Ein Thema welches ich lange in meiner Faszination ausgelassen habe, war Weihrauch. Der Gedanke daran, mich mit dieser kalten Rauchigkeit auseinander zu setzen, ließ mich im wahrsten Sinne des Wortes kalt zurück. Sicherlich gab es den einen oder anderen Duft, der auch Weihrauch in seiner Duftpyramide aufblitzen ließ, jedoch nie so deutlich, dass es als vordergründige oder dominante Note hervorkam. Auch
Ombre Nomade , der sich lange in meiner Sammlung befand war eigentlich ein Weihrauch-Duft, der allerdings sehr gut verpackt und eher warm auf meiner Haut aufging.
Diese richtig fiesen Kirchen-Weihgeräucherten blieben aber fern von mir, da ich meiner Nase dieses Erlebnis gerne ersparen wollte. Um mich auf meiner Duftreise weiterzubilden, musste aber zwangsläufig das „Blaue Biest“
Interlude Man unter meine Nase. Es war einfach als Lerneffekt für mich selbst notwendig den Duft zu erfahren, den viele als DEN Orientalen Weihrauch bezeichnen.
Was soll ich sagen ? Das war weder sehr oriental, noch ein dominanter Weihrauch. Ich habe mich eher in die Nähe eines glühenden Kohleofens in der italienischen Provinz verortet. Hauptsächlich Oregano dominiert, als ob die Nonna gerade die Tomatensauce ansetzt und kein vordergründiger Rauch. Eher ein leichter Hauch von Rauch, der aber auf meiner Haut/in meiner Nase kaum zur Geltung kam. Ich war schon verwundert und enttäuscht, dass hier wenig von dem Abging, was ich vorher erwartete. Eventuell hat mich Ombre Nomade hier schon etwas abgehärtet.
Durch einen kurzen Besuch beziehungsweise Urlaub in Stuttgart bin ich frohen Mutes in den dortigen Breuninger stolziert mit dem Ziel etwas Neues zu entdecken. Ich schnupperte hier und da etwas durch und kam dann eher zufällig beim YSL-Stand vorbei. Meiste Beste machte sich direkt über die Opium-Flakons her, während ich die Gelegenheit nutzte, um
Le Vestiaire - Babycat babycat zu testen, der mir auf der Parfumo-Seite schon sehr schmackhaft auffiel. Neben diesem wollte ich noch etwas anderes probieren und von den aufgezählten Aromen schnellte direkt
Le Vestiaire - Caftan in mein Sichtfeld. Pfeffer, Weihrauch und Harz ? Das musste ich zwangsläufig einfach mal testen.
Der Anfang des Duftes ist sicherlich nicht einfach und auch nicht jedermann sein. Hier knallt für meine Nase eine sehr zitrische Komponente auf eine knarzig-intensive Zistrose. Das wirkt in den ersten fünf bis zehn Minuten recht anstrengend und sicherlich auch etwas herausfordernd, allerdings überzeugt der weitere Verlauf so sehr, dass ein Flakon bei mir einziehen durfte. Also kommen wir nochmal zum Beginn. Diese Zistrose wirkt trocken, dunkel und sehr stumpf, wie es meist von den dunkleren Labdanum-Sorten erkennbar ist. Vermischt mit Noten von Orange und Zitrone wirkt verrückt und total ungewohnt, daher recht anstrengend.
Im weiteren Verlauf wird dieser Eindruck komplett durch neue und harmonierende Noten ersetzt, die einem tatsächlich in orientalische Gefilde beamen. Eine feinde Note von rosa Pfeffer kommt durch. Etwas Würze, leichte Pfeffrigkeit. Dazu gesellt sich eine feine Benzoe-Note, die sehr weich, leicht gesüßt und lieblich daherkommt. Das verwendete Benzoe enthält Aromen von leichter Vanille und zarten, eher unsüßen Honig, weshalb der Duft sehr edel, ausgewogen und hochwertig schnuppert. Dazu kommt eine Weihrauch-Komponente, die wenig kalten Rauch beinhaltet, sondern eher wärmer wirkt. Generell wird dem leichten Rauch mit der Benzoe ein toller Partner an die Seite gestellt, der sich gerne von dieser leichten Rauchigkeit umschmeicheln lässt und damit für viele Anlässe passend wirkt.
Denn eines muss man direkt sagen, dies ist kein Brecher, sondern ein Gentleman, der Manieren hat und weiß sich zu kleiden. Ein Duft, der im Büro keine ganzen Räume füllt, jedoch edel genug ist sein tolles Aroma so zu verteilen, dass es die passenden Personen mitbekommen. Ein Duft, der auf einer schicken Party getragen werden kann und auch als Wohlfühlduft agieren kann. Im Herbst ein toller Begleiter, im Winter auch schön am Hals liegend und selbst für romantische Sommerabende ein lieblicher Begleiter. Mindestens acht Stunden kann man mit dem Duft seinen Spaß haben und je nach Bedingung hält er gerne auch mal etwas länger.
Es ist ein orientalischer Allrounder, den man sich nur wünschen kann und der es wirklich versteht den Träger zu bezirzen. Es ist der Duft, der Interlude hätte sein können, jedoch entschied sich Amouage für den italienischen Brecher.
Wer edel duften möchte, einen angenehmen Allrounder wünscht, der wirklich überall passt, der sollte sich mal Caftan anschauen und testen. Sicherlich mögen die ersten Minuten nicht jedermanns Sache sein, doch der weitere Verlauf entschädigt im vollen Maße dafür. Natürlich dürfen auch die Damen diesen wundervollen Duft tragen, denn diese Kombination aus leichtem Rauch und der schönen Harzigkeit ist definitiv Unisex.