12
Top Rezension
Gut Duft will Weile haben
Manchmal ist man Dinge nicht mehr gewohnt. Hat man zum Beispiel jahrelang eine Kaffeemaschine benutzt und gießt nun wieder selbst mit einem Filter auf, kommt es einem komisch vor. Hatte man jahrelang ein Rennrad und fährt nun wieder ein einfaches Fahrrad mit Rücktrittbremse - man vergisst es und geht fast über den Lenker beim Bremsen aus voller Kraft nur mit den vorderen Handbremsen.
Ich sprühte also Accord N°4 Chypre und ging gleich über den Lenker: Das war ja die kombinierte Verdichtung aller traditionellen Langweiler-Düfte meiner Kindheit und Jugend! So einen Duft hatte ich ja jahrelang nicht mehr gerochen.
Im ersten Moment dachte ich also - oh, je, nichts als zurück zu meinem Rennrad und meinem Kaffeevollautomaten. Aber andererseits - das war ja schon faszinierend, so ein Duft, der alle Langweiler-Damendüfte der Erde aus den 70ern bis 90ern des letzten Jahrtausends in einem Duft vereinte. So langweilig, so allgegenwärtig erschienen sie damals, diese Noten, dass ich keinen solchen Duft jemals selbst besaß, aber ich hatte sie über viele Jahre eben überhaupt nicht mehr so unverfälscht gerochen.
Irgendwie war das schon wieder gut.
Irgendwie war das schon wieder liebenswert.
Und was roch ich denn da eigentlich?
Ich roch undefinierbare, ganz leicht stichelnde Blüten, so dass ich denke, dass auch Jasmin dabei ist. Der Duft ist insgesamt eher unsüß, eher leicht, ein wenig herb-frisch, aber ohne echte Kante, dafür sorgt schon eine Fruchtigkeit, die eben doch minimal süßlich ist. Diese unklare Frucht ist keine Frucht, wie sie in den modernen, heutigen Düften vorkommt, sondern sie ist sehr viel verhaltener und im Hintergrund, eben nur so wenig, dass der Duft nicht zu einem herben, echten, harzigen Chypre der frühen Siebziger wird, aber auch nicht zu einem üppigen, aldehydigen Duft der Achtziger, die wir heute einen Klassiker oder je nach Ausgestaltung auch Wummser nennen würden.
Nein. Dieser Duft bleibt eben etwas langweilig. Er wummst nicht, er betört nicht. Er ist in keiner Eigenschaft herausragend. Er vereint das kleinste gemeinsame Vielfache eines Mainstreamers der damaligen Zeit auf sich.
Aber er wirkt auch nicht synthetisch. Eine Basis scheint er zunächst nicht zu haben. Wirklich intensives Patchouli, kräftiges Eichenmoos oder üppiger Amber könnten dem Duft ja auch einen heftigeren Charakter verleihen, vielleicht gar einen Hippie-Anstrich geben, nein, er bleibt gesittet im Mittelfeld.
Nun klingt das hier schon ein wenig nach Verriss. Ich konnte mich von Accord N°4 Chypre aber dennoch nicht lösen. Ich trug ihn in der letzte Woche fast täglich. Es war recht heiß und ich empfand ihn als sehr gut tragbar, mit leichter Frische, nicht belastend, niemals nervend, weil überhaupt nicht synthetisch wirkend. Auch, dass er so leicht bleibt und ein wenig herb und seifig wie frisch gewaschen, ist für so ein Wetter gerade richtig.
Was ich beim Tragen des Duftes zunächst gar nicht so sehr bemerkte war, dass er doch auch deutlich Moschus bereithält. Ich merkte den größten Teil davon erst am nächsten Tag auf meiner Kleidung. Auch der Moschus hat einen Retro-Charakter und ist somit für mich viel besser tragbar als viele moderne Moschusnoten, da ich ihn nicht als stickig empfinde.
Nach einer Woche Tragen drängte sich immer mehr der Gedanke auf, dass diese Kombination an Noten mich doch entfernt an irgendeinen moderneren Duft erinnerte. Gestern fiel es mir dann ein: So wie Accord N°4 Chypre stelle ich mir eine herbere, ultraleichte Version von For Her (Narciso Rodriguez) vor.
Ich werde Accord N°4 Chypre behalten - für heiße Sommertage und zur Erinnerung an all die Düfte früherer Jahrzehnte, die ich oft roch, aber nie hatte, und die man heute kaum noch findet.
Ich sprühte also Accord N°4 Chypre und ging gleich über den Lenker: Das war ja die kombinierte Verdichtung aller traditionellen Langweiler-Düfte meiner Kindheit und Jugend! So einen Duft hatte ich ja jahrelang nicht mehr gerochen.
Im ersten Moment dachte ich also - oh, je, nichts als zurück zu meinem Rennrad und meinem Kaffeevollautomaten. Aber andererseits - das war ja schon faszinierend, so ein Duft, der alle Langweiler-Damendüfte der Erde aus den 70ern bis 90ern des letzten Jahrtausends in einem Duft vereinte. So langweilig, so allgegenwärtig erschienen sie damals, diese Noten, dass ich keinen solchen Duft jemals selbst besaß, aber ich hatte sie über viele Jahre eben überhaupt nicht mehr so unverfälscht gerochen.
Irgendwie war das schon wieder gut.
Irgendwie war das schon wieder liebenswert.
Und was roch ich denn da eigentlich?
Ich roch undefinierbare, ganz leicht stichelnde Blüten, so dass ich denke, dass auch Jasmin dabei ist. Der Duft ist insgesamt eher unsüß, eher leicht, ein wenig herb-frisch, aber ohne echte Kante, dafür sorgt schon eine Fruchtigkeit, die eben doch minimal süßlich ist. Diese unklare Frucht ist keine Frucht, wie sie in den modernen, heutigen Düften vorkommt, sondern sie ist sehr viel verhaltener und im Hintergrund, eben nur so wenig, dass der Duft nicht zu einem herben, echten, harzigen Chypre der frühen Siebziger wird, aber auch nicht zu einem üppigen, aldehydigen Duft der Achtziger, die wir heute einen Klassiker oder je nach Ausgestaltung auch Wummser nennen würden.
Nein. Dieser Duft bleibt eben etwas langweilig. Er wummst nicht, er betört nicht. Er ist in keiner Eigenschaft herausragend. Er vereint das kleinste gemeinsame Vielfache eines Mainstreamers der damaligen Zeit auf sich.
Aber er wirkt auch nicht synthetisch. Eine Basis scheint er zunächst nicht zu haben. Wirklich intensives Patchouli, kräftiges Eichenmoos oder üppiger Amber könnten dem Duft ja auch einen heftigeren Charakter verleihen, vielleicht gar einen Hippie-Anstrich geben, nein, er bleibt gesittet im Mittelfeld.
Nun klingt das hier schon ein wenig nach Verriss. Ich konnte mich von Accord N°4 Chypre aber dennoch nicht lösen. Ich trug ihn in der letzte Woche fast täglich. Es war recht heiß und ich empfand ihn als sehr gut tragbar, mit leichter Frische, nicht belastend, niemals nervend, weil überhaupt nicht synthetisch wirkend. Auch, dass er so leicht bleibt und ein wenig herb und seifig wie frisch gewaschen, ist für so ein Wetter gerade richtig.
Was ich beim Tragen des Duftes zunächst gar nicht so sehr bemerkte war, dass er doch auch deutlich Moschus bereithält. Ich merkte den größten Teil davon erst am nächsten Tag auf meiner Kleidung. Auch der Moschus hat einen Retro-Charakter und ist somit für mich viel besser tragbar als viele moderne Moschusnoten, da ich ihn nicht als stickig empfinde.
Nach einer Woche Tragen drängte sich immer mehr der Gedanke auf, dass diese Kombination an Noten mich doch entfernt an irgendeinen moderneren Duft erinnerte. Gestern fiel es mir dann ein: So wie Accord N°4 Chypre stelle ich mir eine herbere, ultraleichte Version von For Her (Narciso Rodriguez) vor.
Ich werde Accord N°4 Chypre behalten - für heiße Sommertage und zur Erinnerung an all die Düfte früherer Jahrzehnte, die ich oft roch, aber nie hatte, und die man heute kaum noch findet.
8 Antworten