A*Men Pure Malt 2009

Apicius
30.10.2010 - 17:30 Uhr
34
Hilfreiche Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft

Neulich im Glen Fiddich oder warum Pure Malt schon wieder eingestellt ist

Na, das habe ich mir anders vorgestellt: die wilde Westküste Schottlands, eine stürmische Herbstnacht. Gischt spritzt über die Klippen, der Wind zerreißt die Nebelschwaden, Regen setzt ein. Der Motor des alten Landrovers röhrt, Kurve um Kurve folgt er der schmalen Single Track Road durch Heide und Moor, das Küstengebirge hinauf.

Dort, auf der Passhöhe, zeichnet sich die Silhouette der alten Richtstätte ab. Die Fundamente des Galgens sind erhalten, ein knorriger Stamm steckt noch drin. So manch ein Parfumpanscher fand hier ein unrühmliches Ende. Plötzlich stockt der Motor, röchelt, kommt zum Stehen, geht schließlich aus. Nur der immer lauter auf das Blech prasselnde Regen ist jetzt noch zu hören.

Da - ein Blitz, ein Donnerschlag, und für den Bruchteil einer Sekunde erkenne ich am Straßenrand eine hagere Gestalt, bleich und durchnässt und hält den Kopf so schief!

„Nehmen Sie mich mit, ich bin schon so lange hier!“
„Was machen Sie denn bei diesem Sauwetter hier oben?“
„Ähm, ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit meinen Kunden.“
„Verstehe, die haben Sie hier zurückgelassen .“
„Ja, gewissermaßen.“
„Das war aber nicht nett, was hat Ihre verehrte Kundschaft denn so erzürnt?“
„Ach, das ist eine lange Geschichte - Sie wissen schon, die Steuer! Und man hat ja auch Kosten - da muss unsereins eben sehen, wo er bleibt, gerade als innovative Unternehmerpersönlichkeit“ - sagt die Gestalt und wackelt mit dem Kopf.
„Und da waren Sie eben besonders innovativ.“
„Ich wollte doch nur Whisky verkaufen!“
„In Schottland? Bei der Konkurrenz?“
„Ja, von wegen! Kein Whisky zum Trinken, sondern als Parfum, zum Sprühen!“
„Tolle Idee! Das muss doch laufen!“
„Es gab Probleme.“
„Welche?“
„Es war ja gar kein Whisky drin!“
„Ach nein? Was denn sonst?“
„Belgisches Bier!“
„Aha - und da verstehen die Schotten keinen Spaß!“
„Aber belgisches Bier ist doch auch was Feines!“
„Warum haben Sie es dann nicht so genannt?“
„Sind Sie verrückt? ‚A*Men Klosterbräu‘ - wie klingt denn das!“
„Jetzt machen Sie mich aber neugierig!“
„Warten Sie, ein Kanister voll ist noch übrig.“

Wie aus dem nichts hält mein neuer Bekannter plötzlich einen großen Kanister in der Hand, macht sich am Verschluss zu schaffen und wackelt immer heftiger mit dem Kopf:

„Wunderbar - ein Meisterwerk! Riechen Sie nur, die feinen Anklänge von geröstetem Gerstenmalz! Und dann die subtile Patchouli-Note, die dem Ganzen diesen erdigen Charakter verleiht! Und diese warme, likörartige Süße! Vollendete Raffinesse und Opulenz! - können wir jetzt bitte losfahren?“
„Leider nein. Ich fürchte, mir ist das Benzin ausgegangen!“
„Was? Dann muss ich jetzt für immer hier bleiben? Das können Sie mir nicht antun!“ - schluchzt der arme Mann und fängt bitterlich an zu heulen.

„Nicht doch, nicht doch! Gerade Sie als innovative Unternehmerpersönlichkeit sollten immer das Beste aus Ihren Möglichkeiten machen!“
„Aber ich habe doch nur noch diesen einen Kanister bei mir!“
„So ein Geländewagen hat einen robusten Motor“
„Und sie meinen…“
„Den Kanister bitte!“
„Für mein Leben gerne!“

…Und so verschwanden die letzten Reste A*Men Pure Malt in den Innereien eines alterschwachen Landrovers, der noch lauter als sonst röhrend durch die Highlands fuhr, eine Fahne belgischen Bieres nach sich ziehend.

(Und Danke an den Spender des Kanisters!)
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