22.04.2016 - 14:44 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
26
Keine aus hundertunddreißig
Die angebliche Limette habe ich erst anhand der Ansagen hier identifiziert. Ich hätte auf halb reife und entsprechend saure Brombeere getippt. Oder meinetwegen Himbeere. Nun mag man denken: ‚Och nööö, nicht schon wieder ein Lederduft mit Himbeere‘. Das wäre allerdings verfrüht, French Leather kriegt die Kurve, nämlich die Frucht in den Griff. Dauert ein bisschen, aber egal.
Der sogenannte Wildleder-Akkord lässt sich von Beginn an spüren, dazu später mehr. Ihm gesellt sich rasch eine sacht störende Würz-Note bei. Noch vor Lektüre der Angaben kam mir dafür Wacholder in den Sinn – passt also. Mit „störend“ meine ich nicht „nervig“, sondern kontrastierend, reizend, provozierend.
Aus Frucht wird allmählich Rose. Keine aus dem Garten. Ich habe dort weit über hundert Sorten stehen und im Original riechen die nicht so. French Leather beschränkt sich auf jenes Grund-Charakteristikum, welches allen gemein ist und einzig tautologisch mit dem Begriff „rosig“ beschrieben werden kann. Im Stil ist diese Note durch die innige Verbindung mit der der Rose verblüffend ähnlichen Leder-Note nahe an Montale, bloß eleganter und nicht derart überdreht. Ohnehin hat mich vor einiger Zeit der Verdacht beschlichen, dass Rosen- und Lederduft zuweilen mehr miteinander zu tun haben, als ich bislang ahnte.
Nach rund einer Stunde ist die Transformation Frucht zu Rose insofern abgeschlossen, als French Leather jetzt ein engmaschiger Rose-Rose-Rose-Leder Duft ist, dem lediglich für eine weitere reichliche Stunde ein süßlicher Campino-Fruchtbonbon-Einschlag verbleibt. Das tut in diesem Kontext ganz gut, denn es macht den Duft inhaltsreicher und un-montale-iger. Gleichwohl geht ‚mitreißend‘ anders, da hätte ich von einem Irish-Leather-Geschwist einen Zacken mehr an Fingerschnipp-Effekt erwartet. Der Wacholder-Stör-Ton hätte zum Beispiel markanter ausfallen dürfen.
Ab der dritten Stunde rückt das Leder in einer langsamen Schwerpunktverschiebung stärker in den Vordergrund. Sehr edel, zunächst nichts Raues oder Derbes darin, solches liefert – in Maßen - erst eine neuerliche Drift im Duft-Charakter, die mit dem Auftreten von Harz um die Mittagszeit einsetzt und sich den gesamten Nachmittag Zeit lässt. Ebenso dezent durchgeführt wie zuvor und wiederum ohne Verdrängung des Bisherigen.
Die behutsame Einbeziehung von Harz bietet nun einen Anlass, den Leder-Variations-Faden von oben abermals aufzunehmen und zu einer heroischen Vermutung zu verknoten: Womöglich wollte Memo mit diesem Duft einen auf „Leder mal anders“ machen und hat – wo wir begrifflich bereits bei „Akkord“ sind – versucht, von einem Veilchen-Halspastillen-Leder-Grundton her zum einen aus der Rose, zum anderen (freilich weniger deutlich) aus Harz ledrige Aspekte im Sinne einer Oberstimme rauszukitzeln. Das dürfte zwar als gelungen bezeichnet werden, der erzielte Geruchseindruck selbst ist jedoch nicht „mal anders“ geraten, hält sich vielmehr im konventionellen Rahmen. Dennoch finde bzw. fände ich solche Ideen prima.
Diffus unterlegt ist das French-Leather-Hinterteil zudem von einem Hauch Grün, für den mir nicht allein der Muskatellersalbei verantwortlich scheint. Vielleicht eine grasige Anleihe aus dem älteren Geschwist Irish Leather.
Fazit: Gut, solide, universell tragbar und absolut unisex. Trifft nicht hundertpro meinen Geschmack, Irish Leather gefiel mir besser. Macht trotzdem Lust, Italien und Afrika auch zu testen.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
Der sogenannte Wildleder-Akkord lässt sich von Beginn an spüren, dazu später mehr. Ihm gesellt sich rasch eine sacht störende Würz-Note bei. Noch vor Lektüre der Angaben kam mir dafür Wacholder in den Sinn – passt also. Mit „störend“ meine ich nicht „nervig“, sondern kontrastierend, reizend, provozierend.
Aus Frucht wird allmählich Rose. Keine aus dem Garten. Ich habe dort weit über hundert Sorten stehen und im Original riechen die nicht so. French Leather beschränkt sich auf jenes Grund-Charakteristikum, welches allen gemein ist und einzig tautologisch mit dem Begriff „rosig“ beschrieben werden kann. Im Stil ist diese Note durch die innige Verbindung mit der der Rose verblüffend ähnlichen Leder-Note nahe an Montale, bloß eleganter und nicht derart überdreht. Ohnehin hat mich vor einiger Zeit der Verdacht beschlichen, dass Rosen- und Lederduft zuweilen mehr miteinander zu tun haben, als ich bislang ahnte.
Nach rund einer Stunde ist die Transformation Frucht zu Rose insofern abgeschlossen, als French Leather jetzt ein engmaschiger Rose-Rose-Rose-Leder Duft ist, dem lediglich für eine weitere reichliche Stunde ein süßlicher Campino-Fruchtbonbon-Einschlag verbleibt. Das tut in diesem Kontext ganz gut, denn es macht den Duft inhaltsreicher und un-montale-iger. Gleichwohl geht ‚mitreißend‘ anders, da hätte ich von einem Irish-Leather-Geschwist einen Zacken mehr an Fingerschnipp-Effekt erwartet. Der Wacholder-Stör-Ton hätte zum Beispiel markanter ausfallen dürfen.
Ab der dritten Stunde rückt das Leder in einer langsamen Schwerpunktverschiebung stärker in den Vordergrund. Sehr edel, zunächst nichts Raues oder Derbes darin, solches liefert – in Maßen - erst eine neuerliche Drift im Duft-Charakter, die mit dem Auftreten von Harz um die Mittagszeit einsetzt und sich den gesamten Nachmittag Zeit lässt. Ebenso dezent durchgeführt wie zuvor und wiederum ohne Verdrängung des Bisherigen.
Die behutsame Einbeziehung von Harz bietet nun einen Anlass, den Leder-Variations-Faden von oben abermals aufzunehmen und zu einer heroischen Vermutung zu verknoten: Womöglich wollte Memo mit diesem Duft einen auf „Leder mal anders“ machen und hat – wo wir begrifflich bereits bei „Akkord“ sind – versucht, von einem Veilchen-Halspastillen-Leder-Grundton her zum einen aus der Rose, zum anderen (freilich weniger deutlich) aus Harz ledrige Aspekte im Sinne einer Oberstimme rauszukitzeln. Das dürfte zwar als gelungen bezeichnet werden, der erzielte Geruchseindruck selbst ist jedoch nicht „mal anders“ geraten, hält sich vielmehr im konventionellen Rahmen. Dennoch finde bzw. fände ich solche Ideen prima.
Diffus unterlegt ist das French-Leather-Hinterteil zudem von einem Hauch Grün, für den mir nicht allein der Muskatellersalbei verantwortlich scheint. Vielleicht eine grasige Anleihe aus dem älteren Geschwist Irish Leather.
Fazit: Gut, solide, universell tragbar und absolut unisex. Trifft nicht hundertpro meinen Geschmack, Irish Leather gefiel mir besser. Macht trotzdem Lust, Italien und Afrika auch zu testen.
Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
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