23.02.2013 - 16:14 Uhr
Bertel
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Bertel
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13
"The superlative iris perfume"
DelRae Roth hat eine Schwäche dafür die von ihr designeten Düfte mit realen Begebenheiten, Personen, Orten aufzuladen, ihnen Empfindungen und Programme wie Anleitungen zum erfolgreichen Erleben mitzugeben.
"Mythique", der erste Duft der 2008 nach Ende der Zusammenarbeit mit Michel Roudnitska nunmehr mit Yann Vasnier entstanden ist, wird aufgeladen durch die Verbindung mit Diana von Poitiers, eine Geliebte/Mätresse Heinrichs II. von Frankreich und damit naturgemäß Widersacherin seiner Gemahlin Katharina von Medici. (DelRae Roth zitiert als Quelle der Inspiration aus einer ihrer ersten Reisen nach Paris ausdrücklich dieses Bildnis eines anonymen Meisters welches im Louvre hängt: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/DianedePoitiers.jpg) Eine für ihre Zeit moderne, kompromisslose, glamouröse und das Schönheitsideal ihrer Zeit prägende Frau, sagt Roth.
Nicht genug damit, auch die Komposition des Duftes folgt einem Programm: im Herzen steht die Florentinische Irisbutter, ein seltenes und entsprechend kostspieliges Extrakt der Iriswurzel das beispielsweise aus Tom Fords "Violet Blonde" bekannt ist. Diese wird kombiniert mit Blumen wie sie im ehemaligen Garten von Diana von Poitiers im Schloss Chenonceau, einem höchst beeindruckenden Loire-Schloss, wohl zu finden waren, unter Verwendung weiterer kostbarer Rohstoffe. "The superlative iris perfume", angeblich. Mein Gott, möchte man DelRae zurufen und sie dabei schütteln, hast Du's nicht ein paar Nummern kleiner?? Ist dergleichen widerlicher Hype wirklich notwendig?? Muss man selbst so dermaßen über die Stränge schlagen und das alles so selbstverliebt von sich behaupten...?
Nun, was soll ich sagen - es wäre sicherlich auch gut ohne dergleichen völlig überflüssiges und für mich äusserst ärgerliches Marketing-Geschwafel gegangen - denn dieser Duft ist leider wirklich unfassbar exzellent... ;-)
Ich nehme diesen Duft ganz anders als die beiden Damen vor mir wahr. "Mythique" ist in essence ein knochentrockener, staubig-silbrig-rauchiger Hauch von unglaublich grandios verbogener Iriswurzel die in ihre staubig-buttrigen Bestandteile förmlich zerfällt.
Die Eröffnung enthält sicherlich die aufgeführten Komponenten Bergamotte, Mandarine und Efeu, alleine bereits auf welche Weise: "Mythique" beginnt bereits in der ersten Sekunde da wo manche der großen traditionellen alten Fougères erst nach Stunden stehen, mit einem wirklich abgrundtiefen moosig-grünen schweren bitteren Ton der mich immer wieder fassunglos staunen lässt wie man mit einer solch dunklen schweren Wucht die viele bis zum Ende nicht hinbekommen bereits eröffnen kann! Die dunkel-herbe Bergamotte und noch mehr die säuerlich-wässrig-süßliche Mandarine können nur wenige Momente schwach aufblitzen, dann ertrinken sie in der krautigen, wuchernden, schwer tiefgrün-blauschwarz-braunen Struktur des Efeu. Boah, was ein Einstieg, der passt aber sowas von nahtlos (auch von der unglaublichen Qualität her!) ins Jahr 1986, beispielsweise. Für mich als Vintage-Freak natürlich ein Traum :-)
Diana hatte wohl nicht wirklich ein beständig sorgenfrei-heiter-sonniges Leben, aber was weiß Frau Roth über ihre Seelenqualen, über die Düsternis und ihre Abgründe was nicht in den Geschichtsbüchern steht sondern durch diesen Duft unglaublich eindrucksvoll transportiert wird...? Ich rieche tiefste Kerker, die gänzliche Abwesenheit von Sonnenlicht, tiefste Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, und doch blüht daraus immer wieder eine unfassbar schöne, in ihrer fahlen silbrig-irrlichternden Schönheit so irritierende trockene Iris. Wie eine durch gleißendes Mondlicht überlagerte Geistererscheinung kann ich auch Jasmin und Pfingstrose hineinfantasieren, sicher, aber das Herz, mein Herz anrührend, ist diese unglaubliche Iris. Ich habe immer wieder verglichen - es gibt weit wonniglich-floraler duftende, rund-tief-breitere, dicht texturiertere und strukturiertere Irise - aber so eine knochentrockene, verschattete, anrührende, abgrundtief verlassene und dabei zutiefst romantische Iris kenne ich kein zweites Mal.
Ja, es gibt auch eine ganz schwache und kaum mehr wahrnehmbare Basis aus Ambrette-Patchouli-Sandelholz, aber die interessiert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr.
Für mich stets eine Offenbarung, in homöopathischen Dosen zu genießen (sonst Reizüberflutung und/oder Abstumpfung), und wohl definitiv die interessanteste und anrührendste Iris die ich kenne. Kann sein dass ich mich da stets in etwas Bizarres hineinsteigere das der Duft als solches gar nicht hergibt, aber es funktioniert zuverlässig und ich liebe es. Ich suche schon wieder den 200%-Knopf ;-)
"Mythique", der erste Duft der 2008 nach Ende der Zusammenarbeit mit Michel Roudnitska nunmehr mit Yann Vasnier entstanden ist, wird aufgeladen durch die Verbindung mit Diana von Poitiers, eine Geliebte/Mätresse Heinrichs II. von Frankreich und damit naturgemäß Widersacherin seiner Gemahlin Katharina von Medici. (DelRae Roth zitiert als Quelle der Inspiration aus einer ihrer ersten Reisen nach Paris ausdrücklich dieses Bildnis eines anonymen Meisters welches im Louvre hängt: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/DianedePoitiers.jpg) Eine für ihre Zeit moderne, kompromisslose, glamouröse und das Schönheitsideal ihrer Zeit prägende Frau, sagt Roth.
Nicht genug damit, auch die Komposition des Duftes folgt einem Programm: im Herzen steht die Florentinische Irisbutter, ein seltenes und entsprechend kostspieliges Extrakt der Iriswurzel das beispielsweise aus Tom Fords "Violet Blonde" bekannt ist. Diese wird kombiniert mit Blumen wie sie im ehemaligen Garten von Diana von Poitiers im Schloss Chenonceau, einem höchst beeindruckenden Loire-Schloss, wohl zu finden waren, unter Verwendung weiterer kostbarer Rohstoffe. "The superlative iris perfume", angeblich. Mein Gott, möchte man DelRae zurufen und sie dabei schütteln, hast Du's nicht ein paar Nummern kleiner?? Ist dergleichen widerlicher Hype wirklich notwendig?? Muss man selbst so dermaßen über die Stränge schlagen und das alles so selbstverliebt von sich behaupten...?
Nun, was soll ich sagen - es wäre sicherlich auch gut ohne dergleichen völlig überflüssiges und für mich äusserst ärgerliches Marketing-Geschwafel gegangen - denn dieser Duft ist leider wirklich unfassbar exzellent... ;-)
Ich nehme diesen Duft ganz anders als die beiden Damen vor mir wahr. "Mythique" ist in essence ein knochentrockener, staubig-silbrig-rauchiger Hauch von unglaublich grandios verbogener Iriswurzel die in ihre staubig-buttrigen Bestandteile förmlich zerfällt.
Die Eröffnung enthält sicherlich die aufgeführten Komponenten Bergamotte, Mandarine und Efeu, alleine bereits auf welche Weise: "Mythique" beginnt bereits in der ersten Sekunde da wo manche der großen traditionellen alten Fougères erst nach Stunden stehen, mit einem wirklich abgrundtiefen moosig-grünen schweren bitteren Ton der mich immer wieder fassunglos staunen lässt wie man mit einer solch dunklen schweren Wucht die viele bis zum Ende nicht hinbekommen bereits eröffnen kann! Die dunkel-herbe Bergamotte und noch mehr die säuerlich-wässrig-süßliche Mandarine können nur wenige Momente schwach aufblitzen, dann ertrinken sie in der krautigen, wuchernden, schwer tiefgrün-blauschwarz-braunen Struktur des Efeu. Boah, was ein Einstieg, der passt aber sowas von nahtlos (auch von der unglaublichen Qualität her!) ins Jahr 1986, beispielsweise. Für mich als Vintage-Freak natürlich ein Traum :-)
Diana hatte wohl nicht wirklich ein beständig sorgenfrei-heiter-sonniges Leben, aber was weiß Frau Roth über ihre Seelenqualen, über die Düsternis und ihre Abgründe was nicht in den Geschichtsbüchern steht sondern durch diesen Duft unglaublich eindrucksvoll transportiert wird...? Ich rieche tiefste Kerker, die gänzliche Abwesenheit von Sonnenlicht, tiefste Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, und doch blüht daraus immer wieder eine unfassbar schöne, in ihrer fahlen silbrig-irrlichternden Schönheit so irritierende trockene Iris. Wie eine durch gleißendes Mondlicht überlagerte Geistererscheinung kann ich auch Jasmin und Pfingstrose hineinfantasieren, sicher, aber das Herz, mein Herz anrührend, ist diese unglaubliche Iris. Ich habe immer wieder verglichen - es gibt weit wonniglich-floraler duftende, rund-tief-breitere, dicht texturiertere und strukturiertere Irise - aber so eine knochentrockene, verschattete, anrührende, abgrundtief verlassene und dabei zutiefst romantische Iris kenne ich kein zweites Mal.
Ja, es gibt auch eine ganz schwache und kaum mehr wahrnehmbare Basis aus Ambrette-Patchouli-Sandelholz, aber die interessiert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr.
Für mich stets eine Offenbarung, in homöopathischen Dosen zu genießen (sonst Reizüberflutung und/oder Abstumpfung), und wohl definitiv die interessanteste und anrührendste Iris die ich kenne. Kann sein dass ich mich da stets in etwas Bizarres hineinsteigere das der Duft als solches gar nicht hergibt, aber es funktioniert zuverlässig und ich liebe es. Ich suche schon wieder den 200%-Knopf ;-)
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