07.04.2016 - 14:09 Uhr
Meggi
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31
Am Ende ist es eine Zehntel-Frage
Bald nach dem Auftragen durfte ich mich all denen anschließen, die deutliche Parallelen zwischen Homme und Knize Ten ziehen. Das rief natürlich nach einem Direktvergleich. Na dann:
Homme bietet einen chemisch-stechenden Start, ich denke allermindestens an bitteren Birkenteer. Mühsam schälen sich Gewürze frei, zeigen primär ihre bitteren Anteile; dazu eine auf ihre Essenz verdichtete Bergamotte. Die ist nicht einmal mehr pelzig-adstringierend, die ist bloß noch – bitter. Binnen fünf Minuten wird klar, wohin die Reise geht: In einen Duft, der wohl so maskulin sein soll, wie ich glaube, dass ihn Italiener überhaupt nur ersinnen können. In seiner Intensität erinnert mich Homme in dieser Phase nun nicht allein an Knize Ten, sondern überraschenderweise zudem an Epic Man.
Zehn Minuten später nehme ich einen Hauch von Rose wahr. Die Iris ist ebenfalls - abermals das Wort - bitter und sorgt ihrerseits für kühle Distanz. Sogar eine Beteiligung von Johannisbeer-Grün ist vorstellbar, denn nach einer halben Stunde zeigt sich eine Benzin-Note, die sich nahtlos einfügt. Johannisbeere und Birkenteer. Bitter - mir fällt einfach kein vernünftiger Alternativ-Begriff ein. Gleichzeitig seifig-sauber mit einem zitrischen Rest. Dies die Homme-Zwischenbilanz zum Ende von Stunde eins. Puh.
Knize Ten ist von Beginn an milder und lässt mehr Gewürz zu. Nix Benzin. Rasch zeigt sich, dass Knize zwar der derbere und kantigere, freilich auch der wärmere Duft ist. Homme wirkt in der unmittelbaren Gegenüberstellung geradezu kathedralenhaft wuchtig. Im Gegensatz zur zurückhaltenden Homme-Rose lässt Knize Ten im Fortgang der Nelke Raum, um eine charakterlich kräftige, herb-florale Anmutung zu erzeugen. Ein echter gemeinsamer Nenner ist die Iris mit ihrer luftigen Kühle. Doch der Altvordere zeigt schon zum Ende der Auftakt-Stunde einen ersten Anflug von Vanille und ist damit wiederum wärmer.
Nach eineinhalb Stunden entschwebt der Homme-Leder-Grundlage Luftiges. Rose und Lavendel kommen am ehesten in Frage, mögen allerdings nicht recht passen. Jedenfalls nicht allein. Da bleibt etwas Rätselhaftes.
Zur selben Zeit spielt Knize Ten mit dem Animalischen und Süßen. In der dritten Stunde zieht schließlich der XerJoff in puncto abrundender Vanille nach. Das ist eine weitere, Übereinstimmung: Der behutsame und gelungene Einsatz von mildernder Vanille.
Trotzdem hält sich Homme grundsätzlich knarzig-teerig (und sauber) sowie iris-luftig. Lediglich nahe der Haut sorgt nunmehr auch im Jüngeren Nelkenartiges für einen verblüffend ähnlichen Charakter der beiden Kandidaten; dem Homme springt bloß eine säuerliche Ledernote bei, während Knize mehr Gewürz durchlässt und das Leder aromatischer hält, nicht derart betont teerig.
In der fünften Stunde ist Homme direkt auf der Haut bitter-holzig. Darüber jener ledrig-dezentvanillige Überbau, der bereits bekannt ist. Allmählich schiebt sich ab jetzt das Holz in die oberen Schichten. Birke geht meinetwegen in Ordnung; auf jeden Fall wirkt das Holz intensiver und konzentrierter als die außerdem genannte Zeder.
Damit geht die Schere endgültig auf, Holz bietet Knize Ten nämlich nicht. Der bleibt vielmehr hinfort bei seinen Leisten, sprich: Leder. Und macht das selbstverständlich prima. Ende Knize. Ein langes Ende.
Für Homme ist in der achten Stunde Vetiver plausibel. Doch es ordnet sich ebenso dem angevanillten Teer-Leder unter. In jenem könnte man mittlerweile eine gewisse Halspastilligkeit diagnostizieren. Flankiert wird das Ganze weiterhin von der eleganten Melange feinen Holzes. Das hat schon mächtig Stil. In der neunten Stunde ist der XerJoff praktisch verschwunden, bis auf einen sauber-balsamischen Rest; Sandel und Vetiver vielleicht.
Fazit: Ein eindeutiges Unentschieden. Homme ist fraglos der vornehmere, Knize Ten zweifelsfrei der herzlichere Duft. Am Ende eine Frage des Geschmacks. Und des Geldbeutels; diesbezüglich sozusagen eine Zehntel-Frage, denn immerhin kostet der XerJoff bummelig das Zehnfache. Knize Ten kann obendrein mit einer tollen Auswahl an Buddel-Größen punkten: von der Fünfjahresplan-Menge (bei ‚The Different Scent‘ in Berlin habe ich einen Ein-Liter-Bembel gesehen) bis zum löblichen, weil für überbordende Sammlungen geeigneten 15ml-Reise-Fläschchen. In der B-Note hat der Klassiker mithin definitiv die Nase vorn.
Uff, das war anstrengend.
Ich bedanke mich bei Tiara für die Probe.
Homme bietet einen chemisch-stechenden Start, ich denke allermindestens an bitteren Birkenteer. Mühsam schälen sich Gewürze frei, zeigen primär ihre bitteren Anteile; dazu eine auf ihre Essenz verdichtete Bergamotte. Die ist nicht einmal mehr pelzig-adstringierend, die ist bloß noch – bitter. Binnen fünf Minuten wird klar, wohin die Reise geht: In einen Duft, der wohl so maskulin sein soll, wie ich glaube, dass ihn Italiener überhaupt nur ersinnen können. In seiner Intensität erinnert mich Homme in dieser Phase nun nicht allein an Knize Ten, sondern überraschenderweise zudem an Epic Man.
Zehn Minuten später nehme ich einen Hauch von Rose wahr. Die Iris ist ebenfalls - abermals das Wort - bitter und sorgt ihrerseits für kühle Distanz. Sogar eine Beteiligung von Johannisbeer-Grün ist vorstellbar, denn nach einer halben Stunde zeigt sich eine Benzin-Note, die sich nahtlos einfügt. Johannisbeere und Birkenteer. Bitter - mir fällt einfach kein vernünftiger Alternativ-Begriff ein. Gleichzeitig seifig-sauber mit einem zitrischen Rest. Dies die Homme-Zwischenbilanz zum Ende von Stunde eins. Puh.
Knize Ten ist von Beginn an milder und lässt mehr Gewürz zu. Nix Benzin. Rasch zeigt sich, dass Knize zwar der derbere und kantigere, freilich auch der wärmere Duft ist. Homme wirkt in der unmittelbaren Gegenüberstellung geradezu kathedralenhaft wuchtig. Im Gegensatz zur zurückhaltenden Homme-Rose lässt Knize Ten im Fortgang der Nelke Raum, um eine charakterlich kräftige, herb-florale Anmutung zu erzeugen. Ein echter gemeinsamer Nenner ist die Iris mit ihrer luftigen Kühle. Doch der Altvordere zeigt schon zum Ende der Auftakt-Stunde einen ersten Anflug von Vanille und ist damit wiederum wärmer.
Nach eineinhalb Stunden entschwebt der Homme-Leder-Grundlage Luftiges. Rose und Lavendel kommen am ehesten in Frage, mögen allerdings nicht recht passen. Jedenfalls nicht allein. Da bleibt etwas Rätselhaftes.
Zur selben Zeit spielt Knize Ten mit dem Animalischen und Süßen. In der dritten Stunde zieht schließlich der XerJoff in puncto abrundender Vanille nach. Das ist eine weitere, Übereinstimmung: Der behutsame und gelungene Einsatz von mildernder Vanille.
Trotzdem hält sich Homme grundsätzlich knarzig-teerig (und sauber) sowie iris-luftig. Lediglich nahe der Haut sorgt nunmehr auch im Jüngeren Nelkenartiges für einen verblüffend ähnlichen Charakter der beiden Kandidaten; dem Homme springt bloß eine säuerliche Ledernote bei, während Knize mehr Gewürz durchlässt und das Leder aromatischer hält, nicht derart betont teerig.
In der fünften Stunde ist Homme direkt auf der Haut bitter-holzig. Darüber jener ledrig-dezentvanillige Überbau, der bereits bekannt ist. Allmählich schiebt sich ab jetzt das Holz in die oberen Schichten. Birke geht meinetwegen in Ordnung; auf jeden Fall wirkt das Holz intensiver und konzentrierter als die außerdem genannte Zeder.
Damit geht die Schere endgültig auf, Holz bietet Knize Ten nämlich nicht. Der bleibt vielmehr hinfort bei seinen Leisten, sprich: Leder. Und macht das selbstverständlich prima. Ende Knize. Ein langes Ende.
Für Homme ist in der achten Stunde Vetiver plausibel. Doch es ordnet sich ebenso dem angevanillten Teer-Leder unter. In jenem könnte man mittlerweile eine gewisse Halspastilligkeit diagnostizieren. Flankiert wird das Ganze weiterhin von der eleganten Melange feinen Holzes. Das hat schon mächtig Stil. In der neunten Stunde ist der XerJoff praktisch verschwunden, bis auf einen sauber-balsamischen Rest; Sandel und Vetiver vielleicht.
Fazit: Ein eindeutiges Unentschieden. Homme ist fraglos der vornehmere, Knize Ten zweifelsfrei der herzlichere Duft. Am Ende eine Frage des Geschmacks. Und des Geldbeutels; diesbezüglich sozusagen eine Zehntel-Frage, denn immerhin kostet der XerJoff bummelig das Zehnfache. Knize Ten kann obendrein mit einer tollen Auswahl an Buddel-Größen punkten: von der Fünfjahresplan-Menge (bei ‚The Different Scent‘ in Berlin habe ich einen Ein-Liter-Bembel gesehen) bis zum löblichen, weil für überbordende Sammlungen geeigneten 15ml-Reise-Fläschchen. In der B-Note hat der Klassiker mithin definitiv die Nase vorn.
Uff, das war anstrengend.
Ich bedanke mich bei Tiara für die Probe.
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