Illustrated Series

Vetiverus 2012

Soap
16.07.2021 - 11:16 Uhr
12
Top Rezension
10
Preis
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Green in Black

Vetiverus ist einer der vier Avant-Garden Lab Düfte, die ich kürzlich getestet habe. Und er ist einer, der aus dem Quartet ( Veil , Nebulae Series - Orion Eau de Parfum , Ambergreen , Vetiverus ) deutlich hervorsticht, durch seine - wenn auch nur vermeintliche - Natürlichkeit.

Der Duft startet herbsüß und teerig-rauchig: als hätte man fleischige, bernsteinfarbene Trockenaprikosen aufgerissen und sie sogleich genussvoll durch eine Schale Teer gezogen.

Diese harsche und herbe Kombi mag durchaus animalisch anmuten - mir kommt jedoch Salamanca in den Sinn: aber gut abgestimmt mit der Urversion von Bat (2015).

Vetiverus könnte locker aus der Ideenkiste von Dr. Ellen Covey stammen - so überraschend erscheint er zu den ansonsten monothematischen und sorgenbefreiten Synthetik-Experimenten aus dem Lab des Avantgärtners Oliver Valverde.

Teerige Rauchnoten und herbe, überreife, fruchtledrige Süße erzeugen hier einen wunderbaren und wandlungsfähigen, mittelschweren Duft:

Auf Kleidung gesprüht, verfangen sich die ersten Akkorde im Stoff, und erstarren.

Auf der Haut entfaltet sich dagegen - nach mehreren Stunden - ein grüner Vetiver mit einem schönen Osmanthus-Einschlag. Ich als Hobby-Nase, glaube hier beide Noten gut wahrnehmen zu können, und der lange schwarze Asphaltweg durch den feuchtwarmen Fruchtleder-Dschungel gefällt mir ausgesprochen gut.

Teer und Rauch mit Blumen oder Früchten zu garnieren, ist wohl nicht mehr die absolute Avantgarde, dennoch ist Vetiverus mit seinen zwei Zündstufen - der schönen Metamorphose aus dem Süßen und Pechschwarzen ins Grüne und Spritzige, kaum eine Provokation, sondern eine recht gut durchdachte Komposition.

Dass Ambergreen mit seiner Gemüsefrische die Lorbeeren der Preisrichter seinerzeit eingesackt hatte, ist irgendwie verständlich; Vetiverus erschien da, so scheint mir, nicht groß auf dem Radar - zu unrecht, meiner Meinung nach. Ein bemerkenswert wuchtiges Zeug, ein mutiges olfaktorisches Experiment - und ein gelungenes obendrein.
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