22.07.2016 - 12:24 Uhr
Verbena
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Verbena
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36
Es war einmal ein Nashorn...
Ich habe hier noch nie einen Kommentar geschrieben. Ich fühle mich einfach nicht dazu berufen. Ich kann mit den hier aufgezeigten Duftpyramiden nur selten bzw. meist nur bruchstückhaft etwas anfangen. Meine Nase ist wohl nicht sonderlich talentiert, was das Auseinanderhalten einzelner Duftnoten betrifft. Stattdessen sehe ich Bilder, Ereignisse, Landschaften, Situationen, wann immer ich einen Duft teste. Also mache ich um das Verfassen eigener Kommentare hier bisher einen großen Bogen. Warum ich ausgerechnet bei diesem Duft eine Ausnahme mache, weiß ich auch noch nicht – schauen wir mal…
Nun gut, wie ein Nashorn riecht, weiß ich nicht wirklich. Wahrscheinlich geht es den meisten Menschen so, und das aus gutem Grund. Mit einem solchen Koloss, dem bei allem schwerfälligen Anschein ein ziemlich cholerisches Temperament bis hin zur Raserei nachgesagt wird, auf Schnupperkurs gehen zu wollen, ist wohl alles andere als ratsam. Natürlich kann man die Distanz bei Zoobesuchen durch die schützende Präsenz von Gräben und starken Zäunen erheblich verkürzen. Allerdings bieten Zoos eine solche Fülle vermischter olfaktorischer Eindrücke auf relativ kleinem Terrain, dass man nie wirklich sicher sein kann, an welcher Stelle es dort denn nun eindeutig nashornig riechen mag.
Also was soll’s, dann kann mir ja vielleicht „Rhinoceros“ das Geheimnis um das Nashorn-Aroma offenbaren. Schon der erste Sprüher erwischt mich voll und ganz, und ich stehe sofort unter neugieriger Spannung! Diesen Eingangseffekt haben bei mir übrigens alle Zoologist-Düfte. Was mir bei „Rhinoceros“ sofort entgegenschlägt, ist eine dunkle und fast beißend rauchige Ledernote. Fast unmittelbar darauf finde ich mich im düstersten, dichtesten, harzigsten Nadelwald der nördlichen Hemisphäre wieder. Die Kiefer ist sehr deutlich, Elemi, Immortelle und das herbkrautige Aroma von Vetiver kommen dazu. Wenigstens diese Noten kann ich gut identifizieren, weil ich die ätherischen Öle kenne. Rauch (jetzt nicht mehr so beißend) und Leder bleiben präsent und verstärken im Zusammenspiel mit den anderen Komponenten an dieser Stelle noch meinen Eindruck von dunkler, undurchdringlicher Wildnis. Schon jetzt liebe ich die tiefe erdverbundene Schönheit dieses Duftes.
Die Brücke zum Nashorn ist damit aber noch nicht geschlagen, und ich beginne zu grübeln. Soweit ich weiß, leben Nashörner ja in offenen savannenartigen Graslandschaften und einige südostasiatische wohl auch in feuchtem Sumpfland oder gar in tropischem Regenwald. Worauf ich jedoch meinen inneren Blick wie gebannt gerichtet halte, ist und bleibt ein Nashorn in einem tiefen, dichten, dunklen Nadelwaldhabitat. Was zum Geier?? Das will einfach nicht passen. Oder vielleicht doch?
Und dann sehe ich es: Der eurasische Kontinent im Pleistozän mit Waldnashörnern als festem Bestandteil einer vornehmlich in den warmzeitlichen Perioden jenes Erdzeitalters auch in unseren Breiten angesiedelten Tierwelt. Nashörner als zeitgenössische Weggefährten und Jagdbeute des prähistorischen Menschen. Sie haben ihre naturgeschichtlichen Spuren in Form zahlloser fossiler Funde hinterlassen. Höhlenmalereien aus der kulturellen Wiege der Menschheit geben Zeugnis von ihrer vergangenen Existenz.
Das Bild hat sich zusammengefügt. “Rhinoceros” ist ein dunkler holzig-krautiger, rauchig-ledriger, harziger und erdwürziger Duft, den ich überaus mag, auch wenn ich gestehen muss, dass er für mich eine gewisse Schwermut ausstrahlt. Vielleicht empfinde ich ja Melancholie darüber, dass das Waldnashorn schon lange nicht mehr auf unserem Planeten wandelt. Äonen der Menschheitsgeschichte sind seither über jene Stelle hinweggezogen, wo einst die Dickhäuter der präglazialen Fauna die Spuren ihrer schwerfälligen Schritte in den urzeitlichen Waldboden stampften. Für die Erdgeschichte selbst ist es nur ein kurzer Augenblick.
Was für eine spannende olfaktorische Zeitreise!
Nun gut, wie ein Nashorn riecht, weiß ich nicht wirklich. Wahrscheinlich geht es den meisten Menschen so, und das aus gutem Grund. Mit einem solchen Koloss, dem bei allem schwerfälligen Anschein ein ziemlich cholerisches Temperament bis hin zur Raserei nachgesagt wird, auf Schnupperkurs gehen zu wollen, ist wohl alles andere als ratsam. Natürlich kann man die Distanz bei Zoobesuchen durch die schützende Präsenz von Gräben und starken Zäunen erheblich verkürzen. Allerdings bieten Zoos eine solche Fülle vermischter olfaktorischer Eindrücke auf relativ kleinem Terrain, dass man nie wirklich sicher sein kann, an welcher Stelle es dort denn nun eindeutig nashornig riechen mag.
Also was soll’s, dann kann mir ja vielleicht „Rhinoceros“ das Geheimnis um das Nashorn-Aroma offenbaren. Schon der erste Sprüher erwischt mich voll und ganz, und ich stehe sofort unter neugieriger Spannung! Diesen Eingangseffekt haben bei mir übrigens alle Zoologist-Düfte. Was mir bei „Rhinoceros“ sofort entgegenschlägt, ist eine dunkle und fast beißend rauchige Ledernote. Fast unmittelbar darauf finde ich mich im düstersten, dichtesten, harzigsten Nadelwald der nördlichen Hemisphäre wieder. Die Kiefer ist sehr deutlich, Elemi, Immortelle und das herbkrautige Aroma von Vetiver kommen dazu. Wenigstens diese Noten kann ich gut identifizieren, weil ich die ätherischen Öle kenne. Rauch (jetzt nicht mehr so beißend) und Leder bleiben präsent und verstärken im Zusammenspiel mit den anderen Komponenten an dieser Stelle noch meinen Eindruck von dunkler, undurchdringlicher Wildnis. Schon jetzt liebe ich die tiefe erdverbundene Schönheit dieses Duftes.
Die Brücke zum Nashorn ist damit aber noch nicht geschlagen, und ich beginne zu grübeln. Soweit ich weiß, leben Nashörner ja in offenen savannenartigen Graslandschaften und einige südostasiatische wohl auch in feuchtem Sumpfland oder gar in tropischem Regenwald. Worauf ich jedoch meinen inneren Blick wie gebannt gerichtet halte, ist und bleibt ein Nashorn in einem tiefen, dichten, dunklen Nadelwaldhabitat. Was zum Geier?? Das will einfach nicht passen. Oder vielleicht doch?
Und dann sehe ich es: Der eurasische Kontinent im Pleistozän mit Waldnashörnern als festem Bestandteil einer vornehmlich in den warmzeitlichen Perioden jenes Erdzeitalters auch in unseren Breiten angesiedelten Tierwelt. Nashörner als zeitgenössische Weggefährten und Jagdbeute des prähistorischen Menschen. Sie haben ihre naturgeschichtlichen Spuren in Form zahlloser fossiler Funde hinterlassen. Höhlenmalereien aus der kulturellen Wiege der Menschheit geben Zeugnis von ihrer vergangenen Existenz.
Das Bild hat sich zusammengefügt. “Rhinoceros” ist ein dunkler holzig-krautiger, rauchig-ledriger, harziger und erdwürziger Duft, den ich überaus mag, auch wenn ich gestehen muss, dass er für mich eine gewisse Schwermut ausstrahlt. Vielleicht empfinde ich ja Melancholie darüber, dass das Waldnashorn schon lange nicht mehr auf unserem Planeten wandelt. Äonen der Menschheitsgeschichte sind seither über jene Stelle hinweggezogen, wo einst die Dickhäuter der präglazialen Fauna die Spuren ihrer schwerfälligen Schritte in den urzeitlichen Waldboden stampften. Für die Erdgeschichte selbst ist es nur ein kurzer Augenblick.
Was für eine spannende olfaktorische Zeitreise!
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