20.12.2018 - 15:47 Uhr
RobGordon
59 Rezensionen
RobGordon
Top Rezension
19
Bruder im Geiste!
Keine weiteren Erzählungen zum eigenen Stammbaum, wie der Titel womöglich verheißt. Duftnamen ringen uns gerne Urteile ab, die mit dem Inhalt wenig gemein haben.
Wir suchen in Düften, die das Prädikat "Oud" im Namen tragen gerne die Holznadel im Dufthaufen und dennoch erweist sich dieser Edelholz-Scheit gerne als scheues Reh. Somit muss auch nicht verwundern, wenn unglückliche Übersetzungen von "Cologne" immer wieder gerne zur Vorstellung allzu dünner Wässerchen führen.
Die Muglers wissen zu täuschen. Schon der kleine grüne Giftzwerg "Mugler Cologne" ist kein Cologne sondern liegt in EdT Konzentration vor und es muss daher auch nicht verwundern, wenn es sich bei beim "Hot Cologne" um ein EdP handelt, fernab von Kurzlebigkeit.
Somit wird das "Cologne" im Namen zum größten gemeinsamen Teiler der beiden Düfte, was mich zu diesem Titel bewegte. Der Preis der "Les Exceptions" Serie ist natürlich abgehoben, das macht den grünen Giftzwerg aber nicht automatisch zu einer Alternative.
"Hot Cologne" ist ein idealer Kompromiss für Duftfreunde, die mit Colognes nichts anfangen können. Er ist keine Sekunde lang seifig und hat auch das Strahlemann Moschus-Heck seines kleinen Bruders nicht. Neroli kann man mit der Lupe suche und dabei scheitern. Je nach Jahreszeit der Verwendung ist die Zitrone im Auftakt dominanter oder kurzlebiger.
Vor Petitgrain muss man sich nicht fürchten, ist es doch gerne Signalgeber für einen Altherrenduft. Hier hat es die Aufgabe die Kaffeenote frischgrün erscheinen zu lassen und das gelingt ausgesprochen gut. Ich würde gerne erwähnen, dass die Note "grüner Kaffee" eine kreative Idee des Mugler-Marketings ist. Weil selbst das Ergebnis kaltgefilterter geröstete Bohne, nicht nach Kaffee riecht sondern maximal nussig.
Würde man versuchen aus grünen Kaffeebohnen tatsächlich ein Absolue herzustellen, wäre das typische Kaffeearoma, das überhaupt erst durch Röstung + heißem Wasser entsteht, nicht gegeben. Neroli ist für mich ein Streichresultat, ebenso wie der Ingwer. Man kann sich das kurze Kitzeln nach dem Auftragen zwar als Ingwer imaginieren, ich habe hier einfach den Alkohol im Verdacht. Jedenfalls nichts das länger hervor sticht, um sich damit eingehend zu beschäftigen.
Im Grunde lebt auch dieser Duft vom beispielhaften Verlauf. Das macht für mich Düfte überhaupt erst aus der Masse hervorstechend, es stimmt die Dosierung aller Duftstoffe, ich habe nie den Eindruck mich mit einem künstlichem Karamell-Macciato angeschüttet zu haben und verneige mich vor dem ineinander fließen
von Petigrain und der richtigen Dosis Kaffee-Absolue [?] das im weiteren Verlauf durch subtile Betonung von Würze noch an Dichte gewinnt, ohne typisch klebrige Gourmand-Themen überhaupt zu strapazieren.
Auf Kardamom hätte ich hier selbst nicht getippt, mir fällt aber auch keine Alternative dazu ein. Die meisten Düfte mit deutlicherer Kardamom-Betonung die ich kenne, haben eine charakteristische Holzspäne-Aura, die mir hier gänzlich fehlt. Könnte natürlich auch als Staffel-Übernehmer dienen, einen Hauch frischer Einsprengsel von der Front in die Basis zu retten um die Idee des grünen Kaffees aufrecht zu erhalten.
Dem Flakondesign würde ich hinsichtlich praktischer Tauglichkeit eine 12/10 bescheinigen. Der Sprühkopf ist abschraubbar und dabei das Gewinde versenkt. Somit erscheint der Flakon wie aus einem Guss und dennoch ist sein Inhalt sehr leicht dekantierbar, sofern gewünscht. Mit seiner Metallumrahmung halt leider auch
ein Fingerabdruckmagnet.
Hot Cologne hat hier wenig Airplay. Ich habe in letzter Zeit mehrere kleine Abfüllungen davon verschenkt und der Duft kam immer gut an, ohne ein Feedback überhaupt einzufordern. Für mich auch ein Plus, dass man ihn das ganze Jahr über tragen kann und der Duft einen Arbeitstag auch im Sommer übersteht, selbst wenn er aus
dem eigenen Wahrnehmungsradar längst entschwunden ist.
Er hat etwas mehr Projektion als der hier mehr geschätzte "Over the Musk", dennoch kein Sillage-Monster. Beide stellen für mich trotz ihrer Schlichtheit den Gipfel dieser Serie dar. Hot Cologne ist als unisex gelistet und dort sehe ich ihn auch gut aufgehoben. Wer rein anhand des Auftakts urteilt, könnte versucht sein, diesen Mugler intuitiv in die Herrenabteilung zu schieben.
Fazit: Ein sehr kreativer Duft, dem, aufgrund seiner ausgesprochen guten Tragbarkeit, nicht die Gelegenheiten hinsichtlich Einsatz fehlen. Mit offensichtlich nicht ganz dem Prestige, das man sich in dieser Preisklasse wohl allzu gerne erwartet.
Ob Hot Cologne in unseren Breiten, die beste Vermarktungsstrategie, für diesen Duft ist und nicht ein allzu schnelles Vorurteil abringt, will ich nicht beurteilen müssen. Schon einmal hat Mugler einen Duft aufgrund der Umstände des Werbeträgers (Pistorius) umbenannt. Einen Teil des abgegebenen Namens für diesen Duft zu nehmen und somit "Hot Shot" zu taufen, wäre von einer Ironie, die zumindest mir sehr sympathisch erschiene.
Wir suchen in Düften, die das Prädikat "Oud" im Namen tragen gerne die Holznadel im Dufthaufen und dennoch erweist sich dieser Edelholz-Scheit gerne als scheues Reh. Somit muss auch nicht verwundern, wenn unglückliche Übersetzungen von "Cologne" immer wieder gerne zur Vorstellung allzu dünner Wässerchen führen.
Die Muglers wissen zu täuschen. Schon der kleine grüne Giftzwerg "Mugler Cologne" ist kein Cologne sondern liegt in EdT Konzentration vor und es muss daher auch nicht verwundern, wenn es sich bei beim "Hot Cologne" um ein EdP handelt, fernab von Kurzlebigkeit.
Somit wird das "Cologne" im Namen zum größten gemeinsamen Teiler der beiden Düfte, was mich zu diesem Titel bewegte. Der Preis der "Les Exceptions" Serie ist natürlich abgehoben, das macht den grünen Giftzwerg aber nicht automatisch zu einer Alternative.
"Hot Cologne" ist ein idealer Kompromiss für Duftfreunde, die mit Colognes nichts anfangen können. Er ist keine Sekunde lang seifig und hat auch das Strahlemann Moschus-Heck seines kleinen Bruders nicht. Neroli kann man mit der Lupe suche und dabei scheitern. Je nach Jahreszeit der Verwendung ist die Zitrone im Auftakt dominanter oder kurzlebiger.
Vor Petitgrain muss man sich nicht fürchten, ist es doch gerne Signalgeber für einen Altherrenduft. Hier hat es die Aufgabe die Kaffeenote frischgrün erscheinen zu lassen und das gelingt ausgesprochen gut. Ich würde gerne erwähnen, dass die Note "grüner Kaffee" eine kreative Idee des Mugler-Marketings ist. Weil selbst das Ergebnis kaltgefilterter geröstete Bohne, nicht nach Kaffee riecht sondern maximal nussig.
Würde man versuchen aus grünen Kaffeebohnen tatsächlich ein Absolue herzustellen, wäre das typische Kaffeearoma, das überhaupt erst durch Röstung + heißem Wasser entsteht, nicht gegeben. Neroli ist für mich ein Streichresultat, ebenso wie der Ingwer. Man kann sich das kurze Kitzeln nach dem Auftragen zwar als Ingwer imaginieren, ich habe hier einfach den Alkohol im Verdacht. Jedenfalls nichts das länger hervor sticht, um sich damit eingehend zu beschäftigen.
Im Grunde lebt auch dieser Duft vom beispielhaften Verlauf. Das macht für mich Düfte überhaupt erst aus der Masse hervorstechend, es stimmt die Dosierung aller Duftstoffe, ich habe nie den Eindruck mich mit einem künstlichem Karamell-Macciato angeschüttet zu haben und verneige mich vor dem ineinander fließen
von Petigrain und der richtigen Dosis Kaffee-Absolue [?] das im weiteren Verlauf durch subtile Betonung von Würze noch an Dichte gewinnt, ohne typisch klebrige Gourmand-Themen überhaupt zu strapazieren.
Auf Kardamom hätte ich hier selbst nicht getippt, mir fällt aber auch keine Alternative dazu ein. Die meisten Düfte mit deutlicherer Kardamom-Betonung die ich kenne, haben eine charakteristische Holzspäne-Aura, die mir hier gänzlich fehlt. Könnte natürlich auch als Staffel-Übernehmer dienen, einen Hauch frischer Einsprengsel von der Front in die Basis zu retten um die Idee des grünen Kaffees aufrecht zu erhalten.
Dem Flakondesign würde ich hinsichtlich praktischer Tauglichkeit eine 12/10 bescheinigen. Der Sprühkopf ist abschraubbar und dabei das Gewinde versenkt. Somit erscheint der Flakon wie aus einem Guss und dennoch ist sein Inhalt sehr leicht dekantierbar, sofern gewünscht. Mit seiner Metallumrahmung halt leider auch
ein Fingerabdruckmagnet.
Hot Cologne hat hier wenig Airplay. Ich habe in letzter Zeit mehrere kleine Abfüllungen davon verschenkt und der Duft kam immer gut an, ohne ein Feedback überhaupt einzufordern. Für mich auch ein Plus, dass man ihn das ganze Jahr über tragen kann und der Duft einen Arbeitstag auch im Sommer übersteht, selbst wenn er aus
dem eigenen Wahrnehmungsradar längst entschwunden ist.
Er hat etwas mehr Projektion als der hier mehr geschätzte "Over the Musk", dennoch kein Sillage-Monster. Beide stellen für mich trotz ihrer Schlichtheit den Gipfel dieser Serie dar. Hot Cologne ist als unisex gelistet und dort sehe ich ihn auch gut aufgehoben. Wer rein anhand des Auftakts urteilt, könnte versucht sein, diesen Mugler intuitiv in die Herrenabteilung zu schieben.
Fazit: Ein sehr kreativer Duft, dem, aufgrund seiner ausgesprochen guten Tragbarkeit, nicht die Gelegenheiten hinsichtlich Einsatz fehlen. Mit offensichtlich nicht ganz dem Prestige, das man sich in dieser Preisklasse wohl allzu gerne erwartet.
Ob Hot Cologne in unseren Breiten, die beste Vermarktungsstrategie, für diesen Duft ist und nicht ein allzu schnelles Vorurteil abringt, will ich nicht beurteilen müssen. Schon einmal hat Mugler einen Duft aufgrund der Umstände des Werbeträgers (Pistorius) umbenannt. Einen Teil des abgegebenen Namens für diesen Duft zu nehmen und somit "Hot Shot" zu taufen, wäre von einer Ironie, die zumindest mir sehr sympathisch erschiene.
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