09.04.2011 - 14:30 Uhr
Rivegauche
38 Rezensionen
Rivegauche
Top Rezension
45
rive gauche ist rive gauche ist rive gauche
Wenn man seinem Profil dem Namen "rive gauche" gibt, sollte man den ersten Beitrag auch diesem Duft widmen.
Als "rive gauche" (rg) 1971 lanciert wurde, wurde er mit einer jungen Frau in einem grauen Hosenanzug aus Wollflanell an einem blauen Telefon beworben, mit dem Slogan "Le parfum des femmes imprévisible." Der Duft für "unberechenbare Frauen," im Saint Laurent'schen Universum also der Duft für starke, unabhängige Frauen, die Ihren eigenen Weg gehen. Unterstützt wurde das durch die simple Blechdose mit den Ringen, in der rg bis heute verkauft wird. In Blech, bzw. Aluminium ist Parfum sehr gut haltbar.
So überrascht es nicht, dass es mein Vater war, der Ende der Siebziger Jahre einige Jahre lang sich bei unseren sommerlichen Reisen in den Süden im Flugzeug sein "riff gautsch" kaufte…leider spricht er bis heute kein französisch ;-) Im übrigen benutzt meine Mutter bis heute "Paco Rabanne pour homme," so viel zu Geschlechterrollen.
Danach hatte ich den Duft lange vergessen, bis ich das Haus YSL vor gut zehn Jahren in 2000 wiederentdeckte.
Tom Ford, der damalige Kreativdirektor (wenn es um Mode geht, bevorzuge ich die Arbeit des derzeitigen Kreativdirektors Stefano Pilati wesentlich mehr) machte sich 2003 auf, rg verjüngen zu wollen, den seine Mutter selbst so liebte. Zeitgleich wurde der Herrenduft "rive gauche pour homme" lanciert, man war ich nervös. Meine Verkäuferin des Vertrauens am YSL Counter in Berlin reichte mir kurz vor der Einführung eine Hochglanzklappkarte und einen schwarzen Hochglanzbriefumschlag in "rive gauche Optik," in dem von beiden Düften Proben enthalten waren...das war echt ultrachic und habe ich immernoch.
Der Duft wird heute beworben mit dem Slogan "mehr als ein Duft, eine Geisteshaltung, ein Lebensstil, die Unverschämtheit des Pariser Chic." Und genau das ist es, was mich als frankophilen Menschen so begeistert. Mit "rive gauche" ist das linke Seineufer in Paris gemeint, das Viertel um Saint Germain. Für mich heißt das: verrauchte Cafés, laisser-faire, fünfziger bis siebziger Jahre, Studenten in schwarzen Rollkragenpullovern, die junge Catherine Deneuve trifft Francois Truffaut, Juliette Gréco und Miles Davis spielen in dunklen Jazzclubs, Sartre und Beauvoir, sexuelle Befreiung, Francoise Hardy, Ente fahren mit Louis Vuitton Gepäck auf dem Rücksitz, Hochwasser - oder Schlaghosen, Trenchcoats, rote Lippen, Godard und Belmondo, schwarze unfrisierte Locken, eine geerbte Uhr von Patek-Philippe am Handgelenk...bla bla bla.
Aber wie riecht rg ? Andere Mitglieder haben es schon erläutert. Die alte rg Version vor 2003 startet zitrisch, grün und sehr aldehydig, gleitet über in eine strengere Rosennote, fast teerig, begleitet von Jasmin. Die harsche Aldehydnote bleibt bis zum Ende erhalten und verleiht dieser Version eindeutig den alten Charme. Ein Freund von mir meint, mit rg rieche man wie eine alte Lehrerin, tja... Der Duft endet mit dem etwas bitteren von Eichenmoos (eine kräftige Ahnung Chypre), mit Vetiver und Holznoten. Ein wenig Myrrhe nicht vergessen, was etwas Weichheit schenkt. Die Rose ist noch da und auch die grüne Note, aber das grüne kann ich nicht genau einordnen. Der Duft ist sehr präsent und hat eine gute Silage. Insgesamt ist die alte Version herber, vielleicht sogar metallisch und männlicher durch den Anteil von Eichenmoos und der Strenge der Aldehyde.
Bei der reformulierten Version ab 2003 ist die Duftaura von rg grundsätzlich erhalten geblieben. Der Duft aber ist heller, klarer und blumiger durch Freesie und Ylang Ylang. Das Eichenmoos ist nicht mehr so präsent und die strenge Aldehydnote wurde ganz klar vermindert...Aldehyde sind im Moment nicht Trend... durch eine weichere Rosennote und Moschus. Im Fond bleiben die Vetiver und Holznoten mit der grünen Rose und etwas Eichenmoos erhalten. Ein chypreartiger Charakter ist geblieben. Trotz der Reformulierung ist der Duft ganz klar nicht als neuer und moderner Duft erkennbar. Wer retro mag, kann rg testen.
Für mich ist er noch immer das YSL Parfum schlechthin. Ich finde ihn wunderbar.
Die Haltbarkeit des Duftes ist hervorragend und kann am Abend...oder am Morgen danach... noch wunderbar wahrgenommen werden.
Leider sind heute (2011) nur noch das Eau de Toilette und das "eau libre" Deodorant Spray erhältlich. Man muss rg, wie jeden alten Duft, immer mit der Zeit seiner Entstehung in Verbindung bringen, um diese Düfte zu verstehen.
Rg war viele Jahre unglaublich erfolgreich, (für die damalige Zeit war der Duft sehr modern) was auch über die lange Zeit erhältliche große Bade - und Duftlinie erklärt. Es gab über Dusch - und Badegel und Körpercreme hinaus Seifen, ein Extrait in verschiedenen Glasflaschen, rg fraicheur in einer Mattglasflasche, ein Parfum de Toilette, ein Eau de Parfum (nicht verwechseln mit dem Intense), Körperpuder, Deosticks und Körperölspray etc...im übrigen waren die damaligen Zerstäuber im "Atomiseur" mit Gas. Das erklärt auch einen alten Werbeslogan für rg "mit einem Pscht..." da man mit nur einen Druck auf den Zerstäuber quasi unendlich lang sprühen konnte. Die Schüttflaschen hingegen waren nicht aus Blech, sondern aus Klarglas, auf dem die Farbringe aufgebracht waren.
Es ist überliefert, dass die Mitarbeiterinnen den Duft rund um die Straßen und aus den Fenstern des YSL-Stammhauses auf Anordnung von Monsieur Saint Laurent versprühen mussten, voilà.
Als "rive gauche" (rg) 1971 lanciert wurde, wurde er mit einer jungen Frau in einem grauen Hosenanzug aus Wollflanell an einem blauen Telefon beworben, mit dem Slogan "Le parfum des femmes imprévisible." Der Duft für "unberechenbare Frauen," im Saint Laurent'schen Universum also der Duft für starke, unabhängige Frauen, die Ihren eigenen Weg gehen. Unterstützt wurde das durch die simple Blechdose mit den Ringen, in der rg bis heute verkauft wird. In Blech, bzw. Aluminium ist Parfum sehr gut haltbar.
So überrascht es nicht, dass es mein Vater war, der Ende der Siebziger Jahre einige Jahre lang sich bei unseren sommerlichen Reisen in den Süden im Flugzeug sein "riff gautsch" kaufte…leider spricht er bis heute kein französisch ;-) Im übrigen benutzt meine Mutter bis heute "Paco Rabanne pour homme," so viel zu Geschlechterrollen.
Danach hatte ich den Duft lange vergessen, bis ich das Haus YSL vor gut zehn Jahren in 2000 wiederentdeckte.
Tom Ford, der damalige Kreativdirektor (wenn es um Mode geht, bevorzuge ich die Arbeit des derzeitigen Kreativdirektors Stefano Pilati wesentlich mehr) machte sich 2003 auf, rg verjüngen zu wollen, den seine Mutter selbst so liebte. Zeitgleich wurde der Herrenduft "rive gauche pour homme" lanciert, man war ich nervös. Meine Verkäuferin des Vertrauens am YSL Counter in Berlin reichte mir kurz vor der Einführung eine Hochglanzklappkarte und einen schwarzen Hochglanzbriefumschlag in "rive gauche Optik," in dem von beiden Düften Proben enthalten waren...das war echt ultrachic und habe ich immernoch.
Der Duft wird heute beworben mit dem Slogan "mehr als ein Duft, eine Geisteshaltung, ein Lebensstil, die Unverschämtheit des Pariser Chic." Und genau das ist es, was mich als frankophilen Menschen so begeistert. Mit "rive gauche" ist das linke Seineufer in Paris gemeint, das Viertel um Saint Germain. Für mich heißt das: verrauchte Cafés, laisser-faire, fünfziger bis siebziger Jahre, Studenten in schwarzen Rollkragenpullovern, die junge Catherine Deneuve trifft Francois Truffaut, Juliette Gréco und Miles Davis spielen in dunklen Jazzclubs, Sartre und Beauvoir, sexuelle Befreiung, Francoise Hardy, Ente fahren mit Louis Vuitton Gepäck auf dem Rücksitz, Hochwasser - oder Schlaghosen, Trenchcoats, rote Lippen, Godard und Belmondo, schwarze unfrisierte Locken, eine geerbte Uhr von Patek-Philippe am Handgelenk...bla bla bla.
Aber wie riecht rg ? Andere Mitglieder haben es schon erläutert. Die alte rg Version vor 2003 startet zitrisch, grün und sehr aldehydig, gleitet über in eine strengere Rosennote, fast teerig, begleitet von Jasmin. Die harsche Aldehydnote bleibt bis zum Ende erhalten und verleiht dieser Version eindeutig den alten Charme. Ein Freund von mir meint, mit rg rieche man wie eine alte Lehrerin, tja... Der Duft endet mit dem etwas bitteren von Eichenmoos (eine kräftige Ahnung Chypre), mit Vetiver und Holznoten. Ein wenig Myrrhe nicht vergessen, was etwas Weichheit schenkt. Die Rose ist noch da und auch die grüne Note, aber das grüne kann ich nicht genau einordnen. Der Duft ist sehr präsent und hat eine gute Silage. Insgesamt ist die alte Version herber, vielleicht sogar metallisch und männlicher durch den Anteil von Eichenmoos und der Strenge der Aldehyde.
Bei der reformulierten Version ab 2003 ist die Duftaura von rg grundsätzlich erhalten geblieben. Der Duft aber ist heller, klarer und blumiger durch Freesie und Ylang Ylang. Das Eichenmoos ist nicht mehr so präsent und die strenge Aldehydnote wurde ganz klar vermindert...Aldehyde sind im Moment nicht Trend... durch eine weichere Rosennote und Moschus. Im Fond bleiben die Vetiver und Holznoten mit der grünen Rose und etwas Eichenmoos erhalten. Ein chypreartiger Charakter ist geblieben. Trotz der Reformulierung ist der Duft ganz klar nicht als neuer und moderner Duft erkennbar. Wer retro mag, kann rg testen.
Für mich ist er noch immer das YSL Parfum schlechthin. Ich finde ihn wunderbar.
Die Haltbarkeit des Duftes ist hervorragend und kann am Abend...oder am Morgen danach... noch wunderbar wahrgenommen werden.
Leider sind heute (2011) nur noch das Eau de Toilette und das "eau libre" Deodorant Spray erhältlich. Man muss rg, wie jeden alten Duft, immer mit der Zeit seiner Entstehung in Verbindung bringen, um diese Düfte zu verstehen.
Rg war viele Jahre unglaublich erfolgreich, (für die damalige Zeit war der Duft sehr modern) was auch über die lange Zeit erhältliche große Bade - und Duftlinie erklärt. Es gab über Dusch - und Badegel und Körpercreme hinaus Seifen, ein Extrait in verschiedenen Glasflaschen, rg fraicheur in einer Mattglasflasche, ein Parfum de Toilette, ein Eau de Parfum (nicht verwechseln mit dem Intense), Körperpuder, Deosticks und Körperölspray etc...im übrigen waren die damaligen Zerstäuber im "Atomiseur" mit Gas. Das erklärt auch einen alten Werbeslogan für rg "mit einem Pscht..." da man mit nur einen Druck auf den Zerstäuber quasi unendlich lang sprühen konnte. Die Schüttflaschen hingegen waren nicht aus Blech, sondern aus Klarglas, auf dem die Farbringe aufgebracht waren.
Es ist überliefert, dass die Mitarbeiterinnen den Duft rund um die Straßen und aus den Fenstern des YSL-Stammhauses auf Anordnung von Monsieur Saint Laurent versprühen mussten, voilà.
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