09.01.2020 - 10:24 Uhr

Konsalik
86 Rezensionen

Konsalik
Top Rezension
27
The right dose of darkness and pain
Da mir schon früh ein dichter Bart wuchs, war es mir bereits mit 16, 17 Jahren ein Leichtes, unbehelligt Clubs zu besuchen, in denen meinereiner eigentlich noch nichts zu suchen gehabt hätte. Anfang der 2000er verfügten entsprechende Metal- und Gothicschuppen noch über eine recht eindeutige Duftsignatur, die ich freilich (frühreif, wie ich nun einmal war) in erster Linie innerhalb der Vitalsphäre junger Frauen in zerrissenen, schwarzen Strumpfhosen wahrgenommen habe. Der Geruch ("Duft" mag man es kaum nennen) einschlägig-eindimensionaler Patchouli-Parfums hat sich also in dieser Prägephase mit unauslöschlichen Assoziationen gesättigt: Die Aufregung vor dem nur halb erlaubten Ausgehen am Wochenende; das Zusammenfinden der "Gang" an der Straßenbahnhaltestelle; die zu Iron Maiden und Co. gestürmte Tanzfläche; das verschwitzte Gespräch mit dem mindestens sechs Jahre älteren Mädchen an der Bar, an die man eh nicht herankommen würde; die heißen Ohren, als es dann entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch klappte; die Melancholie, als man nach einem halben Jahr zum letzten Mal aus ihrer Wohnung trat...
Kurz: Patchouli ist für mich nicht Hippie und unisex, sondern jung, weiblich, düster und bittersüß-schmerzlich. Daher dachte ich immer, dass ich Düfte mit dominantem Patchouli stets nur mögen, nie aber tragen können würde. Die vielen wohlwollenden, die Dezenz der Komposition betonenden Rezensionen und Statements zu Harry Lehmanns "Singapore Patchouly" haben mich aber doch zum Blindkauf bewogen.
Die erste Minute nach dem Aufsprühen erfreut ein süß-alkoholischer und zugleich würzig-holziger Akkord, der mich an ältere, im Sherryfass gereifte Single Malts denken lässt (Glendronach, anyone?), bevor der klassische Patch-Cocktail aus Waldboden und Rindenmulch sich zum ersten Mal bemerkbar macht und bis zum Ende anhält. Dennoch bleibt der Gesamteindruck über den gesamten Duftverlauf hinweg mehrschichtig-durchkomponiert, bernsteinfarben und strahlend (den Vergleich mit Ricola, den meine Vorrednerin Gelis anstellte, kann ich durchaus nachvollziehen). Welche Komponenten nun Konkret für diese vergleichsweise deutliche Lebendigkeit und Gewürz-Helligkeit verantwortlich sind, welche die Patchouli-Note sehr gekonnt einhegen, ohne sie zu überlagern, kann ich nicht genau sagen; ein Problem, das sich bei Lehmann-Düften bekanntlich nicht selten stellt. Neben einer Winzigkeit Moschus und Fougère-Tönen meine ich auch einige eingearbeitete Aldehyde im Hintergrund wahrzunehmen, welche die Komposition aufhellen und ihr einen leicht wächsernen Schmelz verleihen. Die Haltbarkeit ist zwar keineswegs außergewöhnlich, zeigt aber eine lehmanntypisch lineare Degradation, d.h. der Duft knickt nicht nach zwei oder drei Stunden schlagartig zu einem hautnahen Hauch um. Schön!
So kann ich Patchouli mögen UND tragen, denn mein für Melancholie anfälliges Herz bleibt (beinahe) unbestürmt.
Kurz: Patchouli ist für mich nicht Hippie und unisex, sondern jung, weiblich, düster und bittersüß-schmerzlich. Daher dachte ich immer, dass ich Düfte mit dominantem Patchouli stets nur mögen, nie aber tragen können würde. Die vielen wohlwollenden, die Dezenz der Komposition betonenden Rezensionen und Statements zu Harry Lehmanns "Singapore Patchouly" haben mich aber doch zum Blindkauf bewogen.
Die erste Minute nach dem Aufsprühen erfreut ein süß-alkoholischer und zugleich würzig-holziger Akkord, der mich an ältere, im Sherryfass gereifte Single Malts denken lässt (Glendronach, anyone?), bevor der klassische Patch-Cocktail aus Waldboden und Rindenmulch sich zum ersten Mal bemerkbar macht und bis zum Ende anhält. Dennoch bleibt der Gesamteindruck über den gesamten Duftverlauf hinweg mehrschichtig-durchkomponiert, bernsteinfarben und strahlend (den Vergleich mit Ricola, den meine Vorrednerin Gelis anstellte, kann ich durchaus nachvollziehen). Welche Komponenten nun Konkret für diese vergleichsweise deutliche Lebendigkeit und Gewürz-Helligkeit verantwortlich sind, welche die Patchouli-Note sehr gekonnt einhegen, ohne sie zu überlagern, kann ich nicht genau sagen; ein Problem, das sich bei Lehmann-Düften bekanntlich nicht selten stellt. Neben einer Winzigkeit Moschus und Fougère-Tönen meine ich auch einige eingearbeitete Aldehyde im Hintergrund wahrzunehmen, welche die Komposition aufhellen und ihr einen leicht wächsernen Schmelz verleihen. Die Haltbarkeit ist zwar keineswegs außergewöhnlich, zeigt aber eine lehmanntypisch lineare Degradation, d.h. der Duft knickt nicht nach zwei oder drei Stunden schlagartig zu einem hautnahen Hauch um. Schön!
So kann ich Patchouli mögen UND tragen, denn mein für Melancholie anfälliges Herz bleibt (beinahe) unbestürmt.
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