Tyrannosaurus Rex 2018

DonDonDon
25.05.2021 - 15:12 Uhr
12
Hilfreiche Rezension
7
Preis
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Kalter, leerer Metallascher auf dem Grund der Blütenabsoluewanne – parfait!

Als ich mit dem Rauchen aufgehört habe, war eine Methode von mehreren, die dabei geholfen hat, bei starkem Verlangen einen vollen Aschenbecher zur Nase zu führen und dann, ganz langsam und bedächtig, daran zu riechen. Der Geruch der kalten Asche und des Kondensats war derart widerlich, dass das akute Rauchverlangen sogleich gelindert wurde.

Dieser Einstieg ist, zugegebenermaßen, für eine Beschreibung von T-Rex ziemlich irreführend. Der große Saurus hat nämlich eigentlich nichts mit vollen Aschenbechern im Sinn, höchstens mit solchen, die in ein Becken voller frisches Blütenabsolue hineingefallen sind. Auch Tabak scheint mir als geruchliche Beschreibung eher deplaziert, also, so mag man fragen, was denn jetzt? Dazu komme ich gleich.

Als erstes muss ich das Kompliment vorwegschicken, dass ich diese Kreation als ein unbeschreibliches Faszinosum erlebe. Da ist vielleicht aus Bestandteilen etwas gemischt worden, die man – einzeln und für sich genommen – stets klar benennen und zuordnen konnte. Das Ergebnis ist jedoch ganz klar weit heftiger als die Summe seiner Teile und etwas völlig anderes, als alles, was ich bislang kennenlernen durfte. Ein so heftiges Gefühl der Unklarheit hinsichtlich dessen, was hier inhaltlich wohl verquickt worden ist, habe ich bei gleichzeitiger Begeisterung und großer Ergriffenheit zuletzt nur bei Stercus erlebt, und das ist schon eine ganze Weile und einige Dutzend Proben her (Technische Randbemerkung: Stercus ist nicht ähnlich, ich erwähne ihn nur, weil er mich ähnlich stark beschäftigte).

Und mittlerweile hat er mich voll gepackt, der T-Rex. Aber richtig. Heute dachte ich zum wiederholten Male, er ist ganz klar ein Kandidat für einen positiven Text, den hat er verdient, er ist fraglos ein Großer, wenn auch für vermutlich nur wenige. Und wie schon so oft vorher zog ich den Deckel meiner Probe ab und schnupperte voller Gefallen, nur um erneut den Eindruck zu bekommen, dass ich das, was meine Nase da wahrnimmt, sprachlich bestenfalls ungenügend abbilden kann.

Mit Hinblick darauf und gleichzeitig so, als hätte ich es von einer außenstehenden Person als Aufgabe bekommen, setzte ich mich also nochmal in Ruhe hin (aber ganz in Ruhe, allein im Zimmer, keine Termine, keine Geräusche, keine Störungen), hielt die Probe an die Nase und atmete langsam, mit geblähten Nüstern, ein, aber ohne „hinzuriechen“ … nüchtern, gewissermaßen, und ohne Absicht, Hast oder Ziel. Und plötzlich war er da, dieser metallene Aschenbecher, ausgeschüttet, aber ungeputzt, weniger als Geruch, mehr als visuelle Assoziation. Und darüber viel, ganz viel Blüten- und Blumenessenz, schwer, konzentriert, wie Büsche von Lilien in einer hermetisch verschlossenen Räucherkammer. Das war das Bild, wenngleich weder kalte Asche noch Lilie als solche erkennbar sind. Aber ganz viele Zwischentöne aus diesen Sphären.

Manch Leser*in wird jetzt sagen, dass ich mir hier beim Versuch, meine Gefühle und Wahrnehmungen in Worte zu fassen, ganz schön einen abgebrochen habe. Ist ja richtig. Aber eben so musste es raus. Der T-Rex ist in all seiner Schwere, Ambivalenz und Kompromisslosigkeit tatsächlich einer meiner Liebsten geworden. Und dieser Kreis ist sehr, sehr klein. Natürlich habe ich fraglos eine Meise, eine große sogar. Aber wenn morgens T-Rex draufkommt, singt sie Songs von Roy Orbison.

Was soll ich noch sagen? Danke für diesen Duft, Zoologist. Da hat jemand ein großes Herz für Exoten gehabt, wenn auch nur für solche mit Geld in der Tasche. Egal, eine Probe geht immer.
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