Yatagan
Top Rezension
40
Montauk ist überall 2
Unkommentierte Düfte No. 121
Montauk ist ein kleines Örtchen an der Ostspitze von Long Island in den USA und durch die gleichnamige Erzählung von Max Frisch bekannt. Mit ein bisschen Glück wird das Dorf durch die Duftserie "Une Nuit à Montauk" des Herstellers "Une Nuit Nomade" noch bekannter. Aber da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens.
Bisher werden die Düfte von Une Nuit Nomade hier auf Parfumo wenig beachtet und nur selten ausführlicher gewürdigt. Die gesamte Montauk-Serie präsentiert sich noch immer ohne Kommentar und auch bei den anderen Düften der Marke drängeln sich die Elogen nicht gerade sehr.
Mir persönlich gefallen fast alle Düfte gut und ich nutze nun die Chance, ein wenig Werbung für das Testen dieser spannenden Marke zu machen. Alle sind leicht über die Homepage erhältlich; vor allem gibt es zu akzeptablen Preisen Testmaterial (zwei Sets), das allerdings dringend vor einem Blindkauf zu Rate gezogen werden sollte. Die Düfte sind eigenwillig, dabei aber völlig unkompliziert tragbar, gehören also nicht zu einer irgendwie gearteten Avantgarde. Hier geht es um Tragbarkeit einerseits, aber auch um Unterscheidbarkeit andererseits.
Alle drei Düfte featuren zwei gängige Duftkomponenten (Rose America: Rose und Nelke / Memory Motel: Patchouli und Nelke / Bohemian Soul, der neueste Duft: Weihrauch und Holz), setzen dabei aber neue Akzente, indem zunächst die Kombination gar nicht so selbstverständlich ist (z.B. Rose und Nelke in markanter Ausprägung: eher selten) und darüber hinaus Noten ergänzt werden, die in diesem Zusammenhang eher überraschen.
Während Memory Motel eher dunkle Komponenten verbindet (Tabak, Patchouli, Nelke) sind es bei Rose America die floralen Akzente. Dabei entsteht jedoch aus der Summe der unscheinbaren Teile (Rose, Nelke, Himbeere: alle drei Grundkomponenten scheinen mir gut wahrnehmbar zu sein) etwas durchaus Neues. Die Rose wird rau einerseits (durch die würzig-herbe Nelke) und grün-frisch andererseits (vermutlich in Kombination mit der Himbeere). Das führt zu einem etwas sperrigen Geruchsbild, das mir jedoch gut gefällt. Vielleicht ist Rose America der unscheinbarste und am wenigsten gelungen Dufte der "Une Nuit à Montauk"-Serie, aber auch hier entscheide ich mich für die gleiche Bewertung, weil Annick Ménardo eine originelle Blüte gezüchtet hat - und das ist nun wirklich keine Selbstverständlichkeit.
Rose America ist beileibe kein großer Wurf, vielleicht noch weniger als Memory Motel, der andere Duft aus dieser Serie. Dennoch ist auch die grüne, etwas dornige Rose der schöne Entwurf eines Duftes, der neue Wege mit alten Koordinaten verbindet und damit verhalten überzeugt.