Bat 2020

Version von 2020
Condorpilot1
03.02.2021 - 15:24 Uhr
4
7
Preis
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Erste Begegnung mit Zoologist und die "Cuevas del Drach"

Es begab sich einst zu der Zeit, lange vor den Lockdowns, dass man noch ungestört reisen und die Welt erkunden konnte. So hat der ein oder andere von uns vielleicht schon Mal die Möglichkeit gehabt eine Tropfsteinhöhle zu besichtigen und sich die teils wunderschön ausgeleuchtete Pracht dieser Höhlensysteme anzusehen. Wer mal es mal gewagt hat in die Tiefen einer solchen Höhle herabzusteigen und nach den dortigen Mysterien, die vielleicht hinter den vielen Felsen lauern, zu suchen, wird sich vielleicht auch noch daran erinnern, wie sich die Umgebung um einen herum nach wenigen Metern Abstieg schlagartig verändert hat. Draußen, wo es vielleicht warm und trocken ist, geht man nun hinunter in eine Welt, die mit jedem Meter Tiefe immer kälter zu werden scheint, immer feuchter, immer düsterer. Vielleicht kommen einem auch Gerüche in die Nase, die wir an der Oberfläche nicht gewohnt sind und nur selten zu schnuppern bekommen. Genau auf diese Reise hat mich Zoologist Bat (2020) geführt, als ich den Duft getestet habe.

Tatsächlich ist Bat in seiner 2020er Version der erste Duft überhaupt, den ich von dem kanadischen Parfümhaus getestet habe. Um überhaupt meine Fühler nach den Kreationen dieser Marke ausstrecken zu können, habe ich mir mal das gesamte Discovery Set mit kleinen Abfüllungen zugelegt und kann jetzt nach und nach einen Eindruck dieser Marke bekommen. Bat machte den Anfang. Die originale 2015er Version ist ja discontinued und war im Set nicht vorhanden, sodass ich absolut keinen Vergleich habe.

Beim ersten Sprühstoß gabs erstmal ne kräftige Portion tropische Fruchtbombe in die Nase, keineswegs penetrant aber beinahe überdosiert. Trotzdem lief mir schon im Mund erstmal das Wasser zusammen, denn es war wunderbar kräftig. Schnell habe ich jedoch verstanden, warum dieser Duft denn nun so riecht, wie er denn riecht und warum der Name "Bat" für mich wie die Faust aufs Auge passt. Letztendlich soll dieser Duft gewissermaßen ein Konzeptduft sein. Man spürt, dass der Parfumeur Prin Limros hier viel Zeit und Liebe zum Detail aufgebracht hat, um die natürliche Umgebung, in der Fledermäuse zu Hause sein können, in einen Flakon olfaktorisch zu verpacken. Die süße kräftige Frucht wird schnell untermalt von einer leichten Rauchigkeit, vermutlich vom Weihrach, der nach und nach zusammen mit grünen Noten den Duft ausbalanciert. Dazu gesellt sich ein feucht-trüber Geruch, den ich nicht genauer beschreiben kann aber er erinnert mich total an feuchte Steine, die mit etwas Moos überzogen sind. Dadurch entstand in meinem Kopf die Assoziation mit den Cuevas del Drach (zu deutsch "Drachenhöhlen") auf Mallorca, die ich zwei oder drei Mal besucht habe. Genauer dieser Geruch von Bat triggerte in meinem Kopf die Erinnerungen an diese Tropfsteinhöhle - dunkel, kalt, steinig, rutschig, moosig, feucht. So viel auf einmal, komplex und dennoch faszinierend.

Mit Zoologist Bat, so habe ich es empfunden, fand ich nach längerer Zeit mal wieder einen Duft von dem ich sagen konnte "Das ist doch genau das, was ich an Parfüms so liebe. Dass man mit viel Kreativität und Liebe zum Detail Duftwelten erschaffen kann, indem der Parfumeur all seine Fähigkeiten zur Kombination von "Parfüm-Rohstoffen", Aroma Chemicals etc. derart verwenden und kombinieren kann, um den Träger in eine solche Gedankenwelt reisen lassen zu können.". Bat ließ bei mir endlich wieder Euphorie aufblitzen, nachdem ich bei meinen letzten Besuchen in gängigen Parfümerien (und das ist ja schließlich auch schon Monate her) durch die neueren Designerdüfte der letzten zwei-drei Jahre innerlich verzweifelt bin. Endlich mal wieder ein Duft mit Eigencharakter!

Den Eindruck, den Bat hinterlässt, ist der eines Gesamtkunstwerks. Dieses Parfum ist keineswegs in eine klare Kategorie einzuteilen, geschweige denn mit ein bis zwei Adjektiven zu beschreiben. Es ist wirklich alles dabei: süß, fruchtig, aquatisch, steinig, erdig, moosig, trocken, grün, rauchig, holzig, floral. Das Ganze aber nicht auf eine Art und Weise, dass alles miteinander zu einem untragbaren wilden Gebräu wird, sondern jede dieser Nuancen ist gefühlt parallel oder abwechselnd wahrnehmbar.

Zwar fällt es mir schwer sagen zu können, zu welchen Anlässen dieser Duft tragbar ist. Aber selbst wenn er nichts für einen ist, finde ich muss man die Kreativität hinter diesem Duft wertschätzen, denn die finde unverkennbar.
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