Chizza
31.01.2023 - 17:41 Uhr
20
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Eloge

Lodernde Glut, mit weisser Patina überzogene Hölzer, Impressionen von diametralen Dingen wie Spiritus mit gourmandigen Beinoten. Elaborierte Grün-würzige Noten evoziert durch aufoktroyierten Kardamom, Safran zieht invisible und irreversible Fäden, intensiv-rassiges Tête-à-Tête auf dunkel-holzigem Fond.
Die ersten Bilder von Ishraaq sind in hohem Maße verwirrend, da mit diversen olfaktorischen Bildern gespielt wird. Einerseits werden düstere, dystopische Szenerien entworfen, bei denen außer Vernichtung nur ein sachte verklingendes Feuerzüngeln im Ascheregen bleibt.
Doch man kommt nicht umhin: eindimensional ist Ishraaq nicht. Die gerösteten Gewürze mit Hang zur ertragbaren Penetranz implizieren eine dezente Schärfe. Glut-Triptychon; Umgebung, Herz und Entwicklung.

Weihrauchwogen wandern, mäandern, schleichen um die oudene Seele herum. Das Gewicht dieser Seele wiegt schwer und schemenhaft. Verbranntes Karamell, rauchig-trockenes Holz, ölig-harzige Fetzen, amorphe Zerrbilder, Wesen im Wandel, Vanitas.
Ishraq, das freiwillige Gebet, was mehr Passion und Glauben erfordern mag, ist Aufbruch, ist der Beginn des neuen Tages, ist Katharsis, ist Reinigung von den eigenen Missetaten, das Abstreifen der Dunkelheit. Die Genese, das Changieren des Duftes spiegelt das wider. Die dunklen Schatten vor dem Sonnenaufgang, sukzessive niedergehend, wieder aufsteigend vor der Morgenröte.

Wärmende Myrrhe umhüllt all dies; balsamischer Hauch, Geborgenheit vermittelndes, schwach leuchtendes Oud. Gourmandige Noten erscheinen, Phantasmagorie. Dominanz weicht an Milchkaffee erinnernden Reminiszenzen. Die originäre Trockenheit des Ouds verblasst, weicht gefälligen Nuancen. Dunkle Diversifikation in Harz und Holz.
Ishraaq vervollkommnet den Zyklus. Wir verinnerlichen unseren Feuersturm so oft wir können. So lange wir können. Dann entscheidet die Zeit.
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