Yellow Diamond 2011

Bertel
04.02.2013 - 04:53 Uhr
21
Top Rezension
7
Duft

Empfindliche Zitronencreme

Nach "Crystal Noir" (2004) und "Bright Crystal" (2008) ist "Yellow Diamond" (2011) der dritte Duft des Hauses Versace der vorgeblich von Kristallen inspiriert ist. Es scheint rundum Einigkeit über die Ablehnung dieses Duftes zu herrschen. Mal abgesehen davon dass ihn das schon für mich interessant macht: Ich mag ihn :-)

Nicht gerade ein einfaches Unterfangen, die Assoziationswelten der beiden Begriffe "gelb" und "Diamant" zusammen zu bringen - während gelb gern für frisch, zitrisch, laut, scharf, vielleicht bisschen quietschig und girlie-mäßig steht, schreibt man dem Diamanten üblicherweise Eigenschaften wie klar, schillernd, tief, geheimnisvoll, strahlend, edel, teuer zu. Versace gelingt der Spagat dies zu vereinen meiner Meinung nach hier sehr gut. Der Gesamteindruck dieses Duftes kommt für mich sehr treffend im zugehörigen Werbespot (http://www.youtube.com/watch?v=OuePZm0nUYY) zum Ausdruck: verführerisches Zartgelb, luftige Frische, sexy und clean.

Der Einstieg mit Bergamotte, zarter Zitrone und vor allem Orangenblüte ist frisch und leicht, Neroli rundet diesen sehr ansprechenden zitrisch-gelben Auftakt ins tiefere, volle, orange hin ab. Nach wenigen Minuten schwächt sich der deutlich zitrische Eingangscharakter leicht ab, der Blütenton setzt sich durch, von zarten Mimosen, leicht wässrigen Lilien und etwas herberen Freesien unterstützt. In dieser Phase kommt auch ein fruchtiger Aspekt hinzu, und es fällt in der Tat leicht dies als leckeres Birnensorbet zu begreifen (sehr schöne Assoziation die Versace hier anbietet - natürlich ist das keine Duftnote auf die man bei der Analyse selbst freiwillig käme ;-) )

Dieser "Hang zum Sorbet" verstärkt sich im weiteren Verlauf hin zur angenehmen, fruchtig-cremigen Süße. Mir drängt sich hier ganz stark das Bild des "Lemon Curd" auf, einer in britischen Haushalten traditionell vor allem mit Scones und Clotted Cream zum Tee gereichten Zitronencreme - Geruch und Geschmack sind weich und zart von anschmiegsam-cremigen Zitrusnoten bestimmt, süßlich und herb und cremig zugleich, genauso hier. Ein heller, weicher Moschuston, leichtes Ambroxan sowie zurückhaltende holzige Noten unterstützen dieses Erleben bis in den Drydown hinein sehr schön und harmonisch und runden den Duft ein wenig ins Dunklere, Festere hinein ab - wenn die Hautchemie das zulässt, denn hier ist "Yellow Diamond" alles andere als unproblematisch und wie es scheint im Einfluss auf seine Duftentwicklung sehr "empfindlich".

Ein frischer, sommerlicher, optimistischer und heiterer Duft, der allerdings (unbedingt sehr zurückhaltend dosiert!) zwingend mit der Haut harmonieren muss. Sicherlich jetzt nicht übermäßig originell oder irgendwie natürlich-luxuriös usw., aber mit Glück (Hautchemie) wirklich auch nicht nur annähernd so schlecht wie er hier gemacht wird.
3 Antworten