22.01.2023 - 09:55 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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23
Die heroische Auster
Sind wir nicht alle schon einmal einer scheuen Auster mit spannender Lebenserfahrung begegnet?
Ja genau, diese Art von Außenseiterin mit trübsinnigen Stolpersteinen auf ihrem Lebenspfad!
ASMR Fragances saugt mir die diffusen Erinnerungen an längst vergangenen Tagen aus den Fingern.
Zisch!
Irgendwann in den 1990er. Das kenne ich irgendwo her, doch der Nebel über der Bucht versperrt mir die olfaktorische Sicht.
Und schon stolpere ich über nasse, algenbewachsene Kieselsteine und lande mit der Nase fast auf einer schluchzenden Auster. Ihre Schale duftet entfernt nach Acqua di Sale , aber sanfter. Sie mag also Indie, sehr sympathisch.
Erschreckt und verstört verschließt sie sich. Ich halte etwas Abstand, um ihr die Angst zu nehmen.
Der Nebel will einfach nicht aufklaren und hüllt uns beide in tristem Meeresgrau ein.
Um ihr meine friedlichen Absichten zu zeigen, spiele ich ihr Horror Head von Curve vor.
So langsam öffnet sie ihre Schale und blickt mich traurig an.
Synthetisches der weit entfernten Hafenanlage durchdringt den Nebel und löst einen leichten Hustenreiz aus. Was die wohl ins Meer kippen?
Aufgetürmte, cremige Schaumkronen in der Ferne lassen die Weite der Bucht erahnen.
Und dann erzählt sie mir ihre Geschichte.
Sie hatte diesen zermürbenden Wettbewerb ihrer Schwestern satt.
Jede prahlte mit der ach so unerreichbaren Schönheit ihrer jeweiligen Perle.
Cremig weiß, elegant grau, zart rosé, mineralisch schwarz.
Aufgewehte Gischt läßt die Auster pausieren, sie ist den Tränen nahe.
Denn ihre Perle war anders, nicht rund, eher flach. Die ungenaue Kontur formte eine abstrakte Bucht, eine kleinere Perle umschließend. Und sie umfaßte jegliche der genanten Schattierungen.
Diese Perle wurde ihr zum Verhängnis, ausgestoßen wurde sie aus dem Austernnest.
Eine Welle bricht vor uns und wirbelt süßlichen Moschus auf.
Verstoßen, eingeschüchtert und in großer Lebensgefahr machte sie sich auf die Suche nach einem sicheren Hafen.
Mit aller Kraft kämpfte sie gegen die Meeresströmung an und erblickte die schutzbietenden Steine einer Mole in der Ferne.
Süßlich roch es inmitten dieser Eintönigkeit.
Noch ein paar anstrengende Züge, dann hätte sie es geschafft.
Doch plötzlich wurde der Meeresgrund aufgewirbelt und ein großes Petermännchen sprang zu ihr hoch!
Sein giftiger Stachel schmetterte an ihrer harten Schale ab und konnte sie nicht betäuben.
Aber der aufgebrachte Fisch ließ nicht ab und verschlang sie an einem Stück mit weit aufgerissenem Maul!
Aller Lebenshoffnung beraubt wagte sie einen letzten Widerstand.
Sie klammerte sich mit ihrem flexiblen Fleisch an den empfindlichen Stellen des Rachens ihres Angreifers fest und löste so einen Würgreflex aus.
Eine Welle aus Calone, Moschus und Ambroxan spuckte sie mit voller Kraft aus und sie flog bis an den Strand.
Sie war vorerst gerettet!
Der starke Geruch legte sich schnell und wurde von diesem gräulichen Nebel umschlungen.
Mich überkommt eine tiefe Traurigkeit und Panik, als ich ihrer rauen Stimme lausche.
Sie droht zu vertrocknen!
Vorsichtig hebe ich sie an und bringe sie so schnell ich kann zur Mole.
Ich muss eine sichere Stelle finden, weder Möwen noch Fische dürfen ihr zu nahe kommen.
Das Wasser reicht mir schon bis zum Hemd, als ich die schützenden Steine finde.
Ganz behutsam lege ich sie hin, geborgen von wehenden Algen im Wasser.
Dann lächelt sie zum ersten Mal ganz sanft und ruht sich aus.
Zum Abschied läßt sie mir ihre wunderschöne Perle sehen, eigenartig vollkommen wie sie es ist.
Ich mache mich im Nebel auf entlang der Bucht. Ein Hauch Ambroxan färbt die Stimmung bläulicher, der Moschus versüßt mir den mühsamen Gang mit nasser Hose.
Dieses Mal muss ich nicht an der Tür des Flunderstübchens klopfen und ein Passwort nennen.
Die Kunde ist bereits von Möwen hierher getragen worden, und alle warten gespannt auf die Geschichte dieser tapferen Heldin.
Eine Runde wird spendiert und aus der Musikbox erklingt von Blue Öyster Cult „Don't Fear The Reaper“.
Und Zackenbarsch Ole, in La Voile Rouge eingenebelt, winkt mich zum besten Tisch des Lokals.
In gemütlicher Runde spinne ich meinen Seemannsgarn.
Ja genau, diese Art von Außenseiterin mit trübsinnigen Stolpersteinen auf ihrem Lebenspfad!
ASMR Fragances saugt mir die diffusen Erinnerungen an längst vergangenen Tagen aus den Fingern.
Zisch!
Irgendwann in den 1990er. Das kenne ich irgendwo her, doch der Nebel über der Bucht versperrt mir die olfaktorische Sicht.
Und schon stolpere ich über nasse, algenbewachsene Kieselsteine und lande mit der Nase fast auf einer schluchzenden Auster. Ihre Schale duftet entfernt nach Acqua di Sale , aber sanfter. Sie mag also Indie, sehr sympathisch.
Erschreckt und verstört verschließt sie sich. Ich halte etwas Abstand, um ihr die Angst zu nehmen.
Der Nebel will einfach nicht aufklaren und hüllt uns beide in tristem Meeresgrau ein.
Um ihr meine friedlichen Absichten zu zeigen, spiele ich ihr Horror Head von Curve vor.
So langsam öffnet sie ihre Schale und blickt mich traurig an.
Synthetisches der weit entfernten Hafenanlage durchdringt den Nebel und löst einen leichten Hustenreiz aus. Was die wohl ins Meer kippen?
Aufgetürmte, cremige Schaumkronen in der Ferne lassen die Weite der Bucht erahnen.
Und dann erzählt sie mir ihre Geschichte.
Sie hatte diesen zermürbenden Wettbewerb ihrer Schwestern satt.
Jede prahlte mit der ach so unerreichbaren Schönheit ihrer jeweiligen Perle.
Cremig weiß, elegant grau, zart rosé, mineralisch schwarz.
Aufgewehte Gischt läßt die Auster pausieren, sie ist den Tränen nahe.
Denn ihre Perle war anders, nicht rund, eher flach. Die ungenaue Kontur formte eine abstrakte Bucht, eine kleinere Perle umschließend. Und sie umfaßte jegliche der genanten Schattierungen.
Diese Perle wurde ihr zum Verhängnis, ausgestoßen wurde sie aus dem Austernnest.
Eine Welle bricht vor uns und wirbelt süßlichen Moschus auf.
Verstoßen, eingeschüchtert und in großer Lebensgefahr machte sie sich auf die Suche nach einem sicheren Hafen.
Mit aller Kraft kämpfte sie gegen die Meeresströmung an und erblickte die schutzbietenden Steine einer Mole in der Ferne.
Süßlich roch es inmitten dieser Eintönigkeit.
Noch ein paar anstrengende Züge, dann hätte sie es geschafft.
Doch plötzlich wurde der Meeresgrund aufgewirbelt und ein großes Petermännchen sprang zu ihr hoch!
Sein giftiger Stachel schmetterte an ihrer harten Schale ab und konnte sie nicht betäuben.
Aber der aufgebrachte Fisch ließ nicht ab und verschlang sie an einem Stück mit weit aufgerissenem Maul!
Aller Lebenshoffnung beraubt wagte sie einen letzten Widerstand.
Sie klammerte sich mit ihrem flexiblen Fleisch an den empfindlichen Stellen des Rachens ihres Angreifers fest und löste so einen Würgreflex aus.
Eine Welle aus Calone, Moschus und Ambroxan spuckte sie mit voller Kraft aus und sie flog bis an den Strand.
Sie war vorerst gerettet!
Der starke Geruch legte sich schnell und wurde von diesem gräulichen Nebel umschlungen.
Mich überkommt eine tiefe Traurigkeit und Panik, als ich ihrer rauen Stimme lausche.
Sie droht zu vertrocknen!
Vorsichtig hebe ich sie an und bringe sie so schnell ich kann zur Mole.
Ich muss eine sichere Stelle finden, weder Möwen noch Fische dürfen ihr zu nahe kommen.
Das Wasser reicht mir schon bis zum Hemd, als ich die schützenden Steine finde.
Ganz behutsam lege ich sie hin, geborgen von wehenden Algen im Wasser.
Dann lächelt sie zum ersten Mal ganz sanft und ruht sich aus.
Zum Abschied läßt sie mir ihre wunderschöne Perle sehen, eigenartig vollkommen wie sie es ist.
Ich mache mich im Nebel auf entlang der Bucht. Ein Hauch Ambroxan färbt die Stimmung bläulicher, der Moschus versüßt mir den mühsamen Gang mit nasser Hose.
Dieses Mal muss ich nicht an der Tür des Flunderstübchens klopfen und ein Passwort nennen.
Die Kunde ist bereits von Möwen hierher getragen worden, und alle warten gespannt auf die Geschichte dieser tapferen Heldin.
Eine Runde wird spendiert und aus der Musikbox erklingt von Blue Öyster Cult „Don't Fear The Reaper“.
Und Zackenbarsch Ole, in La Voile Rouge eingenebelt, winkt mich zum besten Tisch des Lokals.
In gemütlicher Runde spinne ich meinen Seemannsgarn.
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