FvSpee
Top Rezension
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Tierisch. Gut?
Wie ich bereits in meinen Kommentaren zu "Eden Splash" und "Fatal(e)" von Urban Scents mitgeteilt habe, hat das sympathische Paris-Berliner Dufthaus der Parfumeurin Marie Le Fèbvre im März 2018 fünf limitierte Düfte der gehobenen Preisklasse unter der Gesamtüberschrift "Vintage Spirit - An olfactive journey through time" lanciert, die jeweils mit einer Illustration des französischen Künstlers Francois Cadière korrespondieren.
Ich hatte kürzlich Gelegenheit, den dritten und vierten dieser Düfte zu testen. Während ich dem einen davon, "In Between", noch einen etwas ausführlicheren Kommentar zu widmen gedenke, soll es bei diesem hier, "Wonderland", mit einem kurzen Präliminar- oder "Eisbrecher"-Kommentar sein Bewenden haben. Ich habe den Duft nämlich nicht ausführlich und konzentriert genug testen können, um eine ausführliche Beschreibung wagen und ein fundiertes Urteil fällen zu können.
Die vom Hersteller gegebene Duftbeschreibung lautet (meine Übersetzung aus dem Englischen): "Durch orientalische ledrige, ambrische und animalische Noten, die von verbotenen saftig-blumigen Noten kontrastiert und konturiert werden, in eine Sinnlichkeit mit Retro-Duft eintauchen. Aus einer Überdosis Benzoe, Vanille, Sandelholz und 'Wildleder'-Akkord geschaffen". Cadières wie immer sparsam kolorierte und etwas psychedelische Zeichnung zeigt, uns frontal anblickend, eine junge Dame im Evakostüm inmitten überlebensgroßer farniger und blättriger Flora, hinter der sich noch zwei weitere etwas bedrohlich wirkende Augenpaare (wir sehen anderthalb davon) auf uns richten: Das einer afrikanisch anmutenden riesigen Maske und das eines von der Schönen fast vollständig verdeckten, hinter ihr hervorlugenden ominösen grünen Hybridwesens, mag das eine Pflanzen-Frau oder ein Grashüpfer-Mann sein.
Auch bei "Wonderland" handelt es sich erneut um einen erfrischend besonderen Duft aus dem Hause "Urban Scents". Er scheint mir eher für Herren als für Damen geeignet, weist für die ersten Stunden eine recht derbe Präsenz auf und bleibt auch danach noch eine ganze Weile markant spürbar. Für mich klar im Vordergrund stehen feucht-satt-animalische, die Grenze zum Stinkigen gelegentlich nicht nur streifende, sondern überschreitende Noten. Damit ist mir das Ganze - prima vista jedenfalls - für meinen persönlichen Geschmack zu gewaltsam und ungefällig. Vom Testen abhalten sollte das aber niemanden: Wonderland ist gewiss kein unmöglicher Duft: Anderen wird er bestimmt gefallen, und vielleicht würde er das auch mir, wenn ich mehr Geduld damit und eine größere Probe davon gehabt hätte.