22.02.2015 - 12:10 Uhr

Gaukeleya
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Gaukeleya
Top Rezension
47
Der Knall der Pinata
Zu Harry Lehmann ist hier schon viel gesagt worden. Ich selbst war noch nicht in seinem legendären Berliner Laden, werde es aber in nicht allzuferner Zukunft sein, und so lange muss ich mich noch mit diversen Abfüllungen, die mir von einem lieben User gespendet wurden, über die Runden bringen. Lieben Dank an dieser Stelle!
Da ist z.B. Bahia. Bahia, so belese ich mich rasch oberflächlich, ist ein Bundesstaat im Nordosten Brasiliens, dessen Hauptstadt Salvador den grössten Strassenkarneval der Welt haben soll.
Nun, ich gestehe, dass ich diese Kleinstinfo erst las, als ich Bahia schon stundenlang auf der Haut hatte und sich bereits folgende diffuse Bilder und Gefühle formiert hatten - Karneval direkt gehörte nicht dazu.
Aber Sonne. Wärme. Bunte Farben. Unbeschwertheit. Lachen. Fröhliche Musik. Hüftschwung. Kesses Lächeln. Kokette Wimpernaufschläge.
Knallbunt und beschwingt-süss wie der Candy-Regen aus einer erfolgreich zerschlagenen Pinata ergiesst sich der Duft auf meine Haut. Herausfliegende Zimt-Kaugummis und Kirschlollies dominieren eindeutig das Duftgeschehen, die vereinzelten Mandelplätzchen und Zitrusdrops sind eher zu vernachlässigen.
Ein würzig kandiertes Röslein sehe ich noch vor dem blauen Himmel tanzen, saftig rot, alles ist auch eine Explosion der Farben: das satte Strahlegelb der Sonne, der knallblaue Himmel, das fröhliche Vollrot der Rose.
Das hört sich fast etwas schmerzhaft für die Sinne sensibler Duftuser an, doch seltsamerweise ist es das gar nicht. Trotz einer beachtlichen Sillage und des süss-bunten Durcheinanders geht Bahia eine parfümige Opulenz oder synthetische Kopfschmerznotenhaftigkeit völlig ab.
In seiner Lieblichkeit hat er etwas Leichtes und Helles, weswegen ich ihn trotz der vollmundigen Wintergourmandattitude (Zimt, Kirsche) nicht der kalten Jahreszeit zuordnen würde, sondern einem warmen, sonnigen Sommertag oder -abend.
Bahia braucht Wärme und Helligkeit, Bahia *gibt* Wärme und Helligkeit. Ich fühle mich geflutet von Sommerassoziationen, und wenn ich dem Duft nur *eine* Farbe geben dürfte, dann wäre es ein sattes Orange. Am besten ein sattes Lack-Orange.
Mich wundert, dass hier nicht auch Orangenblüten angegeben sind, könnte ich doch schwören, sie auch herauszuschnuppern, aber vielleicht spielt mir meine Wahrnehmung nur einen Streich und die visuelle Seite ist so stark, dass ich etwas zu riechen meine, was ich doch eigentlich nur sehe vor meinem inneren Auge.
Ich empfinde Bahia als einen recht jungen Duft, sehe darin eher eine junge Frau, vielleicht sogar einen Teenager, ein wenig kess, ein wenig kokett, jedoch von erfrischender Natürlichkeit und ohne Zickenallüren (ja, ja, ich weiss, das fällt wohl in die Kategorie Wunschdenken, aber sei´s drum).
Doch auch die erwachsene Frau kann Bahia problemlos tragen, ohne sich albern vorzukommen, das mag an der trockenen, etwas würzigen Holznote liegen, die sich im weiteren Verlauf immer deutlicher untermogelt und dem Duft zunehmend einen Hauch von Souveränität und erwachsener Gelassenheit mitgibt. Oder einfach nur daran, dass Eigenschaften wie Freundlichkeit, Charme, Heiterkeit, Herzenswärme und Fröhlichkeit keine Frage des Alters, sondern der Persönlichkeit sind.
Und die Herren? Hier als unisex eingeordnet und scheinbar auch vielfach so empfunden, fände ich es interessant, diesen Duft einmal an einem Vertreter des starken Geschlechts zu schnuppern und zu schauen, wie sich die bunte Lieblichkeit hier entfaltet :-)
Eines aber weiss ich schon einmal ganz sicher: wenn ich in Harry Lehmanns Laden stehe, wird der schöne, gut gemachte Bahia der erste Duft sein, den ich mir grosszügig einschenken lasse und mit nach Hause nehme.
-------
Kleines Edit 23.2.15: im Drydown vernehme ich etwas deutlich Warmblütiges, was ich vielleicht der Anwesenheit eines heimlichen Tuberöschens zuschreiben möchte, und Bahia wirkt in diesem Stadium deutlich gereifter. Aber immer noch fröhlich und sonnenwarm, nur steht die Sonne ein wenig tiefer nun ;-)
Da ist z.B. Bahia. Bahia, so belese ich mich rasch oberflächlich, ist ein Bundesstaat im Nordosten Brasiliens, dessen Hauptstadt Salvador den grössten Strassenkarneval der Welt haben soll.
Nun, ich gestehe, dass ich diese Kleinstinfo erst las, als ich Bahia schon stundenlang auf der Haut hatte und sich bereits folgende diffuse Bilder und Gefühle formiert hatten - Karneval direkt gehörte nicht dazu.
Aber Sonne. Wärme. Bunte Farben. Unbeschwertheit. Lachen. Fröhliche Musik. Hüftschwung. Kesses Lächeln. Kokette Wimpernaufschläge.
Knallbunt und beschwingt-süss wie der Candy-Regen aus einer erfolgreich zerschlagenen Pinata ergiesst sich der Duft auf meine Haut. Herausfliegende Zimt-Kaugummis und Kirschlollies dominieren eindeutig das Duftgeschehen, die vereinzelten Mandelplätzchen und Zitrusdrops sind eher zu vernachlässigen.
Ein würzig kandiertes Röslein sehe ich noch vor dem blauen Himmel tanzen, saftig rot, alles ist auch eine Explosion der Farben: das satte Strahlegelb der Sonne, der knallblaue Himmel, das fröhliche Vollrot der Rose.
Das hört sich fast etwas schmerzhaft für die Sinne sensibler Duftuser an, doch seltsamerweise ist es das gar nicht. Trotz einer beachtlichen Sillage und des süss-bunten Durcheinanders geht Bahia eine parfümige Opulenz oder synthetische Kopfschmerznotenhaftigkeit völlig ab.
In seiner Lieblichkeit hat er etwas Leichtes und Helles, weswegen ich ihn trotz der vollmundigen Wintergourmandattitude (Zimt, Kirsche) nicht der kalten Jahreszeit zuordnen würde, sondern einem warmen, sonnigen Sommertag oder -abend.
Bahia braucht Wärme und Helligkeit, Bahia *gibt* Wärme und Helligkeit. Ich fühle mich geflutet von Sommerassoziationen, und wenn ich dem Duft nur *eine* Farbe geben dürfte, dann wäre es ein sattes Orange. Am besten ein sattes Lack-Orange.
Mich wundert, dass hier nicht auch Orangenblüten angegeben sind, könnte ich doch schwören, sie auch herauszuschnuppern, aber vielleicht spielt mir meine Wahrnehmung nur einen Streich und die visuelle Seite ist so stark, dass ich etwas zu riechen meine, was ich doch eigentlich nur sehe vor meinem inneren Auge.
Ich empfinde Bahia als einen recht jungen Duft, sehe darin eher eine junge Frau, vielleicht sogar einen Teenager, ein wenig kess, ein wenig kokett, jedoch von erfrischender Natürlichkeit und ohne Zickenallüren (ja, ja, ich weiss, das fällt wohl in die Kategorie Wunschdenken, aber sei´s drum).
Doch auch die erwachsene Frau kann Bahia problemlos tragen, ohne sich albern vorzukommen, das mag an der trockenen, etwas würzigen Holznote liegen, die sich im weiteren Verlauf immer deutlicher untermogelt und dem Duft zunehmend einen Hauch von Souveränität und erwachsener Gelassenheit mitgibt. Oder einfach nur daran, dass Eigenschaften wie Freundlichkeit, Charme, Heiterkeit, Herzenswärme und Fröhlichkeit keine Frage des Alters, sondern der Persönlichkeit sind.
Und die Herren? Hier als unisex eingeordnet und scheinbar auch vielfach so empfunden, fände ich es interessant, diesen Duft einmal an einem Vertreter des starken Geschlechts zu schnuppern und zu schauen, wie sich die bunte Lieblichkeit hier entfaltet :-)
Eines aber weiss ich schon einmal ganz sicher: wenn ich in Harry Lehmanns Laden stehe, wird der schöne, gut gemachte Bahia der erste Duft sein, den ich mir grosszügig einschenken lasse und mit nach Hause nehme.
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Kleines Edit 23.2.15: im Drydown vernehme ich etwas deutlich Warmblütiges, was ich vielleicht der Anwesenheit eines heimlichen Tuberöschens zuschreiben möchte, und Bahia wirkt in diesem Stadium deutlich gereifter. Aber immer noch fröhlich und sonnenwarm, nur steht die Sonne ein wenig tiefer nun ;-)
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