M7 2002 Eau de Toilette

Version von 2002
TVC15
04.05.2010 - 14:56 Uhr
19
10
Haltbarkeit
1
Duft

Mindestabstand 7 Meter

Ich geb's ja zu, vor einem Kommentar habe ich mich bisher auch nach monatelangem Herumtesten erfolgreich gedrückt, da der ausufernden Plärrigkeit von M7 nicht mit zwei Worten beizukommen ist. Man könnte sagen: ein schwerer und schwieriger Duft, läge aber mit "erbärmlich aufdringlich" auch nicht ganz falsch.

Schicken wir mal voraus, dass ich mit dem von YSL unter dem damaligen Creative Director Tom Ford propagierten Männerbild wenig anfangen kann. Die Kampagne für M7 erregte viel Aufsehen, aber für mich hätte sich Samuel de Cubbers nicht entkleiden müssen. Als Hetero kann ich den verkaufsfördernden Aspekten der Schniedel-Präsentation bei einem Herrenduft nicht ganz folgen. Wollte man hier lediglich Tabus brechen oder hoffte man auf die paar Damen, die ihrem Göttergatten das Zeug kaufen sollten, in der Hoffnung, er möge sich zuhause auf dem Lammfell genauso räkeln? Nun ja, allzu oft ging dieser Flop nicht über die Ladentheke, aber vielleicht gelingt dem Duft doch noch eine andere Antwort. Was hat M7 außer einem behaarten Schwarzweiß-Nackedei aus der Martial-Arts-Ecke zu bieten?

Die Legende behauptet, M7 (das siebte Männerparfüm von YSL) war einer der ersten Düfte, in dem die mittlerweile so hippe Trendzutat Oud verbraten wurde. Da sich meine Nase vehement weigert, Oud zu erkennen bzw. als reizvoll zu empfinden, falls es wirklich dieser bitter-süße orientalische Gesamtmoder sein sollte, der M7 ausmacht, wurden meine Recherchen etwas detaillierter. Ich las mir in diversen Internet-Foren speziell die Kommentare einiger arabischer User durch, bei denen M7 auf verblüffend viel Ablehnung stieß. Wie ich lernte, wird Oud in seinem eigentlichen Kulturkreis hauptsächlich als Raumduft eingesetzt, ist also geschlechtslos, sprich: unisex. Die Verbindung zu Tom Fords lanciertem Körperkult, bzw. die Beziehung Oud/Erotik wird in arabischen Ländern als unangenehm und höchst befremdlich empfunden.

Tja, wie so manches in diesem Duft wirken seine orientalischen Bemühungen mindestens aufgesetzt, wenn nicht für die Katz. Alberto Morillas (mit CK One, Acqua di Gio oder Tommy nicht gerade ein Lawrence von Arabien), macht hier einen überforderten und hilflosen Eindruck. M7 möchte ein Breitwand-Epos sein, besteht aber aus Einzel-Episoden, die nicht so recht zueinander finden wollen, was dann doch eher nach Dia-Schau im Dorfgemeinschaftshaus aussieht. Trotz kräftiger warmer Farben bleibt diese...ja, man kann wirklich von Suppe sprechen...kalt. Nicht etwa kühl oder erfrischend, sondern gefühlskalt. Eine emotionslose Aneinanderreihung von mystischem und mega-maskulinem Murks. Im Duftverlauf so'ne Art Promenadenmischung aus holzig, animalisch, hustensaftig, ja sogar muckibudig. Im Vergleich zum ebenfalls orientalisierten, leicht schmuddeligen Kollegen Habit Rouge wirkt M7 schon richtiggehend siffig. Seine langlebige und zähe Projektion verwandelt jegliche Frischluft im Raum nachhaltig in ein brechreizförderndes Grauen. (Der eingeweihte Leser findet hierzu Näheres unter dem Stichwort "Lolles Badewanne" :)

M7 zusammen mit Landplagen wie Black Orchid oder Gris Clair in einen Sack und dann immer mit dem Knüppel drauf. Es trifft nie den Falschen.
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