schwarze Tulpen oder auch Dahlien werden einem im Gartencentre immer wieder zum Kauf angeboten, und aus der Ferne sehen diese Blumen auch wirklich schwarz aus. Aber wenn man genau hinsieht, wird man feststellen, dass sie ausnahmslos sehr dunkellila oder -rot sind, nie aber wirklich schwarz.
Echte schwarze Rosen sind also nicht zerstampft, destilliert und in diesen Flakon gefüllt worden. Der Name des Parfums spielt wohl eher auf eine olfaktorisch 'dunkel' wirkende Rose an, und da bin ich doch sofort interessiert.
Denn seit zwei Jahren bin ich nun hier angemeldet und ebenso lange suche ich auch schon nach einem schönen Signatur- oder Alltagsduft für mich. Was mir vorschwebte: Dunkle, unsüße Rose, Weihrauch, Patch, gerne Leder, gerne a bissl Holz vor der Hütt'n... ähm, in der Basis, gerne Gewürze, aber nicht in die Achtzigerjahre-Vorschlaghammer-Richtung, weiblich, elegant, ein wenig Rebellion, nicht zu männlich, nicht geschlechtslos/ Unisex, kein Zitrus.
Auf dem Weg zu eben diesem Heiligen Gral bin ich in zahlreiche Fehlkauf-Fettnäpfchen getrampelt oder gleich mit Anlauf reingesprungen. Leider bin ich nämlich ein hoffnungsloses Verpackungs- und Namensopfer. Besonders alles, was 'black', 'noir', 'dark', 'midnight', usw. im Namen trägt und dann noch in einem chicen schwarzen Flakon steckt, zieht meine verkorkste kleine Gothic-Seele gleich gnadenlos in den Bann. Oftmals verbirgt sich dann aber hinter dem verheißungsvollen Namen doch nur ein Blender, eine 0815-mäßig süße Plörre.
Insgeheim hatte ich schon vermutet, dass es mir mit 'The Black Rose' nicht anders gehen würde. Aber ach, der Name war so schön! Und die Duftpyramide klang so gut! Sowas musste doch einfach zu mir passen, wenn ich wieder mal in einem meiner 'Upps, ich bin gerade aus einem Tim Burton-Film gefallen!'-Outfits durch die Gegend wandere, woraufhin alles um mich herum gebannt schnuppert und fragt: "Was trägst du denn da für ein tolles Parfum?" und ich vollauthentisch antworten kann: "The Black Rose!"
Und die Duftpyramide klang ja auch zum Verlieben: Rosen, Patch, Moschus, Pfeffer, alles meine Lieblinge! Gut, kein Holz, kein Leder, kein Weihrauch, das ist ein wenig schade, aber vielleicht konnte das ja trotzdem mein Duft werden?
Heute kam das Päckchen an und ich habe es gleich erwartungsvoll aufgefetzt und mir einen Sprühstoß auf den Handrücken gegönnt. Die Rose faucht erst mal wie ein tollwütiges Kätzchen und fährt die Krallen, nein, die Dornen aus: Der Pfeffer zeigt sich als erstes, ein wenig kratzig, ein wenig bissig, die Kopfnote sagt eindeutig: "Komm mir nicht zu nahe, Plebs!!!" Aber ich mag solche Düfte, Düfte, die erst mal die Krallen ausfahren und für die man einen Moment Geduld braucht. Düfte, die gezähmt werden wollen. Hinter denen verbergen sich oft die besten Überraschungen. Hier ist es die Rose, die kommt dann nämlich mit voller Wucht. Kein zuckriges, synthetisches Laborpflänzchen, sondern eine echte, stolze, authentische, dunkle Rose. Vor meinem inneren Auge taucht eine schwarze Samtrose auf. Ich weiß, Samt riecht nach nichts, aber täte er es, dann würde genau SO schwarzer Samt riechen. Die Rose ist satt, unsüß, elegant, ein wenig herb, keine putzige, kleine, wohlbehütete Gartenrose - nein, das ist ein wehrhaftes, stolzes, dornenbesetztes Gestrüpp, die schwarze Lady unter den Rosen. Das Unkraut, das ihr in die Quere wächst, kann sich aber schon mal warm anziehen!
Womit ich nicht sagen will, dass 'The Black Rose' bissig oder aufdringlich wäre - im Gegenteil. Es ist der dunkel-samtige, satte und anschmiegsame Duft einer Rose, sehr authentisch, ohne aber ein monothematischer Rosenduft zu sein, elegant ohne jede Spur der Biederkeit, klassisch, ohne altbacken zu wirken, sehr feminin, aber nicht zu süß, nicht erschlagend, sogar frisch und sommertauglich. Oft beschwere ich mich, dass schöne Rosendüfte durch einfallslose Begleitnoten ruiniert werden (Himbeere! Der ewige Zitrus!!), hier wirken sie aber sehr harmonisch und aufeinander abgestimmt, bleiben ein wenig im Hintergrund und schmücken die Rose wie geschmackvolle Schmuckstücke ein schönes Abendkleid:
Der Pfeffer ist gut auszumachen, aber nicht allzu dominant, Amber harmoniert schön mit der Hauptrolle dieses Dufts, der stolzen Rose, Moschus und Patchouli erden, die Vanille hält sich zum Glück auch zurück und verwandelt den Duft so nicht in ein weiteres quietschig-süßes, rosig-vanilliges Kleinmädchen-Parfum. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie 'Balsam' riechen soll, aber etwas balsamisches hat der Duft schon an sich; er ist weich, cremig und irgendwie rund, trotz der stolzen, dornigen Rose.
Gut, das ist nicht zu 100% das, was ich gesucht habe, kein Leder, kein Holz, kein Weihrauch, nicht ganz so kantig, krautig und gruftig wie es für mich hätte sein dürfen, aber trotzdem fühle ich mich von 'The Black Rose' gut verstanden und olfaktorisch wiedergegeben.
Fazit:
Wer kein wirklicher Rosenfreund ist, sollte die Hände weglassen, denn hier schießt die Rose noch mit richtig scharfen Geschossen. Wer aber einen Rosenduft sucht, der mal nicht kitschig, lieb und süß ist, ist hier gut bedient. 'The Black Rose' ist elegant genug, um als Begleiter für den Abend und durch die Nacht herzuhalten, unaufdringlich und harmonisch genug aber auch, um durch den Alltag zu begleiten. Mich erinnert er an den Herbst oder Spätsommer, aber da er nicht allzu süß oder schwer ist, ist er trotz guter Sillage und Haltbarkeit sicher auch im Hochsommer (er-)tragbar, wenn auch vielleicht nicht unbedingt bei 35 Grad im Schatten.
Ich finde den Duft alterslos, aber der Bezeichnung 'Unisex' kann ich beim besten Willen nicht zustimmen. Bei aller Liebe, aber das ist kein Herrenduft! Jedenfalls nicht da, wo ich herkomme.
Echte schwarze Rosen sind also nicht zerstampft, destilliert und in diesen Flakon gefüllt worden. Der Name des Parfums spielt wohl eher auf eine olfaktorisch 'dunkel' wirkende Rose an, und da bin ich doch sofort interessiert.
Denn seit zwei Jahren bin ich nun hier angemeldet und ebenso lange suche ich auch schon nach einem schönen Signatur- oder Alltagsduft für mich. Was mir vorschwebte: Dunkle, unsüße Rose, Weihrauch, Patch, gerne Leder, gerne a bissl Holz vor der Hütt'n... ähm, in der Basis, gerne Gewürze, aber nicht in die Achtzigerjahre-Vorschlaghammer-Richtung, weiblich, elegant, ein wenig Rebellion, nicht zu männlich, nicht geschlechtslos/ Unisex, kein Zitrus.
Auf dem Weg zu eben diesem Heiligen Gral bin ich in zahlreiche Fehlkauf-Fettnäpfchen getrampelt oder gleich mit Anlauf reingesprungen. Leider bin ich nämlich ein hoffnungsloses Verpackungs- und Namensopfer. Besonders alles, was 'black', 'noir', 'dark', 'midnight', usw. im Namen trägt und dann noch in einem chicen schwarzen Flakon steckt, zieht meine verkorkste kleine Gothic-Seele gleich gnadenlos in den Bann. Oftmals verbirgt sich dann aber hinter dem verheißungsvollen Namen doch nur ein Blender, eine 0815-mäßig süße Plörre.
Insgeheim hatte ich schon vermutet, dass es mir mit 'The Black Rose' nicht anders gehen würde. Aber ach, der Name war so schön! Und die Duftpyramide klang so gut! Sowas musste doch einfach zu mir passen, wenn ich wieder mal in einem meiner 'Upps, ich bin gerade aus einem Tim Burton-Film gefallen!'-Outfits durch die Gegend wandere, woraufhin alles um mich herum gebannt schnuppert und fragt: "Was trägst du denn da für ein tolles Parfum?" und ich vollauthentisch antworten kann: "The Black Rose!"
Und die Duftpyramide klang ja auch zum Verlieben: Rosen, Patch, Moschus, Pfeffer, alles meine Lieblinge! Gut, kein Holz, kein Leder, kein Weihrauch, das ist ein wenig schade, aber vielleicht konnte das ja trotzdem mein Duft werden?
Heute kam das Päckchen an und ich habe es gleich erwartungsvoll aufgefetzt und mir einen Sprühstoß auf den Handrücken gegönnt. Die Rose faucht erst mal wie ein tollwütiges Kätzchen und fährt die Krallen, nein, die Dornen aus: Der Pfeffer zeigt sich als erstes, ein wenig kratzig, ein wenig bissig, die Kopfnote sagt eindeutig: "Komm mir nicht zu nahe, Plebs!!!" Aber ich mag solche Düfte, Düfte, die erst mal die Krallen ausfahren und für die man einen Moment Geduld braucht. Düfte, die gezähmt werden wollen. Hinter denen verbergen sich oft die besten Überraschungen. Hier ist es die Rose, die kommt dann nämlich mit voller Wucht. Kein zuckriges, synthetisches Laborpflänzchen, sondern eine echte, stolze, authentische, dunkle Rose. Vor meinem inneren Auge taucht eine schwarze Samtrose auf. Ich weiß, Samt riecht nach nichts, aber täte er es, dann würde genau SO schwarzer Samt riechen. Die Rose ist satt, unsüß, elegant, ein wenig herb, keine putzige, kleine, wohlbehütete Gartenrose - nein, das ist ein wehrhaftes, stolzes, dornenbesetztes Gestrüpp, die schwarze Lady unter den Rosen. Das Unkraut, das ihr in die Quere wächst, kann sich aber schon mal warm anziehen!
Womit ich nicht sagen will, dass 'The Black Rose' bissig oder aufdringlich wäre - im Gegenteil. Es ist der dunkel-samtige, satte und anschmiegsame Duft einer Rose, sehr authentisch, ohne aber ein monothematischer Rosenduft zu sein, elegant ohne jede Spur der Biederkeit, klassisch, ohne altbacken zu wirken, sehr feminin, aber nicht zu süß, nicht erschlagend, sogar frisch und sommertauglich. Oft beschwere ich mich, dass schöne Rosendüfte durch einfallslose Begleitnoten ruiniert werden (Himbeere! Der ewige Zitrus!!), hier wirken sie aber sehr harmonisch und aufeinander abgestimmt, bleiben ein wenig im Hintergrund und schmücken die Rose wie geschmackvolle Schmuckstücke ein schönes Abendkleid:
Der Pfeffer ist gut auszumachen, aber nicht allzu dominant, Amber harmoniert schön mit der Hauptrolle dieses Dufts, der stolzen Rose, Moschus und Patchouli erden, die Vanille hält sich zum Glück auch zurück und verwandelt den Duft so nicht in ein weiteres quietschig-süßes, rosig-vanilliges Kleinmädchen-Parfum. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie 'Balsam' riechen soll, aber etwas balsamisches hat der Duft schon an sich; er ist weich, cremig und irgendwie rund, trotz der stolzen, dornigen Rose.
Gut, das ist nicht zu 100% das, was ich gesucht habe, kein Leder, kein Holz, kein Weihrauch, nicht ganz so kantig, krautig und gruftig wie es für mich hätte sein dürfen, aber trotzdem fühle ich mich von 'The Black Rose' gut verstanden und olfaktorisch wiedergegeben.
Fazit:
Wer kein wirklicher Rosenfreund ist, sollte die Hände weglassen, denn hier schießt die Rose noch mit richtig scharfen Geschossen. Wer aber einen Rosenduft sucht, der mal nicht kitschig, lieb und süß ist, ist hier gut bedient. 'The Black Rose' ist elegant genug, um als Begleiter für den Abend und durch die Nacht herzuhalten, unaufdringlich und harmonisch genug aber auch, um durch den Alltag zu begleiten. Mich erinnert er an den Herbst oder Spätsommer, aber da er nicht allzu süß oder schwer ist, ist er trotz guter Sillage und Haltbarkeit sicher auch im Hochsommer (er-)tragbar, wenn auch vielleicht nicht unbedingt bei 35 Grad im Schatten.
Ich finde den Duft alterslos, aber der Bezeichnung 'Unisex' kann ich beim besten Willen nicht zustimmen. Bei aller Liebe, aber das ist kein Herrenduft! Jedenfalls nicht da, wo ich herkomme.
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